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Jecke Frauen an die Macht!

Alle Jahre wieder sind am Donnerstag vor Aschermittwoch im Rheinland die jecken Frauen los: Es ist Weiberfastnacht. Für einen Tag hat dann das weibliche Geschlecht das Sagen - und Männer mit Schlips sollten sich in Acht nehmen. Doch woher kommt dieser Brauch der weiblichen Machtübernahme im Karneval eigentlich?
DAL, 27.02.2019

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist es Brauch, dass Frauen den Männern zu Weiberfastnacht die Krawatte als Symbol der männlichen Macht abschneiden.

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Mit dem letzten Donnerstag vor der Fastenzeit bricht traditionell die Zeit des Straßenkarnevals an - und dieser Tag gehört vor allem im Rheinland den Frauen. Egal ob in Aachen, Köln oder Düsseldorf: An "Weiberfastnacht" übernimmt das weibliche Geschlecht symbolisch die Herrschaft über die Stadt. Verkleidete Frauen stürmen die Rathäuser, tanzen und feiern.

Männer haben an diesem Tag ausnahmsweise einmal nicht das Sagen. Ihnen geht es vielmehr im wahrsten Sinne des Wortes an den Kragen: Der Brauch, Männern die Krawatten abzuschneiden, ist bei närrischen Weibern äußerst beliebt. Doch woher kommt eigentlich die Tradition des von Frauen regierten Karnevals?

Wäscherinnen allein zu Haus

Wahrscheinlich reicht die Geschichte der Weiberfastnacht bis ins 19. Jahrhundert zurück und hat ihren Ursprung im Bonner Stadtteil Beuel. Viele Frauen arbeiteten dort als Wäscherinnen und Bleicherinnen für die wohlhabenderen Bürger in Bonn und Köln. Ihre Männer waren für den Transport der Wäsche in die Städte zuständig.

Doch obwohl sie dort eigentlich nur die schmutzigen Textilien abholen sollten, gaben sich die Gatten zum Straßenkarneval auch dem jecken Treiben in der Stadt hin. Ihre Frauen mussten indes brav zuhause ausharren. 1824 hatten die Daheimgebliebenen genug davon. Sie wollten auch ihren Spaß haben.

Der Auftakt zum Straßenkarneval gehört vor allem im Rheinland traditionell den Frauen.

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Das erste Damenkomitee

Und so setzten sich die Beueler Waschfrauen zum Kaffeeklatsch zusammen, während ihre Männer mit dem Schiff nach Köln unterwegs waren. Bei diesem Treffen tauschten sie sich nicht nur über die Verfehlungen ihrer besseren Hälften aus - sie beschlossen auch, die Männerherrschaft im Karneval aufzubrechen. Das "Alte Beueler Damenkomitee" war geboren - das Gründungskomitee der Beueler Weiberfastnacht.

In den Folgejahren schlossen sich immer mehr Frauen den Wäscherinnen an. Das weibliche Geschlecht übernahm zunehmend die Kontrolle über die Fastnachtfeierlichkeiten: Es wurden Umzüge veranstaltet und Sitzungen, zu denen keine Männer zugelassen waren. Viele Jahrzehnte später stürmten die Frauen dann zum ersten Mal auch das Rathaus.

Das "Alte Beueler Damenkomitee von 1824" in der Besetzung von 1900

Gemeinfrei

Wurzeln im Mittelalter

Doch obwohl sich die Übernahme des städtischen Machtzentrums durch die Frauen vermutlich wirklich von Beuel aus in Deutschland verbreitete, liegen die Wurzeln der Sitte nach Ansicht einiger Historiker noch tiefer: im Mittelalter. Damals luden die Grundherren die Ehefrauen ihrer bäuerlichen Kleinpächter jedes Jahr vor dem Beginn der Fastenzeit zu einem eigenen Mahl mit Tanz ein. Dies machte den Damen so viel Spaß, dass sie die Organisation ihrer fröhlichen Feier irgendwann selbst in die Hand nahmen, so die Erklärung.

Während im Rheinland die Aktionen der Frauen im Vordergrund stehen, haben sich in anderen Teilen der Bundesrepublik völlig andere Bräuche für den Donnerstag vor Aschermittwoch etabliert. So ziehen im badisch-schwäbischen Raum vielerorts morgens früh weiße Gestalten in Nachthemden umher oder Musikkapellen wecken die Nachbarschaft. Und im Bodenseegebiet stellen die Narren als Zeichen ihrer Herrschaft einen sogenannten Narrenbaum im Ort auf.

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