Lexikon

ameriknische Kunst

die Kunst der USA weist, insbesondere in der Moderne, eine breite Vielfalt von Stilen auf, die teils von bedeutendem internationalen Einfluss waren und sind.
Architektur:
Die Architektur blieb anfangs auf schlichte Holzbauten beschränkt, die sich oft englischen und flämischen Haustypen anschlossen. Einen bedeutenden Aufschwung nahm die Architektur im 18. Jahrhundert infolge des wachsenden Wohlstands und der Förderung durch Präsident T. Jefferson, den Erbauer der Universität von Charlotteville, Va. Stilistisch überwog ein bürgerlicher Klassizismus mit palladianischen Elementen; ägyptisierende und barocke Stilformen, z. T. auf mittelmeerisch-katholische Einflüsse zurückgehend, begegnen in den Südstaaten. Die Stadtgründungen des 19. Jahrhunderts erfolgten meist im Schachbrettmuster. Vorbild für die Kapitolbauten in kleineren USA-Städten war das Kapitol in Washington (nach Zerstörung 1865 neu errichtet). L. Sullivan überwand als Erster den Eklektizismus, indem er sich zu Konstruktivität und Zweckbestimmung als stilbildenden Faktoren bekannte (Funktionalismus) und die Erfindung neuer Materialien und Bauweisen (Gusseisen-Glas-Architektur) für sein Schaffen nutzte.
Bodenspekulation und technisch-kommerzielle Aufgaben ließen neue Gebäudetypen entstehen, darunter den Balloon-frame, das Stahlglas-Lagerhaus und den Wolkenkratzer. Revolutionierend auf die Entwicklung der neueren US-amerikanischen Baukunst wirkten außer dem Sullivan-Schüler F. L. Wright seit den 1930er Jahren die immigrierten ehemaligen Bauhaus-Architekten W. Gropius und L. Mies van der Rohe; auch die Tätigkeit von E. Mendelsohn, A. Aalto und R. Neutra hinterließ sichtbare Spuren. Die Architekturszene in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts ist von bunter Vielfalt gekennzeichnet. Die Architekturfirma Skidmore, Owings & Merrill (SOM) hielt an dem von Mies van der Rohe geschaffenen Typus der Metall- und Glaskonstruktion fest. Die Gruppe der New York Five knüpfte an den frühen Le Corbusier an und huldigte in schneeweißen Einfamilienhäusern einem übersteigerten Kult der Form. Daneben gibt es aber auch Architekten, die sich mit historischen Vorbildern auseinandersetzen wie L. I. Kahn, der aus traditionellen Elementen und geometrischen Formen so etwas wie eine eigenständige amerikanische Baukunst schuf, oder P. Johnson mit seinem Hang zu klassischer Monumentalität. Die Radikalisierung des Eklektizismus, etwa bei R. Venturi, leitete über zum Stil der Postmoderne, in dem die konstruktive Strenge durch die Beliebigkeit des historischen Zitats aufgelockert wird (C. W. Moore, Robert A. M. Stern, Stanley Tigerman, J. Wines, F. O. Gehry). Eigenständige Positionen abseits aktueller Trends vertreten M. Yamasaki, P. Rudolph, C. Pelli, Hugh Hardy und R. Koolhaas. Das Gelände des 2001 zerstörten World Trade Centers in New York wird nach Entwürfen von D. Libeskind neu bebaut.
Plastik:
Die Bildhauerkunst der USA entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert mit Denkmälern und Porträtbüsten in naturalistisch-klassizistischem Stil; Hauptmeister waren H. Greenough, H. Powers und Augustus Saint Gaudens. Größere Eigenständigkeit zeigt die amerikanische Plastik des 20. Jahrhunderts. Internationales Ansehen erlangten u. a. A. Calder, M. Callery, Harold Cousins, David Hare, R. Lippold, Seymoor Lipton und G. Sugarman. C. Oldenburg repräsentiert die Pop-Art, während E. Kienholz und G. Segal einen symbolisch-sozialkritischen Realismus vertreten. Die neuere Kunstszene wird repräsentiert durch R. Serra und die Land-Art-Künstler R. Smithson, W. De Maria und die weltweit arbeitenden Christo und Jeanne-Claude. Vertreter der Medienkunst sind Bruce Naumann, N. J. Paik, J. Holzer oder K. Smith.
Calder, Alexander
Alexander Calder
Der US-amerikanische Bildhauer Alexander Calder zeigt, dass sich sein Mobile im Gleichgewicht befindet.
