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Hitzewellen damals und heute

Die aktuelle Regenphase mag zwar ein wenig davon ablenken, doch auch in diesem Sommer hat eine extreme Hitzewelle Europa wieder fest im Griff. Griechenland und die Türkei verzeichneten im Juli örtliche Höchstwerte von bis zu 44 Grad. Doch Hitzewellen gibt es nicht erst seit heute. Auch vor knapp 50 Jahren brütete halb Europa unter einer damals als außergewöhnlich geltenden Hitze. Wie unterschied sie sich von den heutigen Hitzewellen? Woran lässt sich erkennen, ob sich das Klima tatsächlich verändert hat?
AMA, 10.08.2023
Symbolbild Hitzewelle

© batuhan toker, GettyImages

Per Definition des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sprechen wir dann von einer Hitzewelle, wenn die Temperaturen an drei oder mehr aufeinanderfolgenden Tagen über einem aus dem langjährigen Mittel für diese Zeit und Ort ermittelten Grenzwert und über 28 Grad liegen. Für die Umwelt und unsere Gesundheit können solche Hitzewellen äußerst gefährlich werden. Flüsse und Seen trocknen aus, die Waldbrandgefahr steigt, unser Kreislauf kollabiert. Bei älteren und kranken Menschen kann anhaltende Hitze im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen.

Hitzewelle vor 50 Jahren

Hitzewellen sind allerdings kein neues Phänomen des 21. Jahrhunderts. Auch vor 50 Jahren und mehr gab es schon längere Perioden mit ungewöhnlich heißen Temperaturen. Zum Beispiel auf den Tag genau vor 48 Jahren, am 10. August 1975. Damals lag ein besonders großes und stabiles Hochdruckgebiet über Europa, das warme Luft und Dauersonne mit sich brachte. Entsprechend hoch stiegen die Temperaturen und der Regen blieb aus. Es kam zu Trinkwasserknappheit in Frankreich, Ernteausfällen in Dänemark, Waldbränden in Spanien und über 70 Kreislaufzusammenbrüchen bei Menschen allein in Köln.

Doch wie heiß war es damals? Die Wetteraufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes zufolge herrschten während dieser Hitzewelle 35 Grad in Paris, 36 Grad in Köln, 37 Grad in Madrid und immerhin noch rund 33 Grad in Kopenhagen. Für damalige Verhältnisse war dies außergewöhnlich. Heute allerdings werden solche Werte in fast jedem Sommer erreicht.

Rhein bei Lorchhausen im Dürresommer 2022
Rhein bei Lorchhausen im Sommer 2022: Hitzewellen erhöhen nicht nur die Verdunstungsrate, sondern sorgen bei ohnehin niedrigen Wasserständen auch für massiven Hitzestress, der das Leben vieler Wasserbewohner bedroht.

© Pictures-and-Pixels, GettyImages

Häufigere Hitze

Aber was bedeutet dies? Sind dies nur normale Klimaschwankungen, weil es ja auch damals schon über 30 Grad heiß wurde? Oder steckt mehr dahinter? Klimaforscher untersuchen dies mithilfe der sogenannten Attributionsforschung. Dabei ermitteln sie anhand der Wetterdaten und mithilfe von Simulationen in Klimamodellen, ob sich an der Häufigkeit und Intensität der Hitzewellen früher und heute etwas verändert hat und wie wahrscheinlich eine Hitzewelle mit und ohne Klimawandel wäre.

Diese Analysen zeigen eindeutig, dass Hitzewellen heute häufiger vorkommen und stärker ausfallen als noch vor knapp 50 Jahren. Was damals als ungewöhnlicher Ausreißer galt, ist heute fast schon normal. Veranschaulichen lässt sich ganz gut an einem bestimmten Wert: der 40 Grad-Marke. Im Sommer 1983 wurde diese in Deutschland zum allerersten Mal geknackt – nach über 100 Jahren der Wetteraufzeichnungen. Das nächste Mal war es 2003 so weit, dann 2015, dann 2019 und dann 2022.

Die Abstände zwischen Phasen mit extremen Temperaturen werden also immer kürzer. Erst lagen 20 Jahre zwischen dem ersten und dem nächsten Erreichen der 40 Grad-Marke, dann zwölf, dann vier und dann sogar nur drei. Meteorologen schätzen, dass im Jahr 2043 jeden Sommer irgendwo in Deutschland 40 Grad erreicht werden. Die Häufigkeit extremer Hitzewellen hat also zugenommen und nimmt weiter zu.

Verbrannter Wald auf der Adriainsel Korcula, Kroatien
Verbrannter Wald auf der krotischen Insel Korcula: Nicht nur im Mittelmeerraum erhöhen lang anhaltende Hitzwellen die Waldbrandgefahr.

© Goran Safarek, GettyImages

Länger und heißer

Doch Hitzewellen treten nicht nur häufiger auf, sie sind auch länger geworden. So ist zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit für Hitzewellen, die länger als zwei Wochen andauern, deutlich gestiegen. Und auch die Höchsttemperaturen sind extremer geworden. Der Grund dafür ist recht simpel: Je stärker die globale Erwärmung, desto heißer werden auch die Hitzewellen. Denn die Hitze legt dann auf die ohnehin schon höheren Sommertemperaturen gewissermaßen noch eine Schippe drauf.

„Im Mittelmeerraum zum Beispiel wird das Temperaturniveau extremer Hitzeperioden mit jedem Grad globaler Erwärmung um etwa 1,5 Grad ansteigen. Wenn die globalen Temperaturen um zwei Grad steigen, werden die Hitzeextreme im Mittelmeerraum voraussichtlich um drei Grad und bei einer globalen Erwärmung von vier Grad um sechs Grad zunehmen“, erklärt Klimaexperte Markus Donat vom Barcelona Supercomputing Center. „Kurz gesagt, in Südeuropa könnten in den kommenden Jahrzehnten Temperaturen von über 50 Grad auftreten.“

Auch in Deutschland haben steigende globale Temperaturen extremere Hitzewellen zur Folge. Meteorologen ziehen als Maß dafür häufig die Anzahl sogenannter Hitzetage heran, also jener Tage, an denen die Maximaltemperaturen bei über 30 Grad liegen. In Berlin und Brandenburg gab es zwischen 1961 und 1990 durchschnittlich 6,5 solcher Hitzetage pro Jahr. Zwischen 1990 und 2019 waren es bereits 11,5 Tage, wobei manche Ausreißerjahre sogar bis zu 28 Hitzetage hatten.

Extrem wird normal

Der Deutsche Wetterdienst schlussfolgert: „Was früher ein extrem heißer Sommer war, ist heute ein durchschnittlicher Sommer. Selbst die kühlsten Sommer der letzten 25 Jahre blieben meist deutlich über dem langjährigen Durchschnitt vor 1990.“ Obwohl es also auch schon vor 50 Jahren Hitzewellen gab, sind diese nur schwer mit den Ausmaßen heutiger Hitzeperioden vergleichbar und noch schwerer mit denen der Zukunft. Hitzewellen werden immer häufiger auftreten, immer länger andauern und immer heißere Temperaturen mit sich bringen – wahrscheinlich mit fatalen Folgen für Mensch und Natur.

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