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Fit im Schulalltag
„Damit Kinder nicht die Rückenpatienten von morgen werden, müssen die Muskeln des Bewegungsapparates täglich trainiert werden. Dabei geht es nicht um aufwändige Hobbys, sondern es kommt darauf an, den Alltag einfach bewegter zu gestalten“, erklärt Fritz Uwe Niethard, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGOU). Denn Studien zeigen, dass drei Viertel aller drei bis 17-Jährigen weniger als eine Stunde täglich körperlich aktiv sind.
Das aber ist viel zu wenig, sagen die Orthopäden. Denn Muskeln und Knochen sind ein dynamisches System: Sie wachsen, wenn sie regelmäßig beansprucht werden, schrumpfen aber, wenn sie passiv bleiben. Wenn Kinder und Jugendliche sich zu wenig bewegen, bauen ihre Muskeln ab – und das macht auch die Wirbelsäule anfälliger für Haltungsschäden. Denn normalerweise wird die Wirbelsäule von einem ganzen System an großen und kleinen Bauch- und Rückenmuskeln gestützt. Sind diese aber erschlafft und nur schwach ausgebildet, begünstigt dies eine Fehlstellung und Überanspruchung der Wirbelsäule. Die Folge sind Haltungsschäden und Rückenschmerzen.
Was also kann man tun, um Kinder fit zu machen für ihren Schulalltag? Hier ein paar wertvolle Tipps der Orthopäden und Kinderärzte:
Bewegung als Ausgleich
Wichtig ist vor allem mehr Bewegung: Mindestens eine Stunde täglich sollte es sein. Das muss nicht gleich das intensive Joggen oder Leistungssport sein. Schon kleine Tricks reichen aus, um Kinder zu mehr Bewegung zu animieren – vor allem wenn die Eltern mit gutem Beispiel voran gehen.
Hier ein paar Tipps, um mehr Bewegung in den Alltag zu bringen:
Die richtige Sitzposition ist wichtig
Um Haltungsschäden zu vermeiden, ist es auch wichtig, dass das Kind richtig sitzt. Kinder sollten ihre Hausaufgaben daher nicht am Küchentisch, sondern an einem auf ihre Größe angepassten Schreibtisch machen. Richtig sitzt das Kind mit geradem Rücken sowie leicht vorgeneigter Haltung. Bei falscher Sitzposition kommt es zum sogenannten Sitzbuckel, bei dem sich die Wirbelsäule nach hinten biegt. Diese in der Fachsprache Kyphose genannte Fehlhaltung ist eine der häufigsten Wirbelsäulenerkrankungen bei Kindern.
Was man beim Schulranzen beachten muss
Schulbücher, Sportsachen, Malzeug: Oft ist der Schulranzen nicht nur vollgepackt, sondern auch reichlich schwer. Für den noch zarten Rücken ist das gerade bei Grundschülern eine schwere Last. Als ein wesentlicher Risikofaktor für das Auftreten von Haltungsschwächen und Rückenschmerzen im Kindes- und Jugendalter wird daher neben dem Bewegungsmangel und stundenlangem Sitzen auch die Belastung durch den überladenen Schulranzen diskutiert. Auch hier gibt es Tipps, wie man zu große Belastungen vemeiden kann:
- Das Gewicht eines gepackten Schulranzens sollte 10 Prozent des Körpergewichtes des Kindes nicht überschreiten.
- Der Schulranzen sollte so auf dem Rücken des Kindes sitzen, dass er nicht am Körper pendeln kann, es kann helfen, ihn mit einem Hüftgurt zu fixieren.
- Die Gurte am Ranzen dürfen nicht zu stramm sitzen, sonst wird ein Rundrücken begünstigt. Zu locker ist aber auch nicht, gut, denn dann besteht die Gefahr eines Hohlkreuzes.
- Die Kinder sollten ihre Schultasche möglichst nicht einseitig tragen, damit sich das Gewicht auf beide Schultern gleichmäßig verteilt. Ein Ranzen ist daher besser geeignet als eine Tasche mit nur einem Schulterriemen.