Lexikon
Brüning
Heinrich, Politiker, * 26. 11. 1885 Münster (Westfalen), † 30. 3. 1970 Norwich, Vt. (USA); aus der christlichen Gewerkschaftsbewegung hervorgegangen, 1924 Mitglied des Reichstags (Zentrum), 1929 Fraktionsvorsitzender, 1930–1932 Reichskanzler; versuchte der Staats- und Wirtschaftskrise durch eine Reihe von Notverordnungen Herr zu werden, betrieb ab 1931 die Beseitigung der Reparationen und errang auf außenpolitischem Gebiet bedeutsame persönliche Erfolge, wurde aber Ende Mai 1932 von Hindenburg entlassen; ging 1934 ins Ausland, seit 1935 Professor in den USA (Harvard-Universität), 1951–1955 in Köln.
Brüning, Heinrich
Heinrich Brüning
© Corbis/Bettmann
Das System befindet sich im Fall
Das System befindet sich im Fall
In seinem Tagebuch notierte Joseph Goebbels den Sturz der Regierung Brüning 1932 (Auszüge):
28.4. Der Führer ist bei Schleicher gewesen. Das Gespräch verlief gut.
3.5. Nun muss in der Partei eisern geschwiegen werden. Wir müssen die Desinteressierten spielen.
4.5.: Von Berlin kommt die Meldung, dass Hitlers Minen zu springen beginnen... Als Erster muss Groener fallen.
6.5.: Die Bombe ist geplatzt... Groener und Brüning wackeln.
8.5: Der Führer hat eine entscheidende Unterredung mit General Schleicher; einige Herren aus der nächsten Umgebung des Reichspräsidenten sind dabei... Beglückend das Gefühl, dass noch kein Mensch etwas ahnt, am wenigsten Brüning selbst.
12.5.: Abends kommt die längst erwartete Meldung: Groener ist als Wehrminister zurückgetreten.
13.5.: Wir bekommen Nachricht von General Schleicher: Die Krise geht programmgemäß weiter.
18.5.: Brüning wird von unserer Presse und Propaganda auf das schärfste attackiert. Er muss fallen, koste es, was es wolle. Die geheime Aktion gegen ihn geht unentwegt weiter.
24.5.: Am Sonnabend schon soll Brüning auffliegen... Die Ministerliste steht im Großen und Ganzen fest.
30.5.: Die Bombe ist geplatzt. Brüning hat um 12 Uhr dem Reichspräsidenten die Gesamtdemission des Kabinetts überreicht. Das System befindet sich im Fall.
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