Gentlemen bitten zur Kasse
Nur eine Viertelstunde dauert der dreisteste Coup der Kriminalgeschichte. Aus der 15köpfigen Bande geht schließlich Drahtzieher Ronald Biggs als Gewinner hervor.
Am 8. August 1963 um fünf Minuten nach drei verdecken die Räuber das grüne Signal und schalten eine rote Lampe ein. So wird der reguläre Postzug zwischen Glasgow und London zum Halten gebracht.
Maskierte Männer überwältigen die Lokführer und brechen den zweiten Waggon auf. Die vier Postbediensteten, die die Fracht bewachen, werden gefesselt und der restliche Zug abgekoppelt.
Der Lokomotivführer wird gezwungen, den Geldwaggon auf eine Brücke zu fahren. Darunter warten drei Lastwagen, die bis zwanzig Minuten nach drei mit der Beute beladen sind. Die insgesamt 15 Täter erbeuten 2,63 Millionen Pfund, das sind damals etwa 30 Millionen Mark.
Scotland Yard beginnt sofort mit der Fahndung, doch nur allmählich kann ein Großteil der Täter gefasst werden. 1965 wird Ronald Biggs verhaftet, dem aber eine spektakuläre Flucht aus dem Londoner Landsworth - Gefängnis gelingt. Erst elf Jahre später erhält Scotland Yard den Hinweis, dass der Posträuber als Tischler in Rio de Janeiro ein beschauliches Leben führt.
Im März 1981 wird Biggs entführt. Fünf Mitarbeiter einer Londoner Personenschutzfirma schnappen sich den legendären Posträuber als Werbegag. Biggs bleibt aber ein freier Mann, denn er hat in Brasilien Frau und Kind und darf aufgrund der brasilianischen Vorschriften nicht ausgeliefert werden.
Gesundheitlich schwer angeschlagen und laut Presseberichten völlig verarmt kehrt Biggs im Mai 2001 freiwillig nach England zurück. Er wird sofort festgenommen und verbringt seine Zeit seitdem entweder im Gefängnis oder im Krankenhaus.