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Winden: Blütenfülle am Zaun

Sind Winden Zierpflanzen?

Trotz ihrer ansehnlichen bunten Blüten und obwohl Winden mittlerweile in Gartenfachgeschäften als Samenpackungen angeboten werden, sind sie als Zierpflanzen kaum verbreitet. Ihre trichterförmigen Blüten sind eigentlich recht hübsch, dennoch hat die Pflanze entscheidende Nachteile – abgesehen von dem erstickenden Wuchern an anderen Pflanzen –, so dass Winden keine verbreiteten Gartenblumen sind: Zum einen breitet sie sich mit Wurzelsprossen rasch aus, und selbst kleinste abgerissene unterirdische Teile wachsen zu vollständigen Pflanzen heran. Deshalb ist es nahezu unmöglich, sie wieder loszuwerden. Zum anderen kommt hinzu, dass die einzelne Blüte nur wenige Stunden geöffnet bleibt: Sie blüht morgens auf, um sich am frühen Nachmittag wieder zu schließen und zu verwelken.

Die wahrscheinlich bekannteste dieser mitteleuropäischen Winden ist die Ackerwinde (Convolvulus arvensis). Sie gehört zu Convolvulus, der mit rund 250 Arten zweitgrößten Gattung der Familie. Die Ackerwinde gehört zu den Kulturbegleitern – als Ackerunkraut ist sie vermutlich mit dem Getreide zu uns gekommen. Heute ist sie in den gemäßigten Klimazonen praktisch weltweit verbreitet.

Klettern oder schlingen Winden?

Winden klettern nicht, sondern sie schlingen, deshalb gehören sie zu den Schlingpflanzen. Während sich Rankpflanzen wie Wicken oder Wilder Wein mit ihren zu Ranken umgebildeten Blättern oder Seitensprossen an ihren Stützen festhalten, windet sich bei Schlingpflanzen der gesamte Hauptspross um einen Draht, eine Stange oder um benachbarte Pflanzen.

Die Stängelspitze einer Schlingpflanze führt kreisförmige Suchbewegungen aus, indem die beiden Flanken des Sprosses unterschiedlich stark wachsen. So beschreibt zum Beispiel die Ackerwinde in etwa eineinhalb Stunden einen Kreis von mehreren Zentimetern Durchmesser. Als linkswindende Art bewegt sie sich dabei entgegen dem Uhrzeigersinn. Berührungsreize signalisieren ihr, dass eine mögliche Stütze gefunden wurde. Diese wird dann eng umschlungen, indem die gegenüberliegende Sprossseite stärker wächst.

Gedeihen tropische Prunkwinden auch hierzulande?

Ja, als einjährige Sommerblumen im Freien oder als mehrjährige im Gewächshaus. Prunkwinden können in unseren Breiten in Freilandkultur generell nur als einjährige Sommerblumen gezogen werden. Das schränkt zwar einerseits den Zeitraum ein, in dem man sich an den farbenfrohen Pflanzen erfreuen kann, andererseits ist man zugleich des Problems enthoben, das ungezügelte Wachstum dieser üppigen tropischen Schlingpflanzen eindämmen zu müssen, bevor sie überhand nehmen könnten.

Die wichtigsten hierzulande an Balkonen und Pergolen in vielen verschiedenen Sorten gezogenen Prunkwinden sind die strahlend blaue Kaiserwinde (Ipomoea imperialis), die Purpurprunkwinde (Ipomoea purpurea) in Weiß- bis Purpurtönen und Ipomoea tricolor, die sich vom Sommer bis in den Frühherbst mit bis zu 15 Zentimeter großen roten, violetten oder blauen, manchmal sogar mit mehrfarbigen Blüten schmückt. Sie stammt aus Mexiko und wird als Einjährige gezogen. Ihre kordelartigen, windenden Triebe mit den herzförmigen Blättern erreichen spielend eine Höhe von bis zu drei Metern.

