Islam: Reiche von 632 bis um 1700
Islam: Reiche
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die ab dem 7. Jahrhundert entstandenen Herrschaftsbereiche auf der Grundlage der islamischen Religion.
Nach der
Hedschra (622) übernahm
Mohammed die politische Führung in Medina. 630 ergab sich Mekka kampflos. Bis zu seinem Tod 632 hatten sich fast alle Beduinenstämme Arabiens seiner Herrschaft unterworfen. Mohammeds Nachfolger (Kalif)
Abu Bakr (632
–634) musste zunächst die abgefallenen Beduinen wieder unterwerfen. Er sowie
Omar I. (634
–644) und
Othman (644
–656) dehnten das Reich aus, sie eroberten den Irak, Syrien, Ägypten, Persien und kurzfristig Zypern.
Spaltung des Islam
Spaltung des Islam
Der Theologe As-Sahrastani (1075–1153) erläutert den Streit über die legitime Führung der islamischen Gemeinschaft, der im Jahr 658 eskaliert:
Die größte Differenz innerhalb der Gemeinde ist die um das Imamat, denn zu keiner Zeit ist im Islam wegen eines religiösen Grundsatzes das Schwert so oft gezogen worden wie um des Imamats willen ...
Die Differenz um das Imamat umfasst zweierlei: Erstens gibt es die Auffassung, das Imamat werde durch Übereinkunft und Wahl errichtet [Anhänger Moawijas]. Zweitens gibt es die Auffassung, das Imamat werde durch Bestimmung und Ernennung errichtet [Anhänger Alis].
Wer die Meinung vertritt, das Imamat werde durch Übereinkunft und Wahl errichtet, vertritt das Imamat eines jeden, über den sich die Gemeinde eint, sei es unbeschränkt oder unter bestimmten Bedingungen ...
Diejenigen aber, die sagten, das Imamat werde durch Bestimmung errichtet, haben sich nach Ali entzweit ..."
Mit der Ermordung Othmans, der der Familie der Omajjaden angehörte, brachen die ersten inneren Kämpfe aus. Der 4. Kalif
Ali (656
–661) musste sich seiner Rivalen in Medina erwehren. Er verlegte die Regierung nach Kufa und behauptete sich gegen
Aïscha, die Witwe Mohammeds. Ein Schiedsgericht setzte sowohl Ali als auch seinen Rivalen
Moawija I. ab. Nachdem Ali kurz darauf ermordet worden war, ging die Macht an Moawija und damit an die
Omajjaden in Damaskus über. Unter ihnen breitete sich das Reich nach Nordafrika, nach Turkistan, dem Pandschab und Spanien aus. Die Vorstöße nach Südfrankreich schlug Karl Martell 732 zurück. Im 7. und 8. Jahrhundert belagerten die Araber Konstantinopel von der Seeseite. Im Innern wurde das Reich bald durch schwere Kämpfe zwischen nord- und südarabischen Stämmen erschüttert. Das Ansehen der Dynastie verfiel.
Im Osten, in Khorasan, kamen die
Abbasiden an die Macht (750
–1258). 749 ließ sich
Abul Abbas in Kufa als Kalif huldigen. In Córdoba konnte der Omajjade
Abd Ar Rahman 756 seine Dynastie erneuern. Unter den ersten Abbasidenkalifen, besonders
Harun Ar Raschid (786
–809), blühten Wissenschaft, Kunst, Handel und Verwaltung (Postwesen). Das Arabische wurde die das ganze Reich einigende Bildungssprache.
Mutasim verlegte 836 die Residenz zeitweilig nach Samarra. Die äußeren Reichsgrenzen wurden kaum erweitert. Der ununterbrochene Krieg gegen die Byzantiner blieb ohne Erfolg; 826 wurde Kreta erobert. Bereits nach dem Tod Harun Ar Raschids begann der Niedergang der Abbasiden; die Provinzen wurden immer unabhängiger. Die Generale der türkischen Sklavenleibwache gewannen Einfluss; mächtige Statthalter erhielten ihre Provinz gegen Tributzahlung als Erblehen. So entstanden die Dynastien der
Aghlabiden (800
–909) in Nordafrika, der
Tuluniden (868
–905) in Ägypten und Syrien. Das Reich zerfiel in zahlreiche Fürstentümer: 821
–873 herrschten die
Tahiriden in Khorasan, 892
–999 die
Samaniden in Buchara und Khorasan, 905
–1008 die
Hamdaniden in Nordsyrien und Mesopotamien, 935
–969 die
Ichschididen in Ägypten und Palästina. Sie wurden von den
Fatimiden verdrängt. Im Jemen machte sich 859 die Dynastie der
Zaiditen selbständig. Der schiitische Geheimbund der
Karmaten gründete um 877 in Ostarabien einen Staat mit kommunistischen Tendenzen, der sich etwa bis 1037 hielt. In Persien herrschten 932
–1055 die schiitischen
Bujiden; sie besetzten 945 Bagdad und entmachteten die Kalifen vollends.
Mit den sunnitischen
Seldschuken trat die erste Dynastie der Türken auf; 1040
–1090 hatten sie Persien, Buchara, Irak und Syrien unterworfen und entrissen den Byzantinern große Teile Anatoliens. Im 12. Jahrhundert zerfiel ihr Reich wieder. An ihre Stelle traten die
Ajjubiden 1171; sie drängten in Palästina die Kreuzfahrer zurück
(Saladin). Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts regierten in Nordafrika und Spanien die
Almoraviden, die 1147 von den
Almohaden (bis 1212 in Spanien) gestürzt wurden. Diesen folgten 1269 in Marokko die
Meriniden. Unter dem Ansturm der Mongolen 1218
–1260 brach das Islamische Reich zusammen. Allein die
Mamluken, die 1252
–1517 in Ägypten und Nordafrika herrschten, widerstanden den Mongolen (Baibars). Um 1300 rief der Türke
Osman zu neuem Glaubenskrieg gegen die Byzantiner auf. Seine Nachfolger errichteten in den folgenden Jahrhunderten das
Osmanische Reich (
Türkei), das den größten Teil des Islamischen Reichs, außer Persien, umfasste; sie nahmen den Titel Kalif an.
Indien,
Türkei (Geschichte).