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Ohne Plankton kein Leben

Oft sind es die kleinen Dinge, die den größten Unterschied machen. So hängt das Leben auf der Erde etwa von mikroskopisch kleinen Organismen ab, die in den Weltmeeren treiben: dem Phytoplankton. Es produziert den Sauerstoff, den wir einatmen, ist die Grundlage für die Nahrungsketten im Ozean und hat sogar ein paar Tricks gegen den Klimawandel auf Lager.
AMA, 19.12.2022
Kieselagen

GettyImages, Elif Bayraktar

Als Plankton bezeichnet man Lebewesen, die weitestgehend passiv im Wasser von Meeren, Seen und Flüssen treiben. Es gibt pflanzliches Phytoplankton (zum Beispiel Algen) und tierisches Zooplankton (zum Beispiel Krill oder Quallen). Gerade das Phytoplankton ist eine Art Superheld unseres Planeten. Dank verschiedener Superkräfte bildet es die Basis für das Leben auf der Erde.

Erste Superkraft: Sauerstoff produzieren

Phytoplankton betreibt Photosynthese, so wie Pflanzen, die an Land wachsen. Dabei nutzt es Sonnenlicht, Kohlenstoffdioxid und Wasser, um daraus organisches Material und Sauerstoff herzustellen. Der Sauerstoff gelangt über das Wasser in die Luft, wo wir ihn schließlich einatmen. Mindestens jedes zweite Sauerstoffmolekül stammt vom Phytoplankton.

Beim nächsten Atemzug gebührt den kleinen Sauerstofffabriken also durchaus mal ein Dank. Vor allem, weil das Phytoplankton diese wichtige Aufgabe schon seit Milliarden von Jahren zuverlässig erfüllt. Es hat sogar einst dafür gesorgt, dass sich die damals unwirtliche Erdatmosphäre mit Sauerstoff anreicherte, wodurch die heutige Vielfalt des Lebens überhaupt erst möglich wurde.

Phytoplanktonarten
Zum Phytoplankton zählen (von links) Cyanobakterien, Kieselalgen, Panzergeißler, Grünalgen und Kalkalgen (Abbildung nicht maßstabsgetreu).

© NASA Earth Observatory, Sally Bensusen / NASA EOS Project Science Office

Zweite Superkraft: Energiereicher Snack

Phytoplankton ist die Basis für alle Nahrungsnetze im Ozean. Da es seine Nahrung mittels Photosynthese selbst herstellt, wird es zum nahrhaften Snack für andere Wasserlebewesen. Phytoplankton wird von Zooplankton gefressen und das wiederum landet im Bauch von Fischen, kleinen Haien und Bartenwalen. Ganz oben in den Nahrungsketten stehen Top-Jäger wie der Orca, der Weiße Hai oder der Seeleopard. Doch all diese Tiere würden ohne Phytoplankton nicht existieren. Die Weltmeere wären leer, was auch unter uns Menschen Hungersnöte auslösen würde.

Dritte Superkraft: Wolkenmacher

Das Phytoplankton setzt seine Superkräfte auch im Kampf gegen den Klimawandel ein. Das tut es zum Beispiel, indem es im Zuge der Photosynthese Kohlenstoffdioxid bindet, das sonst die Meere versauern lassen würde. Es hat aber noch einen weiteren Trick auf Lager. Im antarktischen Südpolarmeer leben Planktonarten, die das Gas Dimethylsulfid ausstoßen. Gelangt es in die Atmosphäre, wandelt es sich zu Schwefelsäuretröpfchen und macht die Wolken dichter. Dank dem Phytoplankton sind die Wolken über dem Südpolarmeer 60 Prozent dichter als ohne Plankton-Einfluss. Die Wolken reflektieren das Sonnenlicht und halten diese Region in der Antarktis kühl.

Verschiedene Mikroalgen unter dem Mikroskop
Verschiedene Mikroalgen unter dem Mikroskop

Gettyimages, Elif Bayraktar

Endgegner Klimawandel?

Doch auch ein Superheld ist nicht unbesiegbar. Der Klimawandel ist eine große Gefahr für das Phytoplankton. Er erwärmt die Ozeane, lässt sie versauern und verändert ihre Zirkulation. Für einige Planktonarten ist das zu viel. In tropischen Gewässern werden vermutlich bis zu 30 Prozent der Phytoplanktonarten aussterben, wie eine Hochrechnung von einem Team um Stephanie Henson vom britischen National Oceanography Centre ergeben hat. Gewissermaßen im Gegenzug dafür könnte in den Polarregionen die Artenvielfalt allerdings um 30 Prozent zunehmen. Grund sind das tauende Meereis und das sich erwärmende Wasser. Doch auch wenn das Phytoplankton sich in seiner Zusammensetzung und Artenvielfalt verändert: Seine Superkräfte bleiben unserem Planeten erhalten.

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