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Die Chemie des Eierfärbens

Ob sanftes Pastell, knallige Farbexplosion oder gewieftes Batik-Muster: Eierfärben lädt zu kreativen Höchstleistungen ein und gehört für viele an Ostern einfach dazu. Doch warum bemalen wir überhaupt Eier? Wieso sollte in die Farbmischung immer auch ein Schuss Essig? Und welche natürlichen Alternativen gibt es, um Eier bunt einzufärben?
AMA, 27.03.2024
Bemalte und unnbemalte Eier, Pinsel und Farbpalette

© Thinnapob, iStock

Eier gelten im Christentum seit jeher als Symbol für die Auferstehung Jesu Christi und somit als Symbol für das Osterfest. Denn von außen wirkt die Schale eines Eies kalt und tot, doch in seinem Inneren entsteht gerade neues Leben. Eier haben sich aber auch deshalb als typisches Ostersymbol etabliert, weil sie früher während der Fastenzeit zusammen mit Fleisch und anderen tierischen Produkten verboten waren. Zum Osterfest, dem Ende der Fastenzeit, hatten sich daher große Mengen Eier angesammelt, die nun als praktische und nahrhafte Geschenke dienten.

Auch das Färben der Ostereier hat eine lange Tradition. Es gilt als belegt, dass schon in den ersten Jahrhunderten nach Christus Eier in Gedenken an das von Jesus vergossene Blut rot bemalt wurden. Noch heute sind solche roten Eier wichtiger Bestandteil christlich-orthodoxer Osterbräuche. Im Laufe der Zeit kamen dann bei uns auch Grün, Blau, Gelb und Schwarz hinzu und es entstanden immer farbenfrohere Muster. Ab dem 12. Jahrhundert wurden einige Eier zusätzlich ausgeblasen und neben dem reinen Färben auch beschrieben und beklebt. 

Essig und Öl lassen Ostereier erstrahlen

Heute ist die Vielfalt verzierter Eier so groß wie nie zuvor. Im Einzelhandel gibt es sogar komplette Sets, die das Färben und Verschönern der Ostereier zum Kinderspiel machen. Doch was genau landet am Ende auf der Eierschale und wie haftet die Farbe daran?

Zu den in der EU zugelassenen Lebensmittelfarben zählen etwa Tartrazin (E 102), Chinolingelb (E 104), Gelborange S (E 110), Azorubin (E 122) und Brillantschwarz (E 151). „Taucht man Eier in eine Lösung mit einem dieser Farbstoffe, dringen die Farbpartikel in die poröse Eierschale ein. Diese besteht zu mehr als 90 Prozent aus Calciumcarbonat (Kalk), stabilisiert von einer Proteinmatrix“, erklärt Apothekerin Julia Borsch in der Deutschen Apotheker Zeitung.

Ihr Tipp für besonders leuchtende Farben: einen Schuss Essig in die Färbeflüssigkeit geben. Die im Essig enthaltene Säure löst den Kalk in der Eierschale ein wenig und vergrößert so die Haftoberfläche für die Farbpartikel. „Außerdem scheinen bei leicht saurem pH-Wert die Farbstoffmoleküle besser an der Oberfläche zu haften, da die Proteine in der Eierschale leicht positiv geladen werden“, so Borsch. Für ein Extra an Glanz kann man die gefärbten Eier noch mit Speck oder Öl einreiben. Das darin enthaltene Fett verschließt auch die Poren in der Schale und sorgt so dafür, dass das Ei länger hält.

Natürliche Färbe-Alternativen für Ostereier
Natürliche Farbstoffe für Ostereier (v.l.n.r.): Carcade, Karkadeh, Kurkuma, Zwiebelhaut und Kaffee.

© KarinaBost, iStock

Natürliche Färbe-Alternativen

Wer seine Ostereier ungern mit synthetischen Farbstoffen verschönern möchte, kann auch auf natürliche Varianten zurückgreifen, muss dann aber mit einem insgesamt blasseren Ergebnis rechnen. Als natürliche Farbstoffe bieten sich vor allem farbintensive Lebensmittelreste an, aus denen man zusammen mit Essig einen Färbesud für die Eier kochen kann. Hier ein paar Beispiele:

  • Hellgelbe Farbe aus Birkenblättern: 30 Gramm Birkenblätter in einen Liter Wasser geben und zehn Minuten lang kochen lassen
  • Goldgelbe Farbe aus Kurkuma: zehn Gramm Kurkumapulver in einen halben Liter Wasser geben und zehn Minuten lang kochen lassen
  • Orangegelbe Farbe aus Karotten: 250 Gramm klein geschnittene Karotten oder Karottenschalen in einen Liter Wasser geben und 30 bis 40 Minuten lang kochen lassen
  • Rote Farbe aus Roter Bete: drei bis vier Knollen Rote Bete schälen und 30 bis 45 Minuten lang kochen lassen. Ebenso geeignet sind die Schalen von roten Zwiebeln.
  • Grüne Farbe aus Spinat: 300 Gramm Spinat mit Wasser bedecken und 30 bis 45 Minuten lang kochen lassen. Ebenso eignet sich Petersilie.
  • Blaue Farbe aus Rotkohl: 200 Gramm Rotkohl kleinschneiden, in einen Liter Wasser geben und eine halbe Stunde lang kochen lassen
  • Goldbraune Farbe aus Zwiebelschalen: mindestens eine Handvoll alter Zwiebelschalen in einen halben Liter Wasser geben und 20 Minuten lang kochen lassen
  • Braune Farbe aus Kaffee: 30 bis 50 Gramm Kaffeepulver oder Kaffeesatz in zwei Liter Wasser geben und 20 bis 30 Minuten lang kochen lassen

Sobald der Sud fertig ist, die Ostereier zehn Minuten lang darin abkochen. Dies verleiht  ihrer Schale die entsprechende Farbe. Lässt man die Pflanzenteile währenddessen drin, entstehen interessante Muster auf den Eiern, ohne die Lebensmittelreste wird die Färbung allerdings gleichmäßiger. Dieser Effekt gelingt auch, indem man die Eier hin und wieder mit einem Löffel bewegt. Wenn die Farbe besonders intensiv sein soll, die Eier nach dem Kochen noch eine Weile im erkaltenden Wasserbad liegen lassen.

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