Beamte, Siedler, Händler und Forscher brachten aus den deutschen Kolonialgebieten völkerkundliche Gegenstände mit, die heute Teil von Museumssammlungen sind. Wie gelangten diese Objekte in den Besitz der Europäer? Dieser Frage geht das Landesmuseum Hannover nach.
damals
Das Plakat zeigt eine geschnitzte Holzfigur in Gestalt eines indigenen Soldaten der deutschen Schutztruppe.
Von 1884 bis 1919 besaß das Deutsche Reich Kolonien in Afrika, Ozeanien und China – im Vergleich zu anderen europäischen Mächten war dies nur eine Episode. Dennoch entstanden in dieser Zeit große ethnographische Sammlungen, in denen sich die unterschiedlichen Kulturen der Kolonialgebiete widerspiegeln. Eine solche Sammlung besitzt auch das Landesmuseum Hannover. Sie besteht großenteils aus Objekten, die mit Hannover verbundene Personen aus den deutschen Kolonialgebieten mitbrachten oder nach Hause schickten.
Obwohl Hannover in der Kolonialverwaltung keine zentrale Rolle spielte, bemühten sich auch dort Wissenschaftler, Zeugnisse der Kulturen der Kolonialgebiete zu bewahren, bevor diese verlorengingen. So gelangten in den rund 35 Jahren deutscher Kolonialzeit viele Objekte in das Landesmuseum. Dabei handelt es sich nicht nur um Gegenstände aus den Kulturen Afrikas, Asiens und Ozeaniens, sondern auch um naturkundliche Objekte.
Eine Tanzmaske (vor 1901), die von der Insel Neuirland stammt. Diese gehört zum Bismarck- Archipel (heute Papua-Neuguinea).
Die Ausstellung „Heikles Erbe. Koloniale Spuren bis in die Gegenwart“ widmet sich vom 30. September 2016 bis zum 26. Februar 2017 der Frage, wie all diese Stücke in den Besitz der Sammler übergingen und nach Hannover kamen. Hintergrund: Seit Jahren erforschen – nicht zuletzt angeregt durch Erkenntnisse zu Sammlungsbeständen aus der NS-Zeit – zahlreiche Museen, wie ihre Sammlungen entstanden sind. Ansatz dieser „Provenienz- Forschung“ ist es, sich der damit verbundenen Verantwortung zu stellen. Entsprechend versucht das Landesmuseum Hannover, die Herkunft der Kolonialismus-Objekte zu rekonstruieren, um die Rechtmäßigkeit des Bestandes zu klären.
Von Hofkunst aus Kamerun über Waffen von den Salomon-Inseln bis hin zu Musikinstrumenten aus Westafrika: Mit Hilfe der zum Teil erstmals gezeigten Exponate entsteht ein facettenreiches Bild der deutschen Kolonialzeit und ihrer Akteure.
Unweit des Maschsees gelegen, präsentiert das größte staatliche Museum Niedersachsens seine Sammlungen in drei „Welten“: Die „NaturWelten“ geben Einblick in den umfangreichen naturkundlichen Bestand, die „MenschenWelten“ verbinden die Bereiche Archäologie und Völkerkunde miteinander, und die „KunstWelten“ bündeln Gemälde-, Münz- und Graphiksammlungen vom Mittelalter bis zur frühen Moderne.