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Flüssigkeitsansammlungen im Körper: Wann Ergüsse und Ödeme behandelt werden müssen

Flüssigkeitsansammlungen im Körper sind ein häufiges Symptom, das in vielen verschiedenen Krankheitsbildern auftreten kann. Diese Flüssigkeitsansammlungen manifestieren sich entweder als Ergüsse oder als Ödeme, wobei beide Zustände unterschiedliche Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze aufweisen.
Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen

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Was sind Flüssigkeitsansammlungen?

Flüssigkeitsansammlungen im Körper treten auf, wenn Flüssigkeit aus dem Blutkreislauf oder den Zellen in das umliegende Gewebe oder Körperhöhlen austritt. Dies kann aufgrund einer Störung im Flüssigkeitshaushalt des Körpers, einer entzündlichen Reaktion oder aufgrund mechanischer Barrieren geschehen. Je nach betroffener Region und Ursache unterscheidet man zwischen Ergüssen und Ödemen.

Ergüsse

Ein Erguss beschreibt eine abnorme Flüssigkeitsansammlung in einem bestimmten Körperhohlraum, wie etwa dem Pleuraspalt (zwischen Lunge und Brustwand), dem Perikard (Herzbeutel) oder der Bauchhöhle. Ergüsse entstehen, wenn die Balance zwischen der Flüssigkeitsproduktion und -resorption gestört ist

Pleuraerguss

Ein Pleuraerguss ist eine Flüssigkeitsansammlung im Raum zwischen der Lunge und der Brustwand, bekannt als Pleurahöhle. In diesem Bereich sammelt sich normalerweise nur eine kleine Menge Flüssigkeit, die die Atmung erleichtert. Bei zu viel Flüssigkeit werden verschiedene Symptome verursacht. Atemnot ist hierbei das Leitsymptom. Die Schwere der Atemnot hängt dabei stark von der Menge der Flüssigkeit ab.

Zusätzlich treten häufig Brustschmerzen auf, die besonders bei tiefem Ein- und Ausatmen spürbar sind. Dieser Schmerz entsteht durch eine Reizung der Pleurablätter. Ein weiteres Symptom ist Husten, der trocken oder produktiv sein kann, je nachdem, ob eine zusätzliche Erkrankung wie eine Infektion vorliegt. Diese Symptome entwickeln sich oft allmählich, können jedoch bei einem plötzlichen Anstieg der Flüssigkeitsmenge auch akut auftreten.

Perikarderguss

Ein Perikarderguss beschreibt die Ansammlung von Flüssigkeit im Herzbeutel, die die Herzfunktion beeinträchtigt. Zu den häufigsten Symptomen zählt ein unangenehmes Herzklopfen, da die Flüssigkeit Druck auf das Herz ausübt und seine normale Kontraktion erschwert. Dies führt auch zu einer allgemeinen Atemnot, insbesondere bei körperlicher Anstrengung oder im Liegen, da das Herz nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Blut zu pumpen.

Schwindel ist ein weiteres charakteristisches Symptom, das durch die unzureichende Blutversorgung des Gehirns verursacht wird. Brustschmerzen können ebenfalls auftreten und sind typischerweise ein dumpfer, drückender Schmerz, der sich bei einer Veränderung der Körperposition oder beim tiefen Einatmen verschlimmern kann. In extremen Fällen kann sich eine sogenannte Herztamponade entwickeln, bei der das Herz durch den Flüssigkeitsdruck so stark eingeschränkt wird, dass es zu einem lebensbedrohlichen Kreislaufversagen kommt.

Aszites

Beim Aszites, einer Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle, zeigen sich die Symptome in Form von abdominalen Beschwerden. Zunächst führt die zunehmende Flüssigkeitsansammlung zu einer sichtbaren und tastbaren Schwellung des Bauchs. Dieser Zustand wird häufig von einem unangenehmen Völlegefühl begleitet, selbst nach kleinen Mahlzeiten, da der Flüssigkeitsdruck auf den Magen und den Darm drückt. Übelkeit und Appetitlosigkeit treten ebenfalls auf und resultieren aus der gestörten Verdauungsfunktion, da die Darmbewegungen durch den Flüssigkeitsdruck behindert werden.

Bei fortgeschrittenem Aszites kann es außerdem zu Atemnot kommen. Diese entsteht, weil die Flüssigkeit im Bauchraum das Zwerchfell nach oben drückt und die Ausdehnung der Lunge behindert. Die betroffenen Personen leiden dann oft unter Kurzatmigkeit und müssen möglicherweise den Oberkörper im Sitzen oder Liegen stützen, um leichter atmen zu können.

Gelenkerguss

Ein Gelenkerguss tritt häufig in großen Gelenken wie dem Knie oder der Hüfte auf. Dabei sammelt sich Flüssigkeit im Gelenkinneren, was zu sichtbaren Schwellungen und spürbaren Beschwerden führt. Betroffene Personen haben Schwierigkeiten, das Gelenk vollständig zu beugen oder zu strecken, was alltägliche Aktivitäten wie Gehen oder Treppensteigen erheblich erschwert.

Schmerzen sind ebenfalls ein häufiges Symptom und werden besonders bei Bewegungen des Gelenks oder bei Belastung intensiver. In Ruhephasen können die Schmerzen abklingen, was jedoch von der Ursache des Gelenkergusses abhängt. Bei entzündlichen Ursachen, wie einer Arthritis, können die Schmerzen auch in Ruhephasen anhalten oder sich sogar verschlimmern.

Untersuchung per Ultraschall
Ultraschall-Untersuchung

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Diagnose und Behandlung von Ergüssen

Die Diagnose eines Ergusses erfolgt meist durch eine körperliche Untersuchung und Bildgebungsverfahren wie Röntgen, Ultraschall oder Computertomographie. Oft wird auch eine Punktion vorgenommen, um die Flüssigkeit zu entnehmen und im Labor zu untersuchen.

Die Behandlung hängt von der Ursache ab. Bei bakteriellen Infektionen wird eine Antibiotikatherapie eingeleitet, während bei einem malignen Erguss möglicherweise eine Chemotherapie oder Strahlentherapie notwendig ist. Größere Ergüsse müssen oft durch eine Drainage entlastet werden, um die Symptome zu lindern. Um die Versorgung auch außerhalb des Krankenhauses bestmöglich zu sichern, gibt es Anbieter, die sich auf die Entlastung durch Katheter spezialisiert haben und den Patienten sowie Angehörigen oder Pflegepersonal bei der Nachversorgung zur Seite stehen.

Ödeme

Im Gegensatz zu Ergüssen handelt es sich bei einem Ödem um eine abnorme Flüssigkeitsansammlung im Gewebe, also außerhalb eines Hohlraums. Ödeme entstehen durch eine erhöhte Flüssigkeitsansammlung in den Gewebszwischenräumen und betreffen häufig die Beine, Knöchel oder Füße, können aber auch in anderen Körperregionen auftreten.

Arten von Ödemen

Es gibt verschiedene Arten von Ödemen, die sich nach ihrer Ursache und Lokalisation unterscheiden. Beispiele sind:

  • Periphere Ödeme: Diese betreffen meist die Beine und Füße und treten vor allem bei Herzinsuffizienz, Nierenerkrankungen oder venöser Insuffizienz auf.

  • Lungenödem: Flüssigkeit sammelt sich in der Lunge an und behindert den Gasaustausch. Dies ist ein akuter, oft lebensbedrohlicher Zustand.

  • Lymphödem: Flüssigkeit sammelt sich im Gewebe an, weil das Lymphsystem gestört ist. Dies tritt häufig nach chirurgischen Eingriffen oder Bestrahlungen auf.

  • Hirnödem: Eine gefährliche Flüssigkeitsansammlung im Gehirn, die durch Kopfverletzungen, Schlaganfälle oder Tumore verursacht werden kann.

Ursachen von Ödemen

Ödeme entstehen, wenn die Balance zwischen Flüssigkeitsabgabe und -aufnahme in den Gewebszwischenräumen gestört ist. Ursachen können eine Herzinsuffizienz oder Nierenerkrankungen, bei denen die Nieren überschüssige Flüssigkeit und Elektrolyte nicht richtig ausscheiden können, sein. Auch Lebererkrankungen sind möglich, denn eine geschädigte Leber produziert weniger Albumin, ein Protein, das den Flüssigkeitshaushalt im Blut reguliert.

Bei einer unzureichenden Funktion der Venen, insbesondere der Beinvenen, staut sich Blut, was zur Flüssigkeitsansammlung im Gewebe führt. Eine Blockade oder Beschädigung des Lymphsystems, etwa nach einer Krebserkrankung, kann zu Lymphödemen führen.

Symptome von Ödemen

Die Symptome von Ödemen sind leicht erkennbar und umfassen Schwellungen der betroffenen Körperregionen. Die Haut über dem geschwollenen Bereich kann gespannt wirken, und bei Druck auf die Haut bleibt häufig eine Delle zurück. Weitere Symptome können sein:

  • Schweregefühl in den Beinen

  • Eingeschränkte Beweglichkeit

  • Spannung und Unbehagen in der Haut

  • Bei Lungenödemen: Atemnot und Husten

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Auswertung einer Röntgenaufnahme

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Diagnose und Behandlung von Ödemen

Die Diagnose von Ödemen beginnt meist mit einer körperlichen Untersuchung. Zusätzlich werden Bluttests durchgeführt, um die Funktion von Organen wie Herz, Nieren und Leber zu überprüfen. Ultraschall ist eine wichtige Methode, um Flüssigkeitsansammlungen oder Stauungen in Organen oder dem venösen System sichtbar zu machen. Bei Bedarf können auch Röntgen oder MRT zum Einsatz kommen, um tieferliegende Ursachen wie Tumore oder Gefäßanomalien auszuschließen.

Die Behandlung von Ödemen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Häufig werden Diuretika (Entwässerungstabletten) eingesetzt, um überschüssige Flüssigkeit über die Nieren auszuleiten. Die Wahl und Dosierung der Medikamente hängt von der Schwere des Ödems und dem Gesundheitszustand des Patienten ab.

Mechanische Maßnahmen wie Kompressionsstrümpfe spielen zudem eine wichtige Rolle, vor allem bei chronischen venösen Ödemen. Diese Strümpfe fördern den Blutfluss und verhindern Flüssigkeitsstauungen in den Beinen. Auch Bewegung ist entscheidend: Regelmäßige leichte körperliche Aktivität, wie Gehen oder Schwimmen, unterstützt die Durchblutung und den Lymphabfluss. Physiotherapie, insbesondere Lymphdrainage, kann ebenfalls hilfreich sein. Die Behandlung der Grunderkrankung ist jedoch entscheidend, um das Ödem langfristig zu kontrollieren.

Wann sollten Ergüsse und Ödeme behandelt werden?

Obwohl Ergüsse und Ödeme an sich nicht immer gefährlich sind, können sie auf schwerwiegende gesundheitliche Probleme hinweisen und erhebliche Komplikationen verursachen, wenn sie unbehandelt bleiben.

Wann sollte ein Erguss behandelt werden?

Ergüsse sollten behandelt werden, wenn sie zu deutlichen Symptomen führen oder die Funktion der betroffenen Organe beeinträchtigen. Ein unbehandelter Pleuraerguss kann beispielsweise Atemnot verursachen und zu einer Lungenkollaps führen. Ein Perikarderguss kann die Herzfunktion stark beeinträchtigen und in seltenen Fällen einen Herztamponade verursachen, einen lebensbedrohlichen Zustand, bei dem der Druck auf das Herz so groß wird, dass es nicht mehr effektiv schlagen kann.

Auch Ergüsse, die durch Infektionen oder Tumore verursacht werden, sollten schnellstmöglich behandelt werden, um das Fortschreiten der Grunderkrankung zu stoppen. Oft ist die Entlastung durch eine Drainage notwendig, um die Flüssigkeit abzuführen, gefolgt von einer spezifischen Therapie der zugrunde liegenden Ursache.

Wann sollte ein Ödem behandelt werden?

Die Behandlung von Ödemen hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Ein peripheres Ödem, das durch langes Sitzen oder Stehen verursacht wird, ist oft harmlos und kann durch Bewegung oder das Hochlagern der Beine gelindert werden. Wenn das Ödem jedoch durch eine schwerwiegende Erkrankung wie Herz- oder Nierenversagen verursacht wird, ist eine ärztliche Behandlung notwendig.

Ein Lungenödem ist ein medizinischer Notfall und erfordert sofortige Behandlung, da es die Sauerstoffversorgung des Körpers behindert und zu einem Herzstillstand führen kann. Auch Hirnödeme sind extrem gefährlich und erfordern eine schnelle Intervention, um Hirnschäden zu vermeiden.

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