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Die Pomodoro-Technik: Warum unser Gehirn Lernpausen braucht
Bevor wir mit dem Lernen beginnen, sollen wir uns laut der Pomodoro-Technik eine To-do-Liste erstellen. Sie verschafft uns einen Überblick, was zu tun ist. Dabei können wir schon priorisieren, was jetzt besonders wichtig ist – und was notfalls auch bis später warten kann. Dann geht’s ans Eingemachte – die Uhr wird auf 25 Minuten gestellt und die erste Tomate beginnt. Währenddessen sollten wir alles geben und uns nur auf die Aufgabe konzentrieren.
Meldet die Uhr, dass die Zeit vorbei ist, haben wir uns eine fünf Minuten Pause verdient. Das wiederholen wir dreimal, bis wir schließlich eine längere Pause von etwa 20 bis 30 Minuten machen dürfen. Wer keine Lust hat, die Uhr immer neu einzustellen, kann stattdessen auf eine von vielen Pomodoro-Apps zugreifen, die das übernehmen.
Was sagt die Wissenschaft zur Pomodoro-Technik?
Was sinnvoll klingt, lässt sich wissenschaftlich tatsächlich gar nicht so leicht belegen. Nur wenige Studien haben die Pomodoro-Technik bislang direkt untersucht. Eine niederländische Studie verglich beispielsweise verschiedene Pausenrhythmen und kam zu dem Ergebnis: Wer seine Pausen selbst einteilt, lernt zwar länger, ist aber schneller erschöpft, unkonzentrierter und weniger motiviert als jemand, der nach festen Intervallen wie bei der Pomodoro-Technik arbeitet.
Die Effektivität einer Lernmethode qualitativ zu messen, ist an sich aber schwierig: Soll man die Konzentration messen? Die Produktivität insgesamt? Und über welchen Zeitraum hinweg? Trotzdem liefert die Wissenschaft Erkenntnisse, die darauf hindeuten, warum Lernpausen wie bei der Pomodoro-Technik wichtig sind.
Der „Spacing-Effekt“
Hier kommt der sogenannte „Spacing-Effekt“ ins Spiel. Er besagt, dass es effektiver ist, Lerninhalte mit Pausen zu wiederholen, statt alles auf einmal durchzuarbeiten. Forschende kennen diesen Effekt schon länger, doch wie er im Gehirn genau funktioniert, ist noch nicht vollständig erforscht.
Grundsätzlich gehen Neurowissenschaftler davon aus, dass beim Lernen Nervenzellen im Gehirn aktiv werden. Sie schicken Signale zueinander und bauen neue Verbindungen auf – ein bisschen wie Straßen, über die Informationen von einer Zelle zur anderen fließen. Je öfter bestimmte Verbindungen genutzt werden, desto stärker werden sie. Bei häufiger Wiederholung von Lerninhalten wird also aus einem neuronalen „Trampelpfad“ eine stabile „Autobahn“.
Pausen trainieren das Gehirn
Mäuse haben in ihren grundlegenden Gehirnstrukturen viele Gemeinsamkeiten mit Menschen, weshalb Forschende sie nutzen, um Lernprozesse besser zu verstehen. In einer Studie testeten sie, wie Mäuse ein Labyrinth durchqueren. Eine Gruppe legte dabei gezielt Lernpausen ein, während die andere ohne Pausen lernte.
Das Ergebnis: Werden Lerninhalte mit längeren Pausen wiederholt, aktivieren Mäuse immer wieder dieselben Nervenzellen. Die Tiere bauen also keine neuen Verbindungen auf, sondern trainieren die bereits vorhandenen „Straßen” zwischen den Zellen. Durch dieses wiederholte Training können sich die Mäuse besser an Gelerntes erinnern.
Mäuse sind auch nur Menschen
Forschende gehen davon aus, dass dieses Prinzip auch beim Menschen gilt. Wenn wir beim Lernen Pausen einlegen und Inhalte zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen, kann unser Gehirn die Informationen besser abspeichern und später leichter abrufen.
Die Pomodoro-Technik bietet damit eine praktische Möglichkeit, den sogenannten „Spacing-Effekt“ im Alltag umzusetzen. Kurze, konzentrierte Lernphasen, unterbrochen von regelmäßigen Pausen, helfen unserem Gehirn, Informationen effizienter zu verarbeiten und langfristig zu speichern.