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"Kopftypen sind komisch"

© Die ZeitInterview: Sigrid Neudecker

Annette Frier ist vor allem aus TV-Serien wie "Alles außer Sex" (Pro7) und der Comedy "Schillerstraße" (Sat.1) bekannt. Daneben spielt die 31-Jährige auch viel Theater, etwa in Ibsens "Nora" oder Schnitzlers "Fräulein Else" . So war es ihr ein Leichtes, für unsere Fotos alle Grundemotionen aus dem Ärmel zu schütteln.


Sind Sie Bauch- oder Kopfmensch?

Annette Frier: Auf jeden Fall Bauchmensch. Gerade bei der Arbeit verlasse ich mich extrem darauf, was ich im ersten Moment gedacht habe. Oft spielt man etwas so, wie man es in der ersten Probe angeboten hat.


Ist Trauer am schwierigsten zu spielen?

Das finde ich überhaupt nicht – obwohl man im Alltag vor diesem Zustand gern flüchtet. Für Schauspieler ist es ein Riesending, auf der Bühne zu heulen, vor allem für Männer! Da fallen mir sofort 30 Kollegen ein, die so stolz darauf sind, auf der Bühne weinen zu können, dass die gar nicht mehr aufhören. Furchtbar! Niemand ist gern unglücklich.


Comedy oder Klassiker: In welche Figuren kommen Sie leichter hinein?

Das ist schwer zu vergleichen. Am Theater proben wir acht Wochen. Ich kann viel mehr ausprobieren, peinliche Sachen spielen, die man niemandem zeigen möchte. Wenn am TV-Set 35 Leute zugucken, bin ich weniger risikofreudig. Es gibt auch Schauspieler, die bei der Probe drei von vier Stunden über ihre Rolle theoretisieren. Die wollen nicht probieren, bevor sie nicht wissen, was jedes Wort bedeutet. Das finde ich unerträglich. Da knallt es spätestens nach drei Tagen.


Also Kopfmenschen?

Total! Mir genügt es zu wissen, welchen Zustand ich spiele. Dann kann ich das auch aus dem Kopf oder im Schlaf.


Hat schon jemals jemand zu Ihnen gesagt: "Du denkst zu viel"?

Im dritten Jahr meiner Ausbildung wusste ich nicht mehr, was ich mit meinen Händen machen soll. Ich hatte kein Vertrauen mehr in meine Stimme, meine Emotionen, wann bist du ehrlich, was ist überhaupt Ehrlichkeit? Da hörte ich dann: "Jetzt denk mal nicht so viel nach, jetzt mach mal wieder!" Sehr perfide. Heute geht es mir noch in Unsicherheitsmomenten bei Proben so.


Wie schaffen Sie es, aus dem Kopf wieder in den Bauch zu kommen?

Das hört sich jetzt doof an, aber: ganz viele Atemübungen. Wenn man sich auf den Atem konzentriert, hört man auf zu denken. Das ist das Körperlichste, das wir tun können. Beim autogenen Training lernt man auch, die Gedanken, die kommen, zuzulassen. Man schaut sie an und lässt sie weiterziehen.


Wie würden Sie einen extremen Kopfmenschen darstellen?

Kopfmenschen sind meistens sehr um Haltung bemüht und unglaublich ökonomisch. Die zeigen gern auf und sagen: "Ich habe darüber nachgedacht, das ist vollkommen verkehrt. Du siehst das total falsch." Solche Leute haben unglaublich komisches Potenzial. Das ist schön zu spielen!

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