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Nikolaus II.: Russlands ignoranter Zar
Warum scheiterte Nikolaus II. mit seiner Politik?
Er regierte mit völlig überholten Herrschaftsansprüchen. Geboren am 18. Mai 1868 in Zarskoje Selo, dem heutigen Puschkin, nahe Sankt Petersburg, wuchs Nikolaus II. ganz in der Tradition eines Zarewitsch, eines Thronfolgers, auf, erhielt Privatunterricht und eine klassische konservativ-klerikale Erziehung. Als sein Vater, Alexander III., 1894 starb, wurde der Sohn oberster Machthaber Russlands. Im selben Jahr heiratete er Alexandra Fjodorowna, eine deutsche Prinzessin von Hessen-Darmstadt; mit ihr hatte er fünf Kinder.
Zar Nikolaus II. verstand sich als Alleinherrscher im Sinne seiner Vorgänger. Eine harte Linie sollte seine Herrschaftsrechte untermauern. Als er gegen Ende des 19. Jahrhunderts gegen die Selbstverwaltungsrechte nationaler Minderheiten im Land vorging, kam es etwa in der Ukraine oder in Finnland, dem er massiv den russischen Stempel aufdrücken wollte, zu heftigen Unruhen. Der Zar war aber auch der Initiator der Ersten Haager Friedenskonferenz 1899 mit international gültigen Regeln für Frieden, Abrüstung und die gewaltfreie Beilegung von Konflikten.
Was war der Auslöser für die Revolution von 1905?
Die aggressive Außenpolitik des Zaren bewirkte eine Zuspitzung der angespannten innenpolitischen Situation. Die Expansionstradition der Romanows löste 1904 den Russisch-Japanischen Krieg aus. Er endete für Russland mit einem Desaster und einem enormen Verlust an Soldaten, Schlachtschiffen und Land. Auf Vermittlung des amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt wurde am 5. September 1905 der Frieden von Portsmouth geschlossen, Russland gab dabei unter anderem territoriale Ansprüche in China auf. Der Krieg war der letzte Auslöser der Revolution von 1905, die zwei Monate später in Russland begann.
Wieso musste der Zar politische Zugeständnisse an das Volk machen?
Die Zugeständnisse waren nötig, um die Aufständischen zu beruhigen und die Lage zu stabilisieren. Die sozialistisch organisierten Arbeiter riefen zum Generalstreik auf, die Menschen gingen auf die Barrikaden. Als sie dem Zar eine Bittschrift überreichen wollten, kam es zu blutigen Auseinandersetzungen. Die Ereignisse waren nicht mehr aufzuhalten, der Zar sah sich gezwungen, ein allgemeines Wahlrecht zuzulassen. Vor allem aber stimmte er mit seinem Oktobermanifest einer Verfassung zu, die eine gesetzgebende Nationalversammlung, die Reichsduma, vorsah. Doch schon 1906 wurde dieses Parlament wieder aufgelöst und der Zar kehrte zur gehabten Alleinherrschaft zurück.
Warum erkannte der Zar die Vorzeichen der Oktoberrevolution nicht?
Aus Arroganz und Ignoranz. Für den Zaren waren die Menschen seines Reichs Manipulationsmasse zur Erhaltung von Macht und Anhäufung von Reichtum. Im Winterpalast in Sankt Petersburg wurde mit goldenen Löffeln gegessen, während draußen die Massen hungerten und geknechtet wurden. Der Zar hatte die Transsibirische Eisenbahn bauen lassen, doch, so scheint es, nur zu einem Zweck: Abertausende Arbeiter wurden zwangsverpflichtet, in den Goldminen Sibiriens zu arbeiten und die Reichtümer Nikolaus' II. zu mehren. Im Volk brodelte es schon lang, doch die Palastmauern waren dick. Der Zar verließ sich auf den Rat von anderen, allen voran den seiner frömmelnden Ehefrau und eines eigenartigen Mönches namens Rasputin, dessen Einfluss das Volk erboste. Der Mystizismus regierte mit in Russland.
Als im Sommer des Jahres 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, nahmen die Spannungen im Land zu, aber Nikolaus II. verschloss weiter die Augen und verließ sich auf sein Schicksal. Zuvor riss er noch gegen jeden Rat den Oberbefehl über die Armee an sich. Das Volk war schließlich nicht mehr zu bremsen. Die Revolution von 1917 beendete den Zarismus in Russland, die Romanows wurden verhaftet und 1918 von den Bolschewisten in Jekaterinburg hingerichtet.
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