Triebtäter schockieren die Öffentlichkeit
Die versteckte, dunkle Gestalt der menschlichen Seele tritt mit den Verbrechen von Triebtätern immer wieder in das öffentliche Bewusstsein.
Friedrich Haarmann ist "keine unsympathische Erscheinung", stellt der Psychologe Theodor Lessing während des aufsehenerregenden Mordprozesses gegen den Hannoveraner fest. Nach seiner Verhaftung am 23. Juni 1924 gesteht er, in den vorangegangenen fünf Jahren 27 junge Männer, meist aus dem Hannoveraner Homosexuellenmilieu, ermordet zu haben. Die Leichen hat er anschließend in die Leine geworfen, Teile auch in Konservendosen aufbewahrt. Der Angeklagte wird wegen Mordes in 27 Fällen zum Tode verurteilt und am 15. April 1925 hingerichtet.
Haarmann ist schon lange vor seiner Festnahme als "triebirrsinniger" Gewaltverbrecher aktenkundig. Aber der Altkleiderhändler arbeitet seit 1918 als Spitzel in der Altstadt Hannovers. Auf seine Kenntnisse und Kontakte will die Polizei zunächst nicht verzichten.
Wenige Jahre später, 1931, wird wegen Peter Kürten verhandelt, der neun Menschen auf dem Gewissen hat. Das Interesse an dem Prozess gegen den "Werwolf von Düsseldorf" ist so enorm, dass das Gericht in einer Turnhalle der Schutzpolizei tagt. Peter Kürten wird schließlich wegen neunfachem Mord, achtfachem Mordversuch und zweifacher Vergewaltigung am 2. Juli 1931 hingerichtet.
Keinen Prozess gibt es hingegen 1943 für den wegen Schwachsinns vom Wehrdienst befreiten Bruno Lüdke. Mit dem 35jährigen Hilfsarbeiter ist der Polizei ein Serienmörder ins Netz gegangen, der Licht ins Dunkel zahlreicher Vermisstenfälle der letzten Jahre bringen kann. Er gesteht nicht weniger als 84 Frauenmorde. Letztendlich bleiben 54 seit 1923 ungeklärte Fälle, die dem Triebtäter Bruno Lüdke nachgewiesen werden können. Die nationalsozialistischen Führer versuchen allerdings, den Skandal um den Massenmörder einzugrenzen. Heinrich Himmler erklärt den Fall zur geheimen Reichssache; die NS-Justiz lässt den Serienmörder unter ungeklärten Umständen verschwinden.