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Bier, Wein und Co - Alkohol-Mythen im Faktencheck
Bier auf Wein, das lass sein
"Wein auf Bier, das rat ich dir. Bier auf Wein, das lass sein": Wer kennt ihn nicht, diesen Trinkspruch – doch was ist dran? Macht es wirklich einen Unterschied, in welcher Reihenfolge man bestimmte alkoholische Getränke zu sich nimmt? Kurz gesagt: Nein. Beim Alkohol kommt es hauptsächlich auf die Menge an. Ob Bier auf Wein oder Wein auf Bier folgt oder zusätzlich noch Cocktails im Spiel sind, tut für die Verträglichkeit nichts zur Sache.
Trotzdem ist es richtig, dass es mitunter sinnvoll sein kann, weniger durcheinander zu trinken und bei einem Getränk zu bleiben. Das hat einen psychologischen Grund. Denn schmecken unsere Geschmacksnerven immer das Gleiche, wird es für sie schneller langweilig. Als Folge trinken wir weniger – und das wiederum wirkt sich positiv auf den potenziellen Kater am nächsten Morgen aus.
Die Leber lässt sich trainieren
"Meine Leber ist einiges gewöhnt": Mit diesem Argument erklärt so manch ein geübter Trinker, dass er auch nach dem x-ten Bier noch locker mit dem Auto nach Hause fahren kann. Doch das ist ein Trugschluss. Zwar gewöhnt sich das Gehirn auf Dauer an regelmäßigen Alkoholkonsum und wir fühlen uns nicht mehr so schnell betrunken. Die Leber aber interessiert das nicht.
Egal ob trainiert oder nicht, das Stoffwechselorgan baut immer zwischen 0,1 und 0,2 Promille in der Stunde ab – mehr schafft es nicht. Wer sich nach einer durchzechten Nacht topfit fühlt, sollte sich daher trotzdem lieber zweimal überlegen, ob er ins Auto steigt. Bei der Verkehrskontrolle zählt schließlich nicht das Gefühl, sondern der Promillewert.
Fettiges Essen = gute Grundlage
Viele Menschen glauben, durch fettiges Essen eine gute Grundlage schaffen und so den Rausch verhindern zu können. Bei dieser Annahme handelt es sich um eine klassische Halbwahrheit. Fakt ist: Alles, was an Alkohol getrunken wird, kommt früher oder später auch im Blut an – und entfaltet dort die bekannte Wirkung.
Nach einer üppigen Mahlzeit dauert dieser Prozess allerdings länger. Denn Substanzen wie Fette können die Magen- und Darmschleimhaut wie eine schützende Schicht bedecken und den Alkohol binden. Dies führt dazu, dass seine Aufnahme in die Blutbahn langsamer vonstattengeht: Der Alkoholspiegel steigt weniger schnell. Den Kater verhindern können Pommes, Lasagne und Co aber nicht.
Schnaps fördert die Verdauung
Noch so ein Mythos zum Thema Alkohol und Essen: Kurbelt Schnaps die Verdauung an? Die klare Antwort lautet: Nein – ganz im Gegenteil. Tatsächlich verlangsamt Alkohol sogar den Verdauungsprozess. Je mehr wir davon trinken, desto länger dauert die Verarbeitung des Mahls und desto länger plagt uns das Völlegefühl.
Nach dem Essen zum "Kurzen" zu greifen, wenn wir mal wieder viel zu kräftig zugelangt haben, ist daher keine gute Idee. Ausruhen oder einen beruhigenden Kräutertee trinken hilft da schon eher gegen die Unpässlichkeit.
Alkohol in Maßen ist gesund
Der Mythos vom gesunden Glas Wein pro Tag hält sich hartnäckig. Doch Alkohol kann nicht zur Prävention empfohlen werden. Der übermäßige Konsum von Bier, Wein und Co erhöht nachweislich das Risiko für diverse Erkrankungen. Dem moderaten Genuss haben einige wissenschaftliche Untersuchungen in der Vergangenheit zwar gesundheitsfördernde Effekte attestiert – zum Beispiel in Bezug auf Herzleiden.
Inzwischen scheint aber klar, dass insgesamt die negativen Auswirkungen überwiegen. So erhöht sich etwa schon bei geringen Alkoholmengen das Risiko an Darm- oder Leberkrebs zu erkranken. Bei Frauen steigt außerdem mit jedem Glas die Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs.
Alkohol hilft beim Einschlafen
Ein Gläschen Rotwein oder eine Tasse Tee mit Schuss: Ein bisschen Alkohol vor dem Zubettgehen gilt als wirksamer Schlummertrunk. Doch stimmt das auch? Studien zeigen, dass Wein und Co tatsächlich müde machen und das Einschlafen erleichtern. Ein gutes Schlafmittel ist Alkohol dennoch nur auf den ersten Blick.
Denn trotz seiner zunächst beruhigenden Wirkung stört Alkohol die Schlafarchitektur. Dies führt unter anderem dazu, dass es zu weniger Tiefschlafphasen kommt und die Qualität des Schlafs insgesamt leidet. Als Folge fühlt man sich am nächsten Tag möglicherweise wie gerädert.