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Störche und Verwandte: Auffällig lange Beine

Welcher Reiher kommt bei uns am häufigsten vor?

Der Graureiher (Ardea cinerea). Wie alle Reiher ernährt er sich vorwiegend von Fischen, aber auch Amphibien und Kleinsäuger, die er mit seinem langen, dolchförmigen Schnabel blitzschnell aufspießt, gehören zu seinem Nahrungsspektrum. Reiher sind Bewegungsjäger, das heißt, sie können Tiere nur fangen, wenn diese sich bewegen. Verhält sich die Beute jedoch still, wird sie schlichtweg übersehen. Reiher sind an ihrer Haltung sofort zu erkennen: Im Flug und beim Lauern auf Beute halten Reiher ihren Hals in der typischen S-Form gebogen.

Übrigens: Schon 1586 berichteten Chroniken von einer Jahrhunderte alten Reiherkolonie an der Jagst, um die sogar ein »Reiherkrieg« entbrannte, da Reiher damals als Hochwild galten. Und Hochwild war den »hohen Herren«, also den Adligen, zur Jagd vorbehalten, während das Niederwild auch von der »niederen« Bevölkerung erlegt werden durfte; besonders beliebt war damals die Reiherjagd mit Falken.

Wie schützen Reiher ihr Gefieder vor Nässe?

Im Gegensatz zu anderen Vogelarten fetten Reiher ihr Gefieder nicht mit Öl ein – ihre Bürzeldrüse ist verkümmert –, sondern mit Puder, das von speziellen Puderdunen produziert wird. Hinter diesen speziellen Dunen verbergen sich stetig von der Basis nachwachsende, verästelte Federn des Untergefieders, die an ihren Spitzen zu Puder zerfallen. Um den Puder besser verteilen zu können, benutzen sie die Kralle der Mittelzehe, die zu einer »Putzkralle« mit gezähntem Rand umgebildet ist. Der Puder hält das Gefieder glatt und wasserabstoßend und reinigt es gleichzeitig. Er übernimmt also bei den Reihern – ebenso wie bei Papageien, Tauben, Tukanen, Rallen und Steißhühnern – die Aufgabe des wachsartigen Öls der Bürzeldrüse, das andere Vogelarten zur Gefiederpflege einsetzen.

Bekannter als die Puderdunen sind die Schmuckfedern, die viele Reiher während der Brutzeit an Rücken, Halsansatz und Kopf tragen. Diese Prachtfedern wurden besonders dem Silberreiher (Casmerodius albus) und dem Seidenreiher (Egretta garzetta) zum Verhängnis, da sie früher bei adligen Damen als Hutschmuck sehr beliebt waren. Feinde unter ihren tierischen Nachbarn haben erwachsene Reiher nicht, Eier und Jungtiere jedoch sind durch Nesträuber, darunter vor allem Saatkrähen, gefährdet. Die jungen Reiher gehören nämlich zu den Nesthockern, die so lange im Nest bleiben, bis sie ihre Flugfähigkeit erlangt haben.

Welcher Vogel steckt hinter der »Moorkuh«?

Die Rohrdommel, deren dumpfe, laute Rufe ihr im Volksmund den Namen »Moorkuh« oder auch »Wasserochse« eingebracht haben.

In unseren Breiten heimisch sind die Rohrdommel (Botaurus stellaris) und die Zwergrohrdommel (Ixobrychus minutus). Letztere ist nicht nur die kleinste Reiherart, sondern weist noch eine Besonderheit auf: Als einzige in der Reiherfamilie tragen Männchen und Weibchen ein unterschiedlich gefärbtes Federkleid.

Dommeln führen ein heimliches Leben an schilfbestandenen Ufern langsam fließender oder stehender Gewässer. Bei Gefahr nehmen sie, wie übrigens viele andere Reiherarten auch, die typische sog. Pfahlstellung ein: Sie recken Hals und Schnabel senkrecht nach oben, so dass sie zwischen den schlanken Schilfstängeln so gut wie unsichtbar sind. Übrigens: Rohrdommeln waren einst ein beliebtes Federwild, stehen heute aber unter Naturschutz. Größere Rohrdommelbestände sind noch am Neusiedler See in Österreich zu finden.

Warum sind Störche so beliebt?

Störche sind nicht erst seit heute bekannt und beliebt. Im 17. und 18. Jahrhundert begrüßten in manchen Städten die Turmwächter die ersten Störche mit Trompetenschall, galten sie doch als Glücksboten, was noch in dem volkstümlichen Namen Adebar (Glücksbringer) anklingt, aber auch als Kinderbringer. Sie wurden in Märchen verewigt – wer kennt nicht »Kalif Storch«? –, sind aber auch mit abergläubischen Vorstellungen verknüpft. So soll es einer Bauernregel zufolge bald regnen, wenn der Storch nach langer Trockenheit auffallend schmutzig ist. Und eine frühe Abreise der Störche in den Süden wurde als Vorzeichen für einen frühen Wintereinbruch gedeutet. Wenn man den ersten Storch des Jahres sieht, sollte man Geld in der Tasche haben, dann hat man angeblich das ganze Jahr über reichlich Bares.

Sind Störche ortstreu?

Ja, zumindest die Weißstörche (Ciconia ciconia); sie kehren stets zu ihren alten Horsten zurück und bauen diese Jahr für Jahr weiter aus. Die großen bis sehr großen Stelzvögel, die etwa 1,10 Meter Körperlänge und eine Flügelspannweite von rund 2,20 Metern erreichen, haben sich dem Menschen eng angeschlossen, sind sie ihm mit ihren Nestern doch buchstäblich aufs Dach gestiegen. Nahrung finden sie auf feuchten Wiesen und Feldern: Gemessenen Schrittes schreiten sie das Gelände ab und packen ihre Beutetiere, zu denen Frösche, Mäuse, Schnecken und Insekten, vor allem aber Heuschrecken gehören, blitzschnell mit dem großen spitzen Schnabel.

Übrigens: Weißstörche verständigen sich durch das weithin hörbare Schnabelklappern, das ihnen auch den Namen »Klapperstorch« eingebracht hat. Dieses Begrüßungsritual wiederholt sich jedesmal, wenn einer der beiden Partner zum Nest zurückkommt.

Weshalb sind Störche hierzulande so selten geworden?

Weil viele ihrer Nahrungsgründe zerstört wurden. Damit die Jungstörche im Nest aber satt werden, müssen die Eltern pro Kopf ein Pfund Futter erbeuten. Solch ein reichliches Nahrungsangebot bieten nur Sumpflandschaften sowie feuchte Flussniederungen mit nassen Wiesen und Teichen, denn die Übergangszone zwischen Wasser und Land ist besonders artenreich. Doch vor allem in Westeuropa wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur Flüsse begradigt, sondern auch Feuchtgebiete trockengelegt, um intensive Landwirtschaft betreiben zu können. Damit wurde nicht nur artenreicher Lebensraum vernichtet, sondern auch die Nahrungsgrundlage der Störche, die sich während des Brutgeschäfts nicht weit vom Nest entfernen.

Um die Zahl der Störche konstant zu halten, muss ein Paar jährlich zwei Junge großziehen. Das ist z. B. in Deutschland und den Niederlanden nicht mehr gewährleistet, weil es nicht genug Nahrung gibt. Wenn hier dennoch eine Zunahme der Störche registriert werden kann, so ist dies der Zuwanderung von Vögeln aus Osteuropa zu verdanken. Die letzte internationale Zählung hat erfreulicherweise gezeigt, dass der dramatische Rückgang der Storchenpopulationen gestoppt ist: Gab es 1934 in Deutschland noch 9035 Brutpaare, so waren es 1988 nur noch 2949, 2002 jedoch bereits wieder 4197.

Ziehen alle Störche im Winter nach Afrika?

Nein, manche überwintern auch in Indien. Die meisten der in Nordeuropa brütenden Weißstörche brechen jedoch Ende August in ihre afrikanischen Winterquartiere auf. Dabei wählen sie – je nach Ausgangsort – zwei unterschiedliche Routen: Die westlichen Störche fliegen über Spanien und Gibraltar nach Westafrika, die östlichen Populationen bevorzugen die Strecke über den Bosporus, Libanon und Ägypten. Als gute Segler nutzen sie die vom Land aufsteigenden Luftströmungen, vermeiden aber offenes Wasser. Dabei legen sie Strecken von 10 000 km zurück.

Übrigens: Die Mitteleuropäer fragten sich lange vergebens, wohin ihr Glücks- und Kinderbringer Adebar im Herbst entflieht – bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Däne auf die Idee kam, Störche zu beringen. Nun konnte man ihre jährlichen Wanderungen nachvollziehen. In den afrikanischen Savannen treffen die Weißstörche dabei häufig auf einen Verwandten, den Marabu (Leptoptilos crumeniferus), der zu den Kropfstörchen – den Aasfressern der Familie – gehört. Kennzeichen sind der nackte, aufgeblasene Kropfsack und der große, keilförmige Schnabel. Im Flug, aber auch aufgrund ihres fast nackten Kopfes haben Marabus eine gewisse Ähnlichkeit mit Geiern.

Wie ernähren sich Flamingos?

Die Nahrungsaufnahme der Flamingos, ist einzigartig unter den Schreitvögeln. Je nach Leistungsfähigkeit ihres Filterschnabels ernähren sich die Arten unterschiedlich: von winzigen Algen oder kleinen Krebsen bis hin zu größeren Weichtieren, die sie aus dem Wasser herausfiltern.

Diese Filtertechnik wird durch einen speziell konstruierten Schnabel möglich, der ungefähr in der Mitte einen scharfen Knick aufweist. Der Unterschnabel ist groß und geräumig, der Oberschnabel ist klein und liegt wie ein Deckel auf. Das Schnabelinnere ist dicht mit Lamellen besetzt. Zur Aufnahme der Nahrung senken Flamingos den Kopf und durchkämmen mit nach unten zeigender Schnabeloberseite das flache Wasser. Dabei ziehen sie ihre Zunge zurück, so dass ein Sog entsteht, der das Wasser und mit ihm Nahrungsteilchen in den Schnabel strömen lässt. Pressen die Vögel anschließend die Zunge nach vorne, wird das Wasser durch die Lamellen herausgedrückt, während die Nahrungsteilchen hängen bleiben.

Ideale Verhältnisse finden die Vögel an Brack- und Salzwasserseen, in denen sich z. B. Salinenkrebse (Artemia salina) oft massenhaft vermehren. Zum Trinken benötigen Flamingos allerdings salzarmes oder salzfreies Wasser. Ist Trinkwasser knapp, fangen Flamingos das über ihr Gefieder herabrinnende Regenwasser auf.

Übrigens: Flamingos können bis zu 1,30 Meter groß und 2,8 Kilogramm schwer werden.

Wie kümmern sich Flamingos um ihre Jungen?

Sie füttern sie zunächst mit einer leuchtend rote Nährflüssigkeit, die die Altvögel im Schlund absondern. Sie hat einen ähnlich hohen Nährwert wie Milch. Erst nach etwa 70 Tagen ist der Filterschnabel der Jungvögel voll funktionsfähig, so dass der Nachwuchs eigenständig nach Futter suchen kann.

Flamingos nisten in großen Kolonien und bauen ihre kegelförmigen Nester aus Lehm und Sand, wobei ihnen der unförmig wirkende Schnabel erstaunlich gute Dienste leistet: Wie mit einem Bagger schieben die Vögel den Schlamm zusammen und klopfen ihn mit dem Oberschnabel fest. Die Jungen haben leuchtend rote, dicke Beine, auf denen sie in den ersten Tagen noch nicht stehen können; ihr Daunenkleid ist weißgrau.

Welche Flamingoarten sehen wir im Zoo?

Meist sind Flamingos der Gattung Phoenicopterus anzutreffen, etwa der Rosaflamingo (Phoenicopterus ruber) oder der Chileflamingo (Phoenicopterus chilensis). Ihre Heimat sind die salzhaltigen und bis zu 4000 Meter hoch gelegenen Seen Boliviens und Perus.

Wussten Sie, dass …

Reiher, Störche und Ibisse auch als Stelzvögel bezeichnet werden? Der Name bezieht sich auf ihre langen Beine, die ein kennzeichnender Unterschied zu anderen an und im Wasser lebenden Vögeln sind.

Stelzvögel sich bei Gefahr anders verhalten als Laufvögel? Sie rennen nicht weg, sondern fliegen auf.

Weshalb »reihern« Reiher?

Auf keinen Fall weil sie Magenprobleme haben! Reiherjunge werden meist von beiden Elternteilen gemeinsam betreut. Nach der Jagd bringen die Altvögel das Futter für den Nachwuchs im Magen zum Nest, wo sie es direkt in den Schlund der Jungtiere oder ins Nest erbrechen – sie reihern. Ältere Jungvögel lösen den Würgereiz bei den Eltern aus, indem sie deren Schnabel seitlich packen und nach unten ziehen. In der Umgangssprache hat sich der Begriff »reihern« für »sich übergeben« eingebürgert.

Wussten Sie, dass …

die volkreichste Flamingokolonie in Nordwestindien zu finden ist? Wenn die große Salzwüste bei Kutch überflutet wird, finden sich dort oft mehr als 120 000 Brutpaare ein.

Flamingos und Störche bei Wind und Kälte gern auf einem Bein stehen? Damit verhindern sie, dass über die ungefiederten Beine zu viel Körperwärme verloren geht.

die nördlichste Brutkolonie von Flamingos in Nordrhein-Westfalen liegt? Im Zwillbrocker Venn brüten etwa 40 Tiere, die im nahen Holland überwintern.

Welcher Storch wurde einst als heilig verehrt?

Der Heilige Ibis (Threskiornis aethiopica) galt den alten Ägyptern als Verkörperung des Gottes Thot – des Gottes der Wissenschaft und der Schreibkunst – und genoss damit hohes Ansehen. So wurden Ibisse auf eigenen Friedhöfen beigesetzt oder Herrschern mit ins Grab gegeben. Die 50 bis 90 Zentimeter großen, im Alter völlig schwarzen Vögel sind in flachen Binnen- und Küstengewässern des afrikanischen und asiatischen Kontinents heimisch. Einst bei steigender Nilflut in Ägypten weit verbreitet, kommt der Ibis dort seit Anfang des 19. Jahrhunderts als Brutvogel nicht mehr vor.

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