Im tropischen Amerika gedeiht die schnellwüchsige, immergrüne Mondwinde (Ipomoea alba), die gelegentlich auch hierzulande in Gewächshäusern gezogen wird. Früher trennte man sie als eigene Gattung Calonyction ab. Dieser Name ist aus den griechischen Wörtern für »schön« und »Nacht« zusammengesetzt. Damit deutet er auf die eindrucksvollen weißen Blüten dieser bis sechs Meter hoch werdenden Winde hin, die nur nachts geöffnet sind und einen intensiven Duft verströmen. Sie haben eine enge, zehn bis 15 Zentimeter lange Blütenröhre und einen Saum von gleicher Breite.

Kann man aus Winden Rauschdrogen gewinnen?

Ja, denn sie enthalten Abkömmlinge (Derivate) der Lysergsäure, die mit LSD verwandt ist. Zur Stoffgruppe der Alkaloide gehören neben der Lysergsäure auch die stärksten aus dem Pflanzenreich bekannten Gifte, z. B. das Gift der Tollkirsche. Aber nur bei den Windengewächsen treten die Abkömmlinge der Lysergsäure auf – also Stoffe, die chemisch der halbsynthetischen Droge LSD ähneln und in der Natur sonst nur von Pilzen bekannt sind. Wie LSD üben sie eine stark halluzinogene Wirkung aus. Bereits die Azteken setzten als Medizin und für kultische Handlungen Ololiuqui ein, das noch heute von mexikanischen Ureinwohnern als Rauschdroge genutzt wird und von der Liane Turbina (Rivea corymbosa), einem Windengewächs, stammt. Priester oder Medizinmänner versetzten sich damit in Trance, um über Visionen Kontakt zu den Göttern oder zur Geisterwelt aufzunehmen. In ähnlicher Weise wurden auch die Samen der Prunkwinde (Ipomoea tricolor) genutzt.

Biochemische Untersuchungen ergaben, dass auch in anderen Gattungen der Windengewächse mit der Lysergsäure verwandte Alkaloide vorkommen. Anhänger psychedelischer Drogen begannen daraufhin, mit den Samen von Prunkwinden zu experimentieren. Dieser Missbrauch kann jedoch zu schweren Gesundheitsschäden bis hin zum Tod führen.

Wussten Sie, dass …

es auch Winden gibt, die nicht klettern? Die Strandwinde (Calystegia soldanella) kriecht mit ihren bis einen Meter langen Stängeln im Sand.

Winden als Pflanzenschädlinge gefürchtet sind? So schmarotzt etwa die Kleeseide (Cuscuta epithymum ssp. trifolii) auf Klee (Trifolium), während die Flachsseide (Cuscuta epilinum) sich auf Feldern mit Saatlein (Linum usitatissimum) breit macht.

Winden Zeigerpflanzen sind? Die Ackerwinde (Convolvulus arvensis) mit ihren bis zu einem Meter tief in den Boden reichenden Wurzeln zeigt verdichtete Böden an.

man Winden auch medizinisch nutzt? Die an tropischen Stränden wild wachsende Ziegenfußprunkwinde (Ipomoea pescaprae) liefert im südpazifischen und südostasiatischen Raum ein kostengünstiges Extrakt zur Behandlung von Hautentzündungen.

Was sind Schwärmerblumen?

Pflanzen, wie beispielsweise die Mondwinde (Ipomoea alba), die wie viele Windenarten von Nachtschmetterlingen (Schwärmern) bestäubt werden. Diese Schmetterlinge sind in der Dämmerung oder nachts aktiv, weshalb die Blüten tagsüber geschlossen bleiben können. Angelockt werden die Schwärmer vom Duft der Mondwindenblüte. Ihr Rüssel ist so lang, dass sie damit bis auf den Grund der tiefen Blüten gelangen, wo der Nektar abgeschieden wird.

Auch die Trichterblüten der heimischen Zaunwinde (Calystegia sepium) werden meist von Schwärmern bestäubt, im Gegensatz zu den nur vormittags geöffneten Blüten der Ackerwinde (Convolvulus arvensis), die von tagaktiven Insekten besucht wird.

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