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Kanada: Die Big Five des Nordens
Mit gut zehn Millionen Quadratkilometer Fläche, sechs Zeitzonen und 243.000 Kilometer Küstenlinie ist das Land im Norden Nordamerikas ein echter Gigant – es ist nach Russland das flächenmäßig zweitgrößte Land der Erde. In Bezug auf seine Bevölkerung ist Kanada dagegen ein Zwerg: Nur 38 Millionen Menschen leben dort, über die Hälfte davon in den zehn größten Städten im Süden des Landes. Dass man sich gegenseitig auf die Füße tritt, ist also eher nicht zu befürchten.
Kein Wunder, dass Kanada vor allem für seine einzigartige Weite und die in großen Teilen unberührte Natur bekannt ist. Praktisch in jeder Provinz und in jedem Territorium des Landes lassen sich ikonische Landschaften und besondere Naturschönheiten finden.
Die Big Five des Nordens
Kanada wird nicht ohne Grund "Wildlife Capital of the World" genannt. Denn das Ahornland ist in weiten Teilen noch ein Paradies für wilde Tiere und bietet die Möglichkeit, die Big Five des Nordens zu treffen: Bären, Elche, Karibus, Wale und Bisons. Tiersichtungen sind auf einem Roadtrip so gut wie garantiert und das nicht nur in den über 40 Nationalparks und zahllosen Provinz- und Territorialparks des Landes.
Weit oben auf der Wunschliste der Wildtiertreffen stehen bei vielen Besuchern Begegnungen mit Walen, die sich an vielen Stellen entlang der kanadischen Küste beobachten lassen. Eine große Besonderheit sind dabei die weißen Belugawale. Diese weißlich gefärbten Meeressäuger kommen nur in arktischen Meeren vor und leben dort oft in Familienverbänden und kleinen Gruppen zusammen. Einer der weltweit besten Orte, um die "weißen Riesen" zu beobachten, liegt bei Somerset Island im kanadischen Territorium Nunavut. Dort, im äußersten Norden des Landes, kommen jedes Jahr tausende Belugawale in die Bucht Cunningham Inlet, um zu spielen, ihre Jungen zu stillen und sich zu häuten.
Bären von schwarz bis weiß
Bären machen zwar vielen Menschen Angst, faszinieren aber auch durch ihre kraftvolle Schönheit. Es gibt sie fast überall in Kanada, am häufigsten sind dabei Schwarzbären und Grizzlys. Der Grizzly ist eine Unterart der Braunbären und erhielt seinen Namen wegen der oft grauen Spitzen seines Fells. Obwohl diese Bären wie die meisten ihrer Verwandten Allesfresser sind, haben sie eine große Vorliebe für Fisch, vor allem in Form von Lachsen. Wenn diese Fische auf dem Weg zum Laichen die Flüsse stromaufwärts wandern, stehen die Grizzlys oft schon parat und fangen sie mit geschickten Tatzenhieben ab.
Die kleineren Schwarzbären bevorzugen hingegen pflanzliche Kost: Rund drei Viertel ihrer Nahrung besteht aus Früchten, Nüssen, Wurzeln und Gräsern. Dies ergänzen sie mit Insekten und auch Aas. Nur im Frühjahr, wenn Hirsch und Elche Junge bekommen, jagen die Schwarzbären auch die neugeborenen Kälber dieser Huftiere.
Weltweit nur in einem kleinen Gebiet in British Columbia zu finden sind dagegen die seltenen weißen Kermode-Bären, auch Geisterbären genannt. Bei dieser Unterart des Schwarzbären haben rund zehn Prozent der Tiere ein weißes oder cremefarbenes Fell. Ursache dafür ist eine Genmutation, die die Pigmentbildung bei diesen Bären beeinträchtigt. Einem Mythos der kanadischen Ureinwohner nach wurde ein Teil dieser Bären weiß geschaffen, um an Zeit zu erinnern, als noch Gletscher das gesamte Land bedeckten.
Einmal im Leben einen Eisbären sehen – das ist der Traum vieler Arktis-Besucher. Einer der besten Orte dafür ist Churchill in Norden der kanadischen Provinz Manitoba, die sogenannte "Eisbär-Hauptstadt der Welt". Dort, am Ufer der Hudson Bay, warten die Eisbären jedes Jahr zwischen Oktober und November darauf, dass das Wasser gefriert und sie wieder auf Robbenjagd gehen können. Zu dieser Zeit halten sich bis zu 900 Eisbären in der Umgebung auf. Ebenso gut stehen die Chancen auf Eisbär-Sichtungen an vielen Orten in Nunavut.
Icefields Parkway – durch die kanadische Bergwelt
Eine gute Chance, einige der "Big Five" in Aktion zu sehen, bekommt man in den kanadischen Rocky Mountains. Gleich fünf grandiose Nationalparks warten in dieser monumentalen Bergwelt auf Besucher: Banff, Jasper, Yoho, Kootenay und Waterton Lakes. Wer diese Naturlandschaften erkunden will, kann dies beispielsweise bei einem Roadtrip auf dem Icefields Parkway in der kanadischen Provinz Alberta tun.
Die weltberühmte 230 Kilometer lange Panoramastraße verbindet den Hochgebirgssee Lake Louise im Banff-Nationalpark mit dem Ort Jasper im gleichnamigen Nationalpark und folgt dabei der kontinentalen Wasserscheide durch den wildesten und schönsten Abschnitt der Rocky Mountains. Uralte Gletscher, Wasserfälle und weite, tiefgrüne Täler mit türkisfarbenen Gletscherseen wie dem Peyto Lake und dem Bow Lake bieten einzigartige Eindrücke aus dieser Bergwelt.
Der Bau dieser ursprünglich nur geschotterten Panoramaroute begann im Jahr 1931 und dauerte zehn Jahre. Denn die langen Winter und die unzugängliche Gegend erschwerten den Straßenbau. Asphaltiert wurde der Parkway erst im Jahr 1961.