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André-Marie Ampère: Sensibles Genie der Elektrodynamik

Vor 250 Jahren, am 20. Januar 1775, wurde André-Marie Ampère im französischen Lyon geboren. Der als sensibel geltende Physiker und Mathematiker ist vor allem für seine Arbeiten zur Elektrodynamik bekannt. Auch die Stromstärken-Einheit Ampere ist nach ihm benannt. Aber wie wuchs Ampère auf? Was war seine wichtigste Entdeckung? Und welche Erkenntnisse gehen noch auf ihn zurück?
SSC, 20.01.2024
André-Marie Ampère und Symbild Elektrodynamik
André-Marie Ampère (1775-1836) herausragende Experimentator und Theoretiker der frühen Elektrodynamik.

© Historisch

Auf den Tag genau vor 250 Jahren – am 20. Januar 1775 – erblickte André-Marie Ampère im französischen Lyon das Licht der Welt. Eine Schule besuchte er nie, trotzdem war der Sohn eines wohlhabenden Seidenhändlers sehr gebildet, denn er besaß einen starken Wissensdrang. Dieser Wissensdrang führte Jahre nach seinem Tod sogar dazu, dass Wissenschaftler eine SI-Einheit ihm zu Ehren benannten. Aber von Anfang an:

Ein neugieriger Knabe

Schon als Kind durchstöberte der kleine Ampère die gut ausgestattete Bibliothek seines Vaters. Unter den Büchern fanden sich auch Bände von Denis Diderot und Jean le Rond d'Alemberts Enzyklopädie. Darin enthalten: das ganze Wissen der Menschheit bis zu diesem Zeitpunkt. Ampère las alle Bände der Enzyklopädie, die sein Vater besaß, und studierte sie genau.

Wie wissbegierig Ampère war, zeigt auch folgende Anekdote: Im Alter von 13 Jahren soll Ampère einen Bibliothekar gebeten haben, ihm Werke der damals bedeutendsten Mathematiker Euler und Bernoulli auszuhändigen. Der Bibliothekar weigerte sich jedoch: Die Bücher seien zu kompliziert für Ampère und außerdem in Latein verfasst, einer Sprache, die er nicht beherrschte. Angestachelt von den Worten des Bibliothekars soll Ampère sich daraufhin selbst Latein beigebracht und anschließend endlich die ersehnten Werke Eulers und Bernoullis studiert haben.

Zwischen Schicksalsschlägen und Erfolgen

Doch schon bald traf den als sensibel geltenden Ampère ein Schicksalsschlag: Im Jahr 1793 starb Ampères Vater als Anhänger einer in Ungnade gefallenen politischen Gruppe durch die Guillotine und das gesamte Vermögen der Familie wurde beschlagnahmt. Das stürzte den damals 18-jährigen Ampère in eine Krise und er wandte sich 18 Monate lang von der Mathematik ab. Doch schließlich fand er seinen Weg zurück in die Wissenschaft. Drei Jahre nachdem er 1799 geheiratet hatte, begann er sogar, Physik und Chemie an einer Schule in Bourg-en-Bresse zu unterrichten.

Noch im selben Jahr veröffentlichte Ampère auch eine Schrift zur Spieltheorie, die ihn unter Pariser Wissenschaftlern bekannt machte. In ihr zeigte Ampère, dass ein Spieler mit einem deutlich größeren Guthaben als sein Gegner diesen immer besiegen würde. Ein Jahr nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1803 fing er als Tutor an der Universität École polytechnique an. Später lehrte er dort als Professor Mathematik.

La Table d'Ampère
An diesem nach seinen Vorgaben gefertigten Tisch führte Ampère seine Versuche zu den Wechselwirkungen zwischen elektrischen Ladungen und Magnetfeldern durch.

© Wellcome Collection gallery (Reference: 561860i) / CC BY 4.0

Der große Durchbruch

Während seiner Zeit als Professor für Mathematik erfuhr Ampère auf einer Akademiesitzung von den Versuchen des Dänen Hans Christian Ørsted zur Beeinflussung einer Magnetnadel durch elektrischen Strom. Bereits eine Woche später legte Ampère der Akademie ein Papier vor, das Ørsteds Versuche noch detaillierter darstellte und weitere ähnliche Phänomene enthielt.

Ampère zeigte außerdem, dass Ströme nicht nur auf Magnetnadeln wirken, sondern auch aufeinander reagieren: Zueinander parallele Drähte, durch die Strom fließt, ziehen sich an oder stoßen sich ab, je nachdem, ob der Strom in den Drähten in die gleiche oder in die entgegengesetzte Richtung fließt. Damit legte Ampère den Grundstein für die Elektrodynamik.

Ampère fand auch Lösungen für zahlreiche weitere Probleme. Er erklärte zum Beispiel den Permanentmagnetismus durch elektrische Ströme innerhalb der Atome und führte die stromdurchflossene Spule ein, die sich wie ein Stabmagnet verhält. Einige seiner Arbeiten dienten sogar als Grundlage für die Untersuchungen der Physiker Michael Faraday und James Clerk Maxwell.

Eine Einheit zu Ehren des Genies

Ampère verstarb bereits 1836 im Alter von 61 Jahren an einer Lungenentzündung. Doch schon in den Jahren davor hatte er aufgrund jahrelanger Depressionen zurückgezogen gelebt und sich privat weiter philosophischen und mathematischen Studien gewidmet.

Allerdings blieb Ampère selbst nach seinem Tod der Wissenschaft erhalten. Denn der deutsche Universalgelehrte Hermann von Helmholtz schlug vor, die Einheit der Stromstärke in Erinnerung an seine großen Leistungen nach Ampère zu benennen. Daher verwenden wir zur Beschreibung der elektrischen Stromstärke auch noch heute die Einheit „Ampere“.

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