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50 Jahre Internet - Mit "LO" begann die Ära der vernetzten Computer
Die Idee, Computer selbst über große Entfernungen hinweg miteinander zu verbinden, entstand schon im Jahr 1962. Damals stellte ein Wissenschaftler beim militärischen US-Forschungsprogramm DARPA Kollegen die Idee vor, Rechner zu vernetzen. Wie genau dies passieren sollte, blieb allerdings noch im Unklaren. 1965 startete der MIT-Forscher Lawrence Roberts einen ersten Versuch: Er verband zwei Rechner über die Telefonleitung und versuchte, Daten zu übertragen – mit wenig Erfolg. Denn die schlechte Qualität der Leitung verhackstückte die Daten so stark, dass sie am anderen Ende nicht lesbar waren.
Die Idee wird geboren
Doch schon kurze Zeit später kam Roberts auf eine Lösung: Statt die Dateien als Ganzes zu schicken könnte man sie vor dem Übertragen in kleine, standardisierte Pakete aufteilen, so seine Idee. Das würde die Chance erhöhen, die Nachrichten selbst bei schlechten Leitungen noch ans Ziel zu bringen. Um das jedoch zu bewerkstelligen, musste er ein Gerät konstruieren, dass diese Paketaufteilung übernimmt, denn die noch sehr einfachen und sperrige Computer der damaligen Zeit konnten das nicht.
Im September 1969 – wenige Wochen nach der ersten Mondlandung und kurz nach dem Woodstock-Festival – war es dann soweit: Der erste "Interface Message Processor" (IMP) wurde an das Computerzentrum der University of California in Los Angeles (UCLA) geliefert. Der IMP war ein etwa kühlschrankgroßer, grauer Kasten, der zwischen Rechner und Telefonleitung geschaltet wurde. Ein zweites IMP traf wenig später an der rund 500 Kilometer entfernten Stanford Research Institute ein.
"LO" – die erste Übertragung
Am 29. Oktober 1969 um halb elf Uhr morgens erfolgte der entscheidende erste Test: Umringt von neugierigen Kollegen nahm der Student Charles Kline an der Konsole des UCLA-Computers Platz. Er sollte versuchen, sich mithilfe der neuen "Arpanet" getauften Netzwerkverbindung auf dem Computer des Stanford-Forschungszentrums einzuloggen. Zu dieser Zeit war dies nur über die Eingabe entsprechender Befehle in einer Kommandozeile möglich.
Kline begann also, das Wort "LOGIN" zu tippen und telefonierte gleichzeitig mit seinem Kollegen am Computer in Stanford, um zu hören, ob die Daten ankamen. Er tippte das "L" und sein Kollege meldete ihm: "Hab das L". Der Buchstabe war auf dem Bildschirm des Empfängerrechners aufgetaucht – die Verbindung stand. Daraufhin tippte Kline nun das "O" und wieder war die Antwort positiv. Dann allerdings stürzte das System ab und Kline konnte sein Login nicht vollenden.
Dennoch: Obwohl nur zwei Buchstaben über dieses erste Netz übertragen wurden, markierte das "LO" den Beginn einer neuen Ära. Denn erstmals war es nun möglich, Computer selbst über hunderte von Kilometern miteinander zu vernetzen. Schon wenige Monate später schlossen sich weitere Computer in Forschungszentren an der US-West- und Ostküste an dieses Netz an. Parallel dazu wurden die ersten Protokolle entwickelt, durch die eine einheitliche "Datensprache" für die Übertragungen entstand.
Vom Arpanet zum Internet
Mit unserem heutigen Internet hatte das Arpanet allerdings noch wenig gemeinsam. Es gab noch keine Webseiten, keine Browser oder gar bunte Bilder oder Videos. Stattdessen kommunizierte man ausschließlich mithilfe von Befehlen und Codezeilen, die in Weiß auf Schwarz oder Hellgrün auf Schwarz auf den Monitoren erschienen. 1973 stellte ein Satellit zum ersten Mal die Verbindung von einem norwegischen Erdbebenmessnetz zum Arpanet her – es war die erste transatlantische Netzwerkverbindung. 1975 folgte das erste E-Mailprogramm und 1977 das erste PC-Modem.
Seinen Siegeszug jedoch trat das Internet erst an, nachdem der CERN-Forscher Tim Berners-Lee im Jahr 1989 das World Wide Web erfand. Denn erst damit wurde das Internet auch für Nichtwissenschaftler einfach nutzbar und zugänglich. Browser, Webseiten und die Internet-"Sprache" http machten es nun möglich, Bilder und Texte einfach im Netz anzuschauen und auch selbst Seiten zu erstellen. Damit war der Erfolg des Internets nicht mehr aufzuhalten. Das Web hat seither unseren Alltag und unsere Sicht der Welt so stark verändert wie kaum eine andere Technologie.