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Den Urlaub vergolden
Ein Glücksgefühl der ganz besonderen Art können Urlauber in den drei Tauerntälern Rauris, Gastein und Großarl erleben. Denn hier lässt sich außer einer großartigen Berglandschaft noch etwas ganz anderes finden: Gold. In den Flussbetten der Tauernbäche werden Kinder und ihre Eltern zu Goldwäschern. Und das Beste ist: Das gefundene Gold dürfen sie auch behalten.
Gold! Welch Begehrlichkeit und Faszination allein von diesem Wort ausgeht. Gold, das Metall der Götter, das Zeichen der Herrscher, der Sieger – aber auch der Liebe. Es mag daran liegen, dass dieses gelb schimmernde Material so wunderbar glänzt. Aber sicherlich trägt auch seine Seltenheit dazu bei, dass die Menschheit Gold schon immer als etwas ganz Besonders und sehr Wertvolles betrachtet hat. Goldschmuck gilt als ein Zeichen der Anerkennung. Österreich kann sich also glücklich schätzen, es ist von den Göttern mit Gold bedacht worden: das Tauerngold ist legendär, das Donaugold ein Begriff. Auch das stammt genau genommen aus den Tauern und ist von den Alpenflüssen wie der Salzach mitgeführt worden.
Bereits die Kelten, die Römer und später die Knappen des Mittelalters träumten in diesen Bergen vom Reichtum. Der Fund eines goldenen Halsreifens im Rauriser Seidlwinkel beweist, dass das Tauerngold schon bei den Kelten ein begehrtes Material war. Damals wie heute fand man das Metall als pures, elementares Gold in Nuggets bis zu Bohnengröße. Gewonnen wurde es meist als Waschgold aus Gold führenden Sanden der kalten Gebirgsbäche. Aber auch das Schmelzen Gold führender Erze war den Kelten und den Römern bereits bekannt. Die Ausbeute dieser Technik lässt allerdings zu wünschen übrig: lediglich acht Gramm Gold lässt sich aus einer Tonne Gestein gewinnen.
Im 14. Jahrhundert der erste Goldrauch
Seinen ersten Goldrausch erlebte die Region im 14. Jahrhundert, als Gastein vom Erzbistum Salzburg erworben wurde und die Kirche starkes Interesse am Gold zeigte. 5650 Meter lang ist das Stollensystem am Hohen Goldberg, das damals entstand und weit über die Baumgrenze reicht. Allerdings wurde es im 16. Jahrhundert durch vorrückendes Gletschereis bedeckt. Ignaz Rojacher leitete im 19. Jahrhundert die Renaissance des Goldbergbaus in den Tauern ein. Er pachtete zunächst den Bergbau und kauft ihn schließlich im Jahre 1880. 15,4 Kilogramm Gold und 38 Kilogramm Silber holte er in einem Jahr aus dem Gestein. Das war mit den einfachen Mitteln von damals eine Menge, dennoch musste er 1888 seinen Betrieb wegen Unrentabilität verkaufen. Das von ihm gegründete Observatorium auf dem Sonnblick und der Heilstollen von Gastein erinnern heute noch an Rojacher. Die „Preußische Bergwerks- und Hüttengesellschaft“ gewann 1943 72 Kilogramm Gold aus 10.212 Tonnen Roherz, ein Jahr später sogar 98 Kilo. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die industrielle Verarbeitung ihrem Ende entgegen, ein unternehmerischer Abbau lohnte nicht mehr.
Neue Schürfrechte vergeben
Inzwischen gibt es eine australische Firma, die das anders sieht. „In den Tauern geht wieder das Goldfieber um“, berichteten die Salzburger Nachrichten kürzlich. Die Gesellschaft „WHL Resources“ wolle den Abbau des wertvollen Edelmetalls wieder beleben. Die Schürfrechte in Hintermuhr hätte sie schon erworben, nun hätten die Australier auch ihr Interesse an den Goldlagerstätten im Gasteiner Naßfeld bekundet. Mit modernen Abbaumethoden erhoffen sie sich, so viel herauszuholen, dass es sich wieder rentiert. Auch macht wohl der hohe Goldpreis von derzeit etwa 700 Dollar den Bergbau wieder interessant.
Das Goldwaschfieber unter den Gästen in Rauris und Gastein grassiert schon seit man dort diese goldrichtige Idee hatte, die kleinen und großen Besucher mit einem großen Sieb und dem nötigen Wissen um die besten Fundstellen zum Bach zu schicken. Das Gold lagert sich wegen seiner großen Schwere speziell in Flussbiegungen oder Flussverengungen, unterhalb von Stromschnellen und vor Inseln ab. Dort kann das Gold durch „Waschen“ gefunden werden. Der Sand wird im Wasser bewegt und weggespült, das schwerere Gold bleibt im Sieb zurück. Ein Erfolg lässt nicht lange auf sich warten. Wer will, kann auch an einem Goldwasch-Lehrgang mit Fundgarantie teilnehmen. Ansonsten holt man sich einen Schürfschein zur Goldwasch-Berechtigung beim örtlichen Verkehrsverein.
„Man muss es einmal erlebt haben: Es ist das schönste Gefühl, wenn am Grund der Goldwaschpfanne nach und nach die ersten Goldplättchen auftauchen“, verspricht der Hüttenwirt von der Heimalm, Niko Granegger. Der muss es wissen: schließlich nimmt er regelmäßig an Weltmeisterschaften in Goldwaschen teil.