Lexikon
Harz
deutsches Mittelgebirge, ein weit nach Norden vorgeschobenes Schollengebirge zwischen Leine- und Saaletal, im Norden vom Mittellandkanal und im Süden vom Eichsfeld und von der Goldenen Aue begrenzt.
Der Harz ist das nördlichste deutsche Mittelgebirge und wurde bereits im Erdaltertum vor über 350 Mio. Jahren aufgefaltet. In den folgenden Jahrmillionen wurde er durch Abtragung und Ablagerung von Sedimenten zunehmend eingeebnet. Erst als die erstarrte Gesteinsscholle vor rund 50 Mio. Jahren entlang von Bruchlinien schräg aufwärts gehoben wurde, bekam der Harz seine heutige Gestalt. Als so genannte Pultscholle bricht das Gebirge nach Westen und Nordosten steil ab, während es sich nach Südosten und Süden allmählich zum Thüringer Becken abdacht. Im Inneren ist der Harz eine weithin unzertalte, sanft gewellte Rumpffläche, an den steilen Rändern jedoch tief zertalt (Oker, Bode).
Charakteristisch für den Harz sind hohe Niederschläge (im Winter ergiebige Schneefälle), weite Fichtenwälder, Blockmeere und Hochmoore. Der 600–800 m hohe Oberharz im Nordwesten wird überragt von dem über die Baumgrenze aufsteigenden Granitmassiv des Brocken (1142 m), dem höchsten Berg des Harzes. Der 300–400 m hohe Unterharz im Osten ist eine einförmige Hochfläche, die auch landwirtschaftlich genutzt wird.
In früheren Jahrhunderten wurden Kupfer, Blei, Silber, Eisen u. a. abgebaut; am bekanntesten ist der 1988 stillgelegte Erzbergbau am Rammelsberg bei Goslar (Weltkulturerbe seit 1992). Heute werden im Harz nur noch Gesteine (Granit, Gabbro, Diabas, Grauwacke u. a.) gewonnen. Es gibt ausgedehnte Forstwirtschaft, Viehzucht und regen Tourismus, besonders in den Höhenluftkurorten und Bädern (Braunlage, Bad Harzburg, Bad Lauterberg, Bad Sachsa, Altenau u. a.). Neben den eindrucksvollen Landschaften bilden Burgen, Schaubergwerke und malerische Ortschaften beliebte Reiseziele. Das 140 km lange Netz an Schmalspurbahnen dient ebenfalls dem Tourismus. Viele Flüsse sind durch Talsperren aufgestaut (Oker-, Oder-, Grane-, Rappbode- und Söse-Talsperre), die dem Hochwasserschutz, der Energiegewinnung und der Trinkwasserversorgung dienen.
Weite Teile des Oberharzes wurden unter Naturschutz gestellt (Naturpark Harz, 790 km2); die Nationalparks „Harz“ (158 km2) auf niedersächsischem Gebiet und „Hochharz“ (89 km2) in Sachsen-Anhalt wurden 2004 zum Nationalpark „Harz“ (250 km2; Sitz Wernigerode) zusammengeschlossen.
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