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Implantologie

Alexander Stahr

Schon früh haben Menschen versucht, verloren gegangene Zähne durch Menschen- oder Tierzähne, geschnitzte Knochen oder zum Beispiel Perlmuttstücke zu ersetzen. Der Zweck dieses Zahnersatzes war jedoch eher kosmetischer Art, denn kauen konnte man damit nicht.

Das seit dem Mittelalter bekannte "Wiedereinpflanzen" heraus gefallener Zähne und deren Befestigung an den benachbarten Zähnen wurde im 16. Jahrhundert wieder entdeckt. Dafür wurden hin und wieder auch Zähne anderer Personen benutzt, die sich dafür zur Verfügung stellten oder für diese Leistung bezahlt wurden.

In seinem mehrbändigen Werk der chirurgischen Zahnheilkunde "Le chirurgien-dentiste ou traité des dents" aus dem Jahr 1746 hat Pierre Fauchard über die "Zahnüberpflanzung" berichtet und dabei das Alter der Spender und Empfänger festgelegt.

Bis in das 18. Jahrhundert war es in gehobenen Kreisen Englands üblich, Zähne, die zuvor jungen Menschen gegen Entgelt entnommen worden waren, in entstandene Lücken einzusetzen. Um ein Infektionsrisiko zu vermeiden, solle man die Zähne laut der Literatur aus jener Zeit für einige Stunden in lauwarmes Wasser legen und etwa "entartetes Blut oder Eiter in einem Stück alten, weichen Leinen abreiben".

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde nach neuen Möglichkeiten für den Ersatz verloren gegangener Zähne gesucht. So wurden Materialien wie Kautschuk, Gold, Porzellan, Elfenbein und andere Materialien in Form von Zahnwurzeln in künstlich geschaffene Hohlräume im Kiefer, so genannte Alveolen, implantiert.

1939 wurde der Durchbruch in der Zahn-Implantologie erzielt. Der künstliche Zahn erhielt ein Gewinde ähnlich einer Holzschraube. Als Material wurde Chrom-Kobalt-Molybdän verwandt. Damit begann die Geschichte der modernen Implantologie und die Erforschung des Einsatzes künstlicher Materialien in lebendes Gewebe. Heute gibt es weltweit über 200 Implantatsysteme.