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Das Wort des Monats September 2004

Dietmar Hefendehl

Bundeskanzler Gerhard Schröder klagte in einem Interview mit der Zeitschrift "Guter Rat" über die Mitnahmemetalität der Deutschen: "In Ost wie West gibt es eine Mentalität bis weit in die Mittelschicht hinein, dass man staatliche Leistungen mitnimmt, wo man sie kriegen kann, auch wenn es eigentlich ein ausreichendes Arbeitseinkommen in der Familie gibt." In Zeiten von Hartz IV schlugen die Wellen der Empörung hoch. Statistiken wurden gedreht und gewendet, jede Interessensgruppe unterstrich, wie wahr / unwahr beziehungsweise ehrlich / heuchlerisch des Kanzlers Aussage war. So gab es denn auch Schelte von der einen Seite, Beifall von der anderen.

Des Kanzlers “Mitnahmementalität“ fiel jedenfalls vielen Menschen auf, so dass wir unter den Einsendern die Qual der Wahl hatten. Letztendlich fiel die Entscheidung für den Gewinner des Monats September auf Herrn Timo Trageser, der seinen Vorschlag wie folgt begründete: “Eigentlich zwar vom Kanzler als Synonym für die Ausnutzung unserer Sozialsysteme verwendet, verdeutlicht es doch sehr anschaulich eine derzeit viel zu weit verbreitete Lebenseinstellung. Jeder versucht für sich zu retten, was er kann. Ob Politiker, Vorstandsvorsitzender oder einfacher Angestellter: "Reformen ja, aber bitteschön nur wenn sie nicht die eigenen Pfründe antasten", heißt das allgemeine Credo. Bleibt zu hoffen, dass baldmöglichst wieder Worte wie Solidargemeinschaft oder Wirtschaftswunder die Schlagzeilen bestimmen. Allein mir fehlt der Glaube ...“

Vielen Dank den Teilnehmern an unserer Aktion “Wort des Monats“. Senden Sie uns auch im kommenden Monat wieder Ihren Vorschlag mit einer Begründung an die bekannte E-Mail-Adresse:wortdesmonats@wissen.de. Wie üblich gibt es auch im kommenden Monat einen Wahrig: Deutsche Rechtschreibung zu gewinnen (dafür aber nicht die Begründung vergessen!) wir freuen uns auf Ihre Einsendung und wünschen viel Erfolg!

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