Lexikon
Kommunịstische Partei Chinas
Abkürzung KPCh, chinesisch Gongchandangging aus dem linken Flügel der prowestlichen „Neuen Kulturbewegung“ von 1919 hervor und wurde 1921 in Shanghai gegründet. Die maßgebenden Führer und Theoretiker der ersten Zeit waren Chen Duxiu und Li Dazhao. Die Partei bemühte sich zunächst vor allem um die Gewinnung der städtischen Arbeiterschaft. Unter dem Einfluss sowjetrussischer Berater ging sie 1923 ein Bündnis mit der Guomindang ein, das von deren Führer Chiang Kai-shek 1927 gebrochen wurde. Die Partei musste in den Städten in den Untergrund gehen. Daraufhin richtete sie ihr Bestreben vorrangig auf die Revolutionierung der armen Bauern. In Südchina wurden mehrere „Sowjetgebiete“ errichtet. Das bedeutendste dieser Gebiete entstand unter Führung von Mao Zedong und Zhu De im Grenzgebiet von Jiangxi und Fujian. Die offizielle Parteiführung betrachtete die Großstädte nach wie vor als Hauptwirkungsfeld; von ihr angeordnete Versuche, von den ländlichen Stützpunkten aus die Städte zu erobern, schlugen jedoch fehl. Dies stärkte die Stellung Maos, der seinen agrarrevolutionären Kurs zunehmend selbständig vertrat. Der drohenden Umzingelung durch Guomindang-Truppen entzog sich Maos „Rote Armee“ 1934/35 durch den „Langen Marsch“ nach Nordwestchina, wo in Yan’an (Provinz Shaanxi) ein neuer Stützpunkt geschaffen wurde. 1937 schloss die KPCh einen Waffenstillstand mit der Guomindang zum gemeinsamen Kampf gegen die japanische Invasion. In dieser Phase wurde sie zur straff organisierten Massenpartei; Mao setzte sich endgültig als Parteiführer durch. Nach dem Sieg über Japan flammte der Bürgerkrieg wieder auf; er endete mit dem Sieg der KPCh und der Ausrufung der Volksrepublik China 1949.
Kommunismus: Geschichte
1848 | K. Marx und F. Engels verfassen für den „Bund der Kommunisten“ das „Manifest der Kommunistischen Partei“. Das Wort „Kommunismus“ ist seit etwa 1840 in Gebrauch |
1864 | Gründung der Ersten Internationale |
1903 | Die 1898 gegründete Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands spaltet sich in die Fraktionen der gemäßigten Menschewiki und der radikalen Bolschewiki unter W. I. Lenin |
1912 | Die Bolschewiki konstituieren sich als selbständige Partei |
1917 | Machtergreifung der Bolschewiki in Russland (Oktoberrevolution) |
1918 | Die Bolschewiki nennen sich „Russische Kommunistische Partei“ (später KPdSU). – Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands. In den folgenden Jahren Gründung zahlreicher weiterer kommunistischer Parