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Auf eigene Faust in den Urlaub
Immer mehr Urlauber zieht es in Zeiten der Corona-Pandemie zu Reisezielen, die sich schnell und mit eigenen Fahrzeugen erreichen lassen. Statt also bei der Anreise, in der Unterkunft und auch im Urlaubsort ständig mit fremden Menschen in Kontakt zu kommen, lässt sich eine Radtour mit Camping zum Beispiel nahezu kontaktlos organisieren – ein “coronafreundlicher” Urlaub. Studien untersuchen bereits, wie sich das Reiseverhalten der Deutschen dieses Jahr durch die Krise verändert.
Trotz erster Lockerungen ist die Pandemie noch lange nicht überstanden. Viele Urlaube wurden angesichts der krisenhaften Lage meist bereits im Frühjahr storniert. Dadurch hat sich das Reiseverhalten der Deutschen nachweislich verändert: Umfrageergebnisse einer Studie der Hochschule Fresenius ergaben schon im Mai, dass 80 Prozent der Reiseplanungen auf Europa beschränken. Dabei war der „Urlaub daheim“ mit 40 Prozent am beliebtesten, gefolgt von Nachbarländern wie Österreich.
Finanzielle Bedenken
Die Studie ergab auch, dass insbesondere die eigene finanzielle Lage das Reiseverhalten der Deutschen stark beeinflusst. So gaben 98 Prozent der Befragten an, dass sie den Einfluss der wirtschaftlichen Lage durch COVID-19 auf das Reiseverhalten als groß oder mittelmäßig einschätzen. Gerade Reisen, die sich mit wenig Geld finanzieren lassen, werden beliebter. Für 80 Prozent sind die politische Lage, die hygienischen Vorschriften sowie die medizinische Versorgung in der Urlaubsregion von großer Bedeutung.
Selbstversorgung im Trend
Aber wie lässt sich im Urlaub sparen? Das Auto ist dieses Jahr Verkehrsmittel Nr. 1, um das Urlaubziel zu erreichen. „Auslandsreisen, die mit dem Auto erreichbar sind, kommen für die Deutschen durchaus weiterhin in Frage“, erläutert Stefan Mang von der Universität Passau. Eine Studie des Instituts für Tourismusforschung der Universität konnte belegen, dass die Deutschen am liebsten in Deutschland und draußen Urlaub machen – was sich auch im Geldbeutel bemerkbar macht. Die diesjährigen Lieblingsziele: die Nord- und Ostsee, die Bayerischen Alpen, der Bayerische Wald und auch der Schwarzwald.
Zudem setzen mindestens vier von fünf Deutschen in diesem Sommer verstärkt auf Aktivitäten in der freien Natur, um Abstandsregeln und weitere Hygienemaßnahmen einfacher umsetzen und Geld sparen zu können. Zentrale Ergebnisse der Studie sind unter anderem auch, dass neben Ferienwohnungen auch Campingplätze für Wohnmobile und/oder Zelte einen Zugewinn verbuchen, ebenso private Übernachtungen bei Freunden oder Bekannten, was als besonders preisgünstig gilt.
Der Weg ist das Ziel
Vielmehr Menschen ziehen nun das isolierte Reisen vor, wie beispielsweise mit dem Wohnmobil oder auch mit dem eigenen Motorrad oder Fahrrad. Hierbei geht es meist weniger um das Ziel, als vielmehr um die Route selbst. Statt Luxus genießen viele Reisende einfache Übernachtungen auf Campingplätzen oder in Pensionen. Außerdem sind die Übernachtungskapazitäten vielerorts begrenzt, daher sind Kurzreisen in der Umgebung eine gute Alternative. Wer mit dem Rad unterwegs ist, kann bekannte Publikumsmagneten vermeiden und das Unbekannte entdecken - auch in Zeiten von Corona.
Mit dem Fahrrad unterwegs
Auch der ADAC bestätigt, dass das Fahrrad in der Corona-Krise an Stellenwert gewinnt. Vieles spricht dafür, mehr in die Pedale zu treten: Es stärkt die Gesundheit und das Infektionsrisiko beim Radeln wird von Experten als überschaubar eingeschätzt. Wichtig seien trotzdem das Tragen eines Helms, ausreichend Abstand und die Beachtung der Hygieneregeln.
Radreisen und Campingausflüge sind möglich, müssen aber besonders dieses Jahr gut geplant und vorbereitet werden. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ADFC empfiehlt vorab die Regelungen der jeweiligen Bundesländer zu checken und möglichst auf Selbstversorgung zurückzugreifen. Vorläufige Reservierungen der Unterkünfte sind selbst bei Campingplätzen häufig Pflicht. Aber egal ob Tagesausflug oder Radurlaub: Deutschland bietet ein breites Angebot von über 250 Radfernwegen und mehreren hundert regionalen Themenrouten.
Manch einem wird erst nach Kurztrips im eigenen Bundesland bewusst, wie viel man verpasst, wenn man seinen Sommerurlaub jedes Jahr im Ausland verbringt. Außerdem hat diese Art zu reisen einen netten Nebeneffekt: Das regionale Reisen mit privaten Verkehrsmitteln stärkt die regionale Wirtschaft und kann auch eine Chance sein, seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern.