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Faszinierende Kunst: Meerestiere – ganz aus Glas

Zarte Geschöpfe der Meere: Ob Meeresschnecke, Oktopus oder transparente Qualle – auf den ersten Blick wirken diese Tiere völlig echt. Doch wenn man näher hinschaut, erkennt man: Sie sind aus Glas. Diese gläsernen Meerestiere dienten vor mehr als hundert Jahren der Ausbildung von Studenten – demnächst kann man sie in einer faszinierenden Ausstellung in Wien bewundern.
NPO, 21.11.2016

Der langarmige Kalmar Chiroteuthis veranyi sieht täuschend echt aus – ist aber nur aus Glas.

Guido Mocafico

Heute sind wir es längst gewohnt, in Büchern oder im Internet farbenprächtige Fotografien aus der Unterwasserwelt der Meere zu sehen. Dank Kameras und Online-Medien blicken wir heute vom Sofa aus problemlos in die tiefsten Tiefen der Ozeane, schauen Wattwürmern beim Buddeln zu oder bewundern die filigrane Schönheit von Quallen.

Gläsernes Modell einer Ohrenqualle (Aurelia aurita)

Guido Mocafico

Glasmodelle statt Fotos

Aber vor mehr als hundert Jahren war das anders: Wer damals mehr über diese Meerestiere erfahren wollte, der musste entweder selbst tauchen oder er musste mit einfachen Skizzen und Zeichnungen vorliebnehmen. Lebensechte Präparate der Tiere gab es dagegen kaum – oder sie waren ziemlich farblos und verformt. Denn vor allem wirbellose Meerestiere ließen sich wegen des fehlenden Skeletts nur schlecht erhalten

Im Jahr 1863 jedoch kam der naturwissenschaftlich interessierte Glasbläser Leopold Blaschka auf eine Idee: Vielleicht könnte man diese filigranen Wasserwesen ja in Glas nachbilden? In seiner Werkstatt in Böhmen begann der Glasbläser zu experimentieren. Aus dem geschmolzenen und verschieden eingefärbten Glas formte er nach und nach Quallen, Tintenfische, Meeresschnecken und Anemonen aus Glas – und das mit Erfolg.

Die wirren Tentakel am Kopf gaben dem Spaghettiwurm (Terebella conchilega) seinen Namen.

Guido Mocafico

Jetzt erstmals in Wien zu bewundern

Die gläsernen Meerestiere waren so lebensecht und bis ins Detail anatomisch korrekt, dass selbst zeitgenössische Naturwissenschaftler wie Franz Eilhard Schulze und Ernst Haeckel begeistert waren. In den darauffolgenden Jahrzehnten konnte sich Blaschka vor Aufträgen kaum retten. Mehrere tausend Modelle fertigte er an, die dann für die Lehre an Universitäten in aller Welt eingesetzt wurden.

Bis heute sind die Perfektion und Präzision der gläsernen Meerestiere dieses Glaskünstlers unerreicht. Bewundern jedoch konnte man sie Jahrzehntelang nicht, denn die meisten Modelle waren nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Erst jetzt zeigt eine Ausstellung im Naturhistorischen Museum Wien erstmals eine ganze Reihe dieser faszinierenden Glasmodelle. Sie stammen aus der Sammlung der Universität Wien, die mit 145 Glasmodellen die zweitgrößte Sammlung im deutschsprachigen Raum besitzt. Eröffnung der Ausstellung ist am 28. November 2016.

Die wirren Tentakel am Kopf gaben dem Spaghettiwurm (Terebella conchilega) seinen Namen.

Guido Mocafico

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