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Digitale Helfer für die Wahlentscheidung
Wer vor der Bundestagswahl noch nicht so genau weiß, bei welcher Partei er sein Kreuzchen setzen soll, findet im Netz Unterstützung. Gleich mehrere Webseiten bieten Entscheidungshilfen in Form von Checklisten oder Umfragetools an. Diese Schnelltests verraten den Wählern, wofür die einzelnen Parteien eigentlich stehen - und helfen auf diese Weise dabei, den Kandidaten zu finden, dessen Wahlprogramm am besten zu den eigenen Vorstellungen passt.
Wahl-O-Mat - der Klassiker
Der Klassiker unter den digitalen Wahlhelfern ist der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung. Dieses Frage- und Antwort-Tool weiß, wie die einzelnen zur Wahl zugelassenen Parteien zu aktuellen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Fragen stehen. Um zu überprüfen, welche Partei der eigenen Position am nächsten steht, müssen sich Nutzer durch 38 Thesen zu unterschiedlichen Themengebieten klicken.
Diese können sie mit "stimme zu", "stimme nicht zu", "neutral" oder "These überspringen" beantworten. Zusätzlich kann im Test noch eine Gewichtung vorgenommen werden. Hier markiert der Nutzer jene Aussagen, die ihm besonders wichtig sind.
Treffgenaue Vorhersage
Auf Basis dieser Angaben errechnet der Wahl-O-Mat anschließend den Grad der Übereinstimmung mit dem Wahlprogramm einzelner Parteien. Dabei ist die Software offenbar sehr treffgenau, wie Forschungsergebnisse zeigen. Über 90 Prozent der Nutzer mit einer klaren politischen Positionierung finden sich demnach genau oder in etwa bei ihrer präferierten Partei wieder.
Den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung gab es zum ersten Mal zur Bundestagswahl 2002. Seitdem wurde er auch für Landtags- und Europawahlen genutzt und insgesamt mehr als 50 Millionen Mal "gespielt". Doch zur Bundestagswahl 2017 ist der klassische Wahl-O-Mat längst nicht der einzige praktische Test.
Alternativen für Landwirte und Netz-Freaks
So gibt es online unter anderem auch einige Angebote für Wähler mit speziellen Interessen - darunter der Sozial-O-Mat des deutschen Diakonieverbands. Dieser deckt die Kernthemen Familie, Flucht, Armut sowie Pflege im Alter ab und vergleicht dabei die Standpunkte der sechs großen Parteien CDU/CSU, SPD, Grüne, Linke, FDP und AfD miteinander.
Ein ähnliches Tool bietet das Fachmagazin "Agrar heute" für Landwirte an. Wer seine Entscheidung von Fragen zu Tierschutz, Düngemitteln und der Milchpreisdebatte abhängig machen möchte, kann sich hier durch die Bewertung von 22 Thesen Orientierung holen. Der Digital-Thesen-Check des SPD nahen Vereins D24 beschäftigt sich dagegen ausschließlich mit Themen aus dem Netz.
Politisches Tinder
Auch für weniger spezialisierte Wähler gibt es Alternativen: Für Fans von Tinder und anderen mit Wischbewegungen funktionierenden Anwendungen hat ein Berliner Start-Up zum Beispiel den Wahl Swiper entwickelt. Mit der entsprechenden Fingerbewegung können hier insgesamt 30 Fragen mit "ja" oder "nein" beantwortet und so die Übereinstimmung mit unterschiedlichen Parteien überprüft werden. Der Kandidatencheck der Plattform Abgeordnetenwatch ermöglicht dagegen einen Vergleich der Positionen von Direktkandidaten.
Eine weitere Orientierungshilfe für Unentschlossene wollen Politikwissenschaftler der Universität Konstanz bieten. Sie haben das Tool Parteienavi konzipiert, das sich als Ergänzung zum klassischen Wahl-O-Mat versteht. Die Entscheidungshilfe umfasst 25 Kernfragen, anhand derer ein politisches Profil des Nutzers erstellt wird - die Einstellung zu Dieselfahrverboten wird dabei ebenso abgefragt wie die zu einer möglichen Obergrenze für Flüchtlinge oder Steuervorteilen für Familien mit Kindern.
Unabhängige Positionierung im Parteienavi
Verglichen werden dabei folgende Parteien: CDU, CSU, SPD, Linke, Grüne, FDP und AfD. Das Ergebnis des Vergleichs zwischen Wähler- und Parteipositionen wird in mehreren Formen dargestellt, zum Beispiel als Einordnung auf einer "politischen Landkarte".
Das Besondere des Parteienavis: Während sich die Parteien beim Wahl-O-Mat selbst zu ihren Positionen geäußert haben, wurden die Parteipositionen bei diesem Tool von unabhängigen Experten eingeschätzt, wie die Entwickler betonen. Dadurch soll eine wahlstrategische, aber möglicherweise verfälschende Positionierung der Parteien verhindert werden.