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Kann Lachen tatsächlich heilen?
Bereits im Kindesalter zeigt sich die angeborene Fähigkeit zu lächeln und zu lachen. Einer Theorie nach dient das Lachen ursprünglich dazu, den Spielgefährten beim Balgen zu signalisieren, dass die Rauferei nicht ernst gemeint ist – ganz nach dem Motto: „Ich will doch nur spielen“. Und auch im Erwachsenenalter bleibt Lachen in all seinen Formen wichtig, um etwa Konflikte zu entschärfen und Gruppenzugehörigkeit zu signalisieren.
Was ist die Studienlage zu Lachtherapien?
Lachen ist also wichtig und tut uns gut, das steht schonmal fest. Aber geht es auch darüber hinaus? Kann Lachen vielleicht auch Krankheiten heilen? Das haben sich auch die Medizinerinnen Katharina Stiwi und Jenny Rosendahl von der Universität Jena gefragt und Antworten in einer Metanalyse von 45 kontrollierten Studien gefunden, die auf den Daten von mehr als 2.500 Patienten aus 14 Ländern basierten.
Diese Studien beschäftigten sich mit der Wirkung von verschiedenen Formen der Lachtherapie, wie zum Beispiel angeleitetes Lachen durch Lachyoga oder spontanes Lachen durch humorvolle Spiele oder Filme. Das Spektrum der Studiengruppen reichte dabei von Diabetes- und Herz-Kreis-Lauf-Patienten über Pflegeheimbewohner mit Depressionen und Krebspatienten während der Chemotherapie bis hin zu Smartphone-süchtigen Schülern.
Gut für Körper …
Die Ergebnisse sprechen deutlich für die Lachtherapien: „Insgesamt konnten wir eine positive Wirkung der Lachinterventionen feststellen“, fasst Katharina Stiwi die Untersuchungen zusammen, „und zwar sowohl auf physiologische und körperliche Zielgrößen als auch bei mentalen Parametern“. Die Studien zeigten, dass das Lachen bei den Patienten im Körper überwiegend positive und gesundheitsfördernde Effekte auslöst. Diese betrafen sowohl die Muskulatur und das Herz als auch das Immunsystem und das Nervensystem.
Sie beobachteten außerdem, dass das therapeutische Lachen für das körperliche Wohlempfinden in Gruppen wirksamer ist, als wenn die Teilnehmer allein lachten. Dies könnte an einer Art Nachahmungseffekt liegen, der dazu führt, dass das Gelächter der anderen die eigene physiologische Reaktion auf das Lachen noch verstärkt, vermuten die Forschenden – Lachen kann also doch ansteckend sein.
… und Seele
Hinsichtlich des Effekts auf die Psyche fanden Stiwi und Rosendahl einen weiteren interessanten Zusammenhang: „Unsere Ergebnisse zeigten, dass simuliertes Lachen einen größeren Effekt auf die mentale Gesundheit hat als spontanes Lachen“. Für eine Therapie scheint es also effektiver zu sein, das Lachen durch gezielte Atem- und Entspannungsübungen hervorzurufen, während spontanes Gelächter durch lustige Situationen weniger therapeutische Wirkung zeigt.
Zudem fanden die Autorinnen einen Zusammenhang von Wirkung und Alter der Studienteilnehmer: Je jünger diese waren, desto hilfreicher erwies sich die Lachtherapie. Mögliche Ursachen für diese Effekte, ergaben sich aus der Studienanalyse allerdings noch nicht.
Anwendungsbezogene Studien notwendig
Die große Vielfalt der Studienbedingungen hinsichtlich Therapieart, Krankheiten und untersuchten Gesundheitsparametern hat zwar viele Vorteile, aber auch einen Nachteil, sagt Rosendahl: „In der großen Heterogenität der zugrundeliegenden Studien liegen sowohl Stärke als auch Schwäche unserer Metaanalyse – sie sorgt zum einen für eine robuste Gesamtbewertung des Lachens als Intervention, macht es aber schwierig, eine Empfehlung für eine konkrete Patientengruppe abzugeben“.
Die Studienautorinnen sehen daher Bedarf an weiteren hochwertigen Studien, die Effekte des therapeutischen Lachens für ganz bestimmte Anwendungsgebiete testen. So soll die Wirkungsweise der verschiedenen Therapieformen genauer untersucht werden, so dass in Zukunft für bestimmte Krankheiten auch spezielle Therapien empfohlen werden können.
Quelle: Universitätsklinikum Jena