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Guter Schlaf – Fehlanzeige?
Um besser einschlafen zu können, nutzen fast 50 Prozent der Bundesbürger ein Buch, entweder gedruckt oder digital. Bei 20 bis 30 Prozent Deutschen kommt es – der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung zufolge – gelegentlich zu Schlafstörungen. Sechs Prozent haben chronische Schlafstörungen. Das führt tagsüber zu Müdigkeit und eingeschränkter Leistungsfähigkeit. Und es zeigt auch, wie wichtig gesunder Schlaf ist. Schlafmangel macht nämlich gereizt und launisch. Es kommt zu Trugwahrnehmungen und in extremen Fällen zu Persönlichkeitsstörungen und sogar Suizidgedanken. Zahlreiche Körperfunktionen geraten durcheinander, wenn der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus gestört ist.
Der Schlaf-Wach-Rhythmus folgt der Natur
Der menschliche Körper folgt mit vielen Vorgängen dem natürlichen Wechsel von Tag und Nacht. Dabei spielen bestimmte Nervenzellen, die mit den Sehnerven verknüpft sind, eine wichtige Rolle. Hell und Dunkel beeinflussen den Schlaf-Wach-Rhythmus direkt. Nervensignale regeln die Hormone, die für den Schlaf verantwortlich sind, und auch die Körpertemperatur und bestimmte chemische Stoffe, die Teil des Immunsystems sind. Der menschliche Körper schüttet nachts Melatonin aus und Wachstumshormone, die sich begünstigend auf den Schlaf auswirken. Morgens steigt der Kortisolspiegel, der wiederum munter macht. Damit der Körper nachts ausreichend Melatonin, das Schlafhormon, produzieren kann, muss der Serotoninspiegel ausreichend sein. Serotoninmangel führt nämlich zu Einschlafstörungen.
Welche Arten von Schlafstörungen gibt es?
Zu den häufigsten Schlafstörungen gehören:
Schnarchen und Schlafapnoe
Schnarchen erscheint auf den ersten Blick harmlos. Es stört höchstens den Schlaf anderer. Doch Schnarchen zeigt, dass der Schläfer Probleme hat, die Kehle im Schlaf offen zu halten. Daraus kann dann sehr leicht eine Schlafapnoe entstehen. Dabei handelt es sich um eine chronische Erkrankung. Der Betroffene hört im Schlaf immer wieder auf zu atmen. Wenn diese Episoden länger als zehn Sekunden andauern, sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut oder der Betroffen wacht sogar auf. Das kann die Entstehung weiterer Erkrankungen, wie Bluthochdruck, Diabetes, Schlafanfall, Herzinfarkt oder Herzversagen, begünstigen.
Schlaflosigkeit
Schlaflosigkeit ist die Unfähigkeit, in der Nacht ausreichend Schlaf zu erhalten. Betroffen fühlen sich nicht ausgeruht. Die meisten, die an Schlaflosigkeit leiden, brauchen mehr als 20 oder 30 Minuten, um überhaupt in den Schlaf zu finden oder nachts wieder einzuschlafen. Wer diese Symptome mindestens drei Mal pro Woche und über mindestens drei Monate hat, leidet unter chronischer Schlaflosigkeit. Davon sind circa zehn Prozent der Erwachsenen betroffen.
Parasomnie
Parasomnien charakterisieren ein abnormes Schlafverhalten. Sie umfassen nicht nur unbewusstes oder komplexe Schlafverhalten, sondern auch halb-zielgerichtetes und zielgerichtetes. Schlafangst, Schlafstörungen, Störungen im REM-Schlaf (die Schlafphase mit den schnellen Augenbewegungen), Schlafwandeln oder andere Verhaltensweisen, die im Schlaf auftreten, gehören dazu.
Narkolepsie
Diese Erkrankung heißt auch Schlafsucht. Dabei handelt es sich um eine seltene, nicht heilbare Erkrankung, die einen Menschen sein Leben lang begleitet und nicht lebensbedrohlich ist. Der Schlaf überfällt die Betroffenen am helllichten Tag. Sie schlafen mitten im Satz, während des Essens oder bei der Arbeit plötzlich ein. Sie sacken in sich zusammen und sind für ein paar Sekunden vollkommen weggetreten. Das kann beim Autofahren oder beim Bedienen von großen Maschinen durchaus zu gefährlichen Situationen führen.
Schlaflähmung
Eine Schlaflähmung hat erschreckende Symptome. Betroffene sind beim Einschlafen oder Aufwachen, wenn der Körper sich in der Übergangsphase zwischen Schlafen und Wachsein befindet, vorübergehend unfähig sich zu bewegen. Der Geist scheint bereits wach zu sein, kann jedoch den Körper nicht steuern. Die Schlaflähmung kann ein Symptom der Narkolepsie sein.
Restless-Legs-Syndrom
Beim Syndrom der ruhelosen Beine handelt es sich um eine neurologische Bewegungsstörung. Die Betroffenen haben ein unangenehmes Gefühl in den Beinen und das starke Bedürfnis, sich zu bewegen. Dabei können Schmerzen ebenso auftreten wie ein Brennen oder Kribbeln. Auch das Gefühl von Käfern auf den Beinen gehört zu den Symptomen. Bewegungen wie Gehen, Reiben oder Strecken verbessern die Symptome, die hauptsächlich im Ruhezustand auftreten. Das kann das Einschlafen ungemein erschweren.
Körperliche Erkrankungen, die schlaflos machen
Es gibt auch sekundäre Schlafstörungen. Dabei handelt es sich um Schlafstörungen, die durch eine andere Primärerkrankung verursacht sind. Im Folgenden sind die wichtigsten chronischen Erkrankungen genannt. Dazu gibt es weitere Informationen und schlafmedizinische Therapiemöglichkeiten auf der Homepage der Neurologen und Psychiater im Netz.
Chronische Schmerzen
Viele Erkrankungen, die mit starken Schmerzen einhergehen, führen zu Schlafstörungen, die durch Schmerzen bedingt sind und nicht durch die eigentliche Erkrankung. Dabei kommt es häufig vor, dass der schlechte Schlaf die Schmerzwahrnehmung verstärkt.
Kopfschmerzsyndrome
Kopfschmerzsyndrome wie Clusterkopfschmerzen, Migräne oder Spannungskopfschmerzen können den Schlaf als Ursache haben. Gleichzeitig kann Schlaf den Schmerz lindern. Schlafstörungen können die Schmerzen verstärken. Manche Betroffene können keinen Mittagsschlaf halten, weil dieser kurze Schlaf eine Migräne auslösen kann.
Morbus Parkinson
Schlafstörungen treten bei 75 Prozent aller Patienten mit Morbus Parkinson auf. Das kann so weit gehen, dass sich der Schlaf-Wach-Rhythmus umkehrt. Die Ursache für die Schlafstörungen kann die Erkrankung selbst sein oder die Therapie. Wenn die Krankheit fortschreitet, verstärken sich auch die Schlafstörungen. Häufig haben Parkinson-Patienten auch Depressionen, die die Schlafstörungen noch verstärken. Etwa 50 Prozent der Patienten haben im Schlaf nicht kontrollierbare Beinbewegungen.
Chronisches Müdigkeitssyndrom
Das chronische Müdigkeitssyndrom, auch Chronic-Fatigue-Syndrom oder chronisches Erschöpfungssyndrom genannt, ist eine neurologische Erkrankung, die fast immer mit nicht erholsamem Schlaf verbunden ist.
Weitere Erkrankungen, die mit Schlafstörungen einhergehen sind:
- Demenz
- Schlaganfall
- Fibromyalgie
- Tinnitus und
- Psychiatrische Erkrankungen, wie Depressionen, generalisierte Angsterkrankungen und Phobien, Alkoholsucht, Demenz, Essstörungen, Schizophrenie oder die Borderline-Persönlichkeitsstörung.