Lexikon
anglikạnische Kirche
Anglican Church; Church of England; Established Churchdie englische Staatskirche; bestehend aus weltweit 38 selbständigen Landeskirchen mit ca. 80 Millionen Gläubigen; davon rund die Hälfte in Großbritannien und Nordirland.
Geschichte und Eigenart
9 Jahrhunderte lang war die anglikanische Kirche eine romtreue Kirche. Im 16. Jahrhundert (Heinrich VIII.) brach sie mehr aus politischen als aus religiösen Gründen mit Rom und wurde unabhängig. Statt des Papstes nannte sich der englische König Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Die englische Reformation war daher zunächst ein Staatsakt. Gottesdienst und Lehre wurden in diesem Stadium nicht geändert. Eine Gottesdienstreform wurde erst unter Eduard VI. durchgeführt (Book of Common Prayer von 1549 und 1552). Nach dem Tod Eduards VI. führte seine Schwester Maria (die Blutige) die anglikanische Kirche in die Gemeinschaft mit Rom zurück. Nach ihrem Tod (1558) entstand unter der Herrschaft der Königin Elisabeth I. die anglikanische Kirche so, wie sie in ihrer Grundfassung noch heute vorhanden ist. Zwei Parlamentsgesetze von 1559 (Act of Supremacy und Act of Uniformity) gaben der Kirche ihre Selbständigkeit zurück. 1563 erhielt die Kirche in den 39 Artikeln ihre gültige Lehrgrundlage.
Man kann in der anglikanischen Kirche drei Gruppen unterscheiden: 1. die hochkirchliche Gruppe (High Church), stark katholisch, mit aristokratischem Element; 2. die niederkirchliche Gruppe (Evangelicals, früher Low Church), vom Methodismus beeinflusst, legt besonders Gewicht auf tätige Frömmigkeit; 3. die breitkirchliche Gruppe (modernistische Richtung, früher Broad Church), die der kritischen Bibelforschung und sozialethischen Fragen besonders offen ist.
1888 formulierten die Bischöfe der anglikanischen Kirche auf der 3. Lambeth-Konferenz (genannt nach dem Versammlungsort: Lambeth-Palast in London; Lambeth-Konferenzen) im sog. Lambeth-Quadrilateral die Grundlagen der anglikanischen Kirche: 1. Bibel, 2. das Nicänische Glaubensbekenntnis, 3. die evangelischen Sakramente: Taufe und Abendmahl und 4. der historische Episkopat. Die anglikanische Kirche ist auch heute noch die englische Volkskirche, zu der sich trotz starker Einwanderung die Mehrheit des englischen Volks zählt. – 1991 wurde die „Meißener Erklärung“ unterzeichnet, in der sich die anglikanische Kirche von England und die deutschen evangelischen Kirchen erstmals seit dem 16. Jahrhundert als Kirchen anerkennen. 1992 sprach sich die Generalsynode der Kirche von England dafür aus, auch Frauen zum Priesteramt zuzulassen. 1994 wurden erstmals Frauen zu Priesterinnen geweiht.
Verfassung und Mission
Die anglikanische Kirche in England zerfällt in zwei Provinzen (Canterbury und York) mit je einem Erzbischof an der Spitze. Der Erzbischof von Canterbury ist Primas der gesamten anglikanischen Kirche. Seine Stellung im Land ist sehr einflussreich. Er hat den Vorrang vor dem gesamten Adel mit Ausnahme der Herzöge und des Königshauses. Die Provinzen sind in Diözesen aufgeteilt, an deren Spitze je ein Bischof steht. Der Bischof wird assistiert von Suffraganbischöfen. Seit dem 13. Jahrhundert wählen Laien Kirchenvorsteher (Churchwardens) als ihre Vertreter, denen die Verwaltung der finanziellen Angelegenheiten obliegt.
Im 17. Jahrhundert begann eine starke Ausbreitung der anglikanischen Kirche nach Übersee. Als Folge der Missionsarbeit, aber auch als Folge mehrerer Auswanderungsbewegungen existiert die anglikanische Kirche heute in vielen Teilen der Welt. Das anglikanische Prinzip in der Entwicklung der Mission besteht darin, zu einer einheimischen Leitung und zur Bildung autonomer anglikanischer Kirchen zu kommen, die untereinander und mit Canterbury verbunden sind.

Wissenschaft
Am Kern der Zeit
Auf dem langen Weg zur hypergenauen Zeitmessung gibt es Fortschritte: Noch präziser als die heutigen Atomuhren sollen eines Tages sogenannte Kernuhren sein. von DIRK EIDEMÜLLER Die Menschheit hat verstanden, wie Sterne entstehen und vergehen, wie der Kosmos wächst, wie Tierarten sich entwickeln und aussterben. Doch nichts ist so...

Wissenschaft
KI-Sprachmodell analysiert und entwirft DNA-Sequenzen
Mit einem Wortschatz von lediglich vier Buchstaben kodiert die DNA in Millionen von Basenpaaren die genetische Information. Diese „Sprache des Lebens“ hat nun ein neues KI-Modell gelernt, das nach dem gleichen Prinzip funktioniert wie große Sprachmodelle. Das Modell namens Evo wurde mit 2,7 Millionen Genomen von Bakterien und...
Weitere Artikel aus dem Kalender
Mehr Artikel zu diesem Thema
Weitere Artikel aus der Wissensbibliothek
Weitere Lexikon Artikel
Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch
Weitere Artikel aus dem Wahrig Fremdwörterlexikon
Weitere Artikel auf wissenschaft.de
Auf der Suche nach Lebensspuren
Eine Linse aus Löchern
Rettungsanker fürs Herz
Im Wettlauf mit dem Beben
Perfect Timing
Pastillen und Pulver