Malerei:
Die Malerei Nordamerikas begann mit der schlicht-volkstümlichen Kunst der „limners“ (Abkürzung für illuminators), die vielfach als wandernde Porträtisten von Ort zu Ort zogen und stilistisch in der Nachfolge der englischen Bildnismaler von G. Kneller bis J. Reynolds standen. Der verhältnismäßig primitive Stand dieser Porträtkunst wurde im 18. Jahrhundert überwunden, als in Europa ausgebildete Maler einwanderten, z. B. der Schwede Gustavus Hesselius, der mit dem Bildnis eines Delaware-Häuptlings die erste authentische Indianerdarstellung (1735) schuf. Führende Maler in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts waren J. S. Copley und B. West.
In der Malerei des 19. Jahrhunderts finden sich enge Beziehungen zu europäischen Stilströmungen. Romantik und Klassizismus unter J. Vanderlyn und W. Allston erschlossen mit religiösen und allegorischen Bildern, vor allem aber mit Landschaftsgemälden neue Darstellungsbereiche. Daneben entwickelte sich eine naive volkstümliche Malerei, zu deren begabtesten Vertretern E. Hicks gehörte. Die 1820 entstandene Hudson-River-School bestimmte die Landschaftsmalerei der USA nachhaltig. Reichen Widerhall fand in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die an den Akademien in München und Düsseldorf sowie von den Mitgliedern der Künstlerkolonie von Barbizon gepflegte stimmungsvolle Naturmalerei; sie beeinflusste Künstler wie W. S. Mount, G. C. Bingham, E. Johnson und G. Inness und deren atmosphärische Genrebilder. Mit T. Eakins und W. Homer traten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Künstler von Rang auf, in deren Schaffen sich erstmals als ein spezifisch amerikanisches Element tief eindringende Wirklichkeitsdarstellung beobachten lässt. Der Impressionismus fand durch J. A. M. Whistler und die Malerin M. Cassat Eingang in die amerikanische Kunst, der Naturalismus der Münchner Schule durch F. Duveneck.
Seit der Ausstellung Armory Show in New York (1912), die das amerikanische Kunstleben mit modernen europäischen, besonders französischen Stilrichtungen bekannt machte, datiert die Ausbreitung abstrakter und expressionistischer Tendenzen in der Malerei der USA. Neben ihnen behauptete sich anfangs ein Realismus, der das Großstadtmilieu als Motivwelt erschloss und ästhetischen Reiz im Zufälligen suchte; Hauptmeister dieser z. T. sozialkritisch gefärbten Richtung sind die Künstler der Ash Can School, besonders J. Sloan und G. Bellows, sowie der starke Realismus von E. Hopper. M. Hartley gilt neben J. Marin und C. Burchfield als der bedeutendste Expressionist der US-amerikanischen Kunst. Als Gegenbewegung zu dem von Europa beeinflussten Expressionismus entstand in den 1930er Jahren eine Heimatkunstreaktion, deren wichtigste Vertreter T. H. Benton, G. Wood und A. Wyeth sind. Ihr Stil ähnelt dem der deutschen Künstler der Neuen Sachlichkeit.
Nach dem 2. Weltkrieg ging mit dem Triumph des abstrakten Expressionismus die Führung auf der internationalen Kunstszenerie, die bisher Europa, insbesondere Paris, innehatte, auf die USA über. Die wichtigsten Maler dieser Richtung waren A. Gorky, die Vertreter des spontanen, dynamischen Actionpainting R. Motherwell, J. Pollock, W. de Kooning, R. Rauschenberg und die die Aussage der reinen Farbe betonenden Color-field-Maler M. Rothko, B. Newman und M. Louis. Die bedeutendsten Künstler der von England ausgehenden, aber gleichfalls in den USA kulminierenden Pop-Art, die in den 1960er Jahren eine Rehabilitation der Gegenständlichkeit brachte, waren R. Rauschenberg, J. Johns, R. Lichtenstein, A. Warhol und T. Wesselmann. Als Reaktion auf die abstrakten Tendenzen der Minimal Art (u. a. D. Flavin, R. Morris, D. Judd, S. Le Witt) versuchten die Vertreter des Fotorealismus durch übersteigerte Detailgenauigkeit symbolische Bedeutsamkeit zu erzielen (J. de Andrea, C. Close, H. Kanovitz, L. Nesbitt u. a.). Um 1980 entstand im Pattern Painting eine dekorative, von Matisse angeregte Kunst mit folkloristischen Wirkungen. Die großstädtische Subkultur der Graffiti-Malerei etablierte sich zur Galeriekunst (K. Haring). Neoexpressive Tendenzen im Stil der Neuen Wilden zeigen sich bei Künstlern, die sehr verschiedenen Generationen angehören wie W. de Kooning, Philip Guston, Howard Hodgkin, J. Schnabel und Jean-Michel Basquiat.
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