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Ins Fettnäpfchen treten

Die Redensart fiel, als Helmut Kohl die »Gnade der späten Geburt« pries, und sie war zu lesen, als Boris Jelzin wodkaselig Deutschland zur Atommacht erklärte: Sobald heute ein Staatsmann undiplomatisch wunde Diskussionspunkte anspricht oder sonstwie durch Ungeschick glänzt, schreiben die Zeitungen, er sei ins Fettnäpfchen getreten. Karikaturist Horst Haitzinger zeichnete 1980 nach einer Regierungserklärung sogar einen Tausendfüßler mit dem Kopf des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt: Jedes Bein steckte - von »Bauern« bis »Gewerkschaften« - in einem anderen Fettnapf.

Die Redewendung stammt zweifellos aus Zeiten, in denen Fett, vor allem Speisefett, nicht im Supermarkt zu kaufen und entsprechend wertvoll war. Aus welchem Tiegel sie indes hervorging, ist nicht geklärt. Am wahrscheinlichsten ist die Herkunft aus der bäuerlichen Küche, wo sich zu ebener Erde oft die einzige Wärmequelle des Hauses befand. Im großen offenen Kamin über dieser Feuerstelle hingen auch die Schinken und Würste, die geräuchert werden sollten. Das Fett, das aus dem Fleisch im Rauchfang tropfte, wurde in darunter gestellten Näpfen aufgefangen. Wenn nun ein Hausgenosse beim Aufwärmen unachtsam in diese Schüsselchen trat, war der Ärger natürlich groß.

Regional können sich Form und Inhalt der schmierigen Gefäße indes vielfältig unterscheiden. Oswald von Wolkenstein, der mittelalterliche Sänger aus Südtirol, bezeichnet einen Bauerntölpel als »Haintzl Trittenprey« (Heinz tritt in den Brei), im Schwäbischen hieß ein unbeholfener Mann früher »Hans tapp ins Mus«, die Elsässer sagen »bi einems Öl verschütt han« (bei einem das Öl verschüttet haben), die Schweizer »den Kübel umstoßen«. Und in den Bauernhäusern des Erzgebirges stand einst am Ofen ein Näpfchen mit Stiefelfett, aus dem die Schuhe aufpoliert wurden - der war schnell umgetreten.

Ganz gleich indes, ob nun der Fettnapf des vergessenen Hochzeitstages oder der Fettnapf einer anzüglichen Bemerkung für Peinlichkeit sorgen: Solche Fettflecke lassen sich nur schwer entfernen.

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