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Stachelbeeren und Johannisbeeren: Bunte Beerenvielfalt
Sind alle Stachelbeeren grün?
Nein, Stachelbeeren gibt es in etlichen Farben. Insbesondere in England wurden viele der heute etwa 150 verschiedenen Sorten gezüchtet. Da gibt es grünschalige Sorten wie den Klassiker »Grüne Kugel«; etwas mildere gelbschalige und rotschalige, die auf die Unterart Ribes uvacrispa var. reclinata zurückgehen sollen; und schließlich hält der Fachhandel auch noch Sorten mit weißlich-grünen oder fast braunen Beeren bereit. Im Garten werden die von Natur aus strauchartig wachsenden Stachelbeeren häufig als Hochstämmchen gezogen. Ihre Blätter sind auf der Unterseite mit gelblichen Harzdrüsen besetzt und verströmen einen charakteristischen Geruch. Bei guter Pflege haben sie eine Lebensdauer von 15 Jahren.
Die Wildform der Stachelbeere (Ribes uva-crispa) findet man in ganz Eurasien bis hin nach Nordostchina. Sie gedeiht an Felsen und Burgmauern, in Schlehengebüschen, an Waldrändern oder in Schlucht- und Auenwäldern. Die Blütentrauben haben nur ein bis drei Blüten, aus denen sich erbsengroße gelbgrüne Früchte entwickeln.
Übrigens: Wichtigstes Anbauland für Stachelbeeren ist Deutschland, auch wenn Importe aus Ländern wie Ungarn und Polen die Saison der süßsauren Beeren verlängern.
Warum sind Schwarze Johannisbeeren schwarz?
Die dunkle, fast schwarze Farbe dieser Johannisbeere wird durch wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe, den sog. Anthocyanen hervorgerufen, die die Pflanze u. a. vor schädlichem UV-Licht aus der Sonnenstrahlung schützen. Der würzig-herbe Geschmack Schwarzer Johannisbeeren ist nicht jedermanns Sache, denn manche Menschen empfinden ihn zuweilen als »wanzenartig«.
Übrigens: Die in Mittel- und Osteuropa sowie Nordasien heimische Schwarze Johannisbeere (Ribes nigrum) wird seit dem 16. Jahrhundert kultiviert und heute noch in den gemäßigten Regionen der Erde angebaut.
Tragen alle Johannisbeeren genießbare Früchte?
Nein, einige Gattungen finden nur als Ziersträucher Verwendung. Mit ihren dunkelroten Blütentrauben bieten die Blutjohannisbeerensträucher (Ribes sanguineum), die gern neben die zur gleichen Zeit aufblühenden Forsythien gepflanzt werden, im Frühling einen herrlichen Anblick. Es gibt etliche Sorten dieser aus Nordamerika stammenden Zierjohannisbeeren, darunter auch rosa und weiß blühende. Den Farbeffekt der Blüten bewirken neben den kleinen Kronblättern vor allem die größeren Kelchblätter. Blutjohannisbeeren werden bis 2,50 Meter hoch, haben aromatisch duftende Blätter und tragen schwarzblaue, bereifte Beeren, die allerdings nicht zum Verzehr geeignet sind.
Wie werden die Beeren zubereitet?
Beide Arten können auf vielerlei Weise kulinarisch verarbeitet werden. Ob wie bei Großmutter als Hefekuchen mit Schmand oder aus Konditorhand fein und edel mit Baiserhaube – Stachelbeerkuchen ist ein ganz besonderer Genuss. Dieser wird noch dadurch gesteigert, dass dieses Beerenobst – sieht man einmal von der Verwendung tiefgekühlter Früchte ab – nur wenige Sommerwochen lang Saison hat.
Der charakteristisch-herbe Geschmack der Johannisbeeren verleiht Saft seine besondere Note. Dieser wird deshalb auch als Ausgangsprodukt für Gelee, Sorbet, Likör oder Fruchtwein eingesetzt und die Cumberlandsoße, die gerne zu kaltem Wildbraten gereicht wird, wäre ohne Johannisbeergelee undenkbar. Mit ihrem süßsäuerlichen Geschmack munden die roten Beeren aber sowohl direkt vom Strauch als auch, nach Belieben gezuckert, in Obstsalaten oder als Torten- und Kuchenbelag. Man verarbeitet sie zu Konfitüren ebenso wie zu Roter Grütze. Wen beim Essen die kleinen Kerne stören, der wird Saft oder daraus bereitetes Gelee oder Obstwein vorziehen.
Übrigens: Von der Roten Gartenjohannisbeere (Ribes rubrum var. domesticum) waren bereits Ende des 16. Jahrhunderts verschiedene Kultursorten bekannt – bis heute sind es über 50 Sorten. Sie werden in fast allen Anbaugebieten Deutschlands und in vielen anderen Ländern der gemäßigten Zone kultiviert.
Wer verbirgt sich hinter der Chinesischen Stachelbeere?
Die Kiwi. In den 1970er Jahren begann Actinidia deliciosa (= chinensis) den deutschen Markt von Neuseeland aus zu erobern. Dort nannte man sie Chinese Gooseberry, Chinesische Stachelbeere. Heute kennt man die Vitamin-C-reiche Frucht bei uns besser als Kiwi. Diesen Namen verdankt sie ihrer äußerlichen Ähnlichkeit mit dem gleichnamigen neuseeländischen Laufvogel. Trotz des grünen Fruchtfleisches, einer derben, behaarten Schale und eines Geschmacks, der zumindest bei gekochten Kiwifrüchten an den von Stachelbeeren erinnert, gehört sie doch in eine ganz andere Pflanzenfamilie, nämlich zu den Strahlengriffelgewächsen (Actinidiaceae). Weltgrößter Kiwiproduzent ist heute Italien vor Neuseeland, Chile und Frankreich.
Wussten Sie, dass …
die Johannisbeere ihren Namen Johannes dem Täufer verdankt? Die Reifezeit der Pflanze liegt um den Johannistag (24. Juni) herum.
es auch weiße Johannisbeeren gibt? Sie sind botanisch gesehen jedoch keine eigene Art, sondern lediglich eine Kulturform der Roten Johannisbeere, der der rote Pflanzenfarbstoff (Anthocyan) fehlt.
Lassen sich Johannisbeere und Stachelbeere kreuzen?
Ja, das Ergebnis ist Josta (Ribes × nidigrolaria), eine Züchtung aus Kultursorten der Schwarzen Johannisbeere und der Stachelbeere mit Einkreuzung der nordamerikanischen Wildstachelbeere Ribes divaricatum. Ihr Name wurde aus den Anfangsbuchstaben der Elternarten zusammengezogen. Die Jostabeere entstand, als man Beerensträucher zu züchten versuchte, die gegen den aus Amerika eingeschleppten Stachelbeermehltau resistent waren. Wie viele Artbastarde, zeigt sich die neue Beerenobstart wuchsfreudiger als die Eltern. Angenehmerweise ist sie stachellos und trägt Beeren, die in Größe und Geschmack zwischen Stachelbeeren und Schwarzen Johannisbeeren liegen. Mit ihren sehr fest sitzenden Beeren eignet sich die Frucht nicht für den Erwerbsobstbau.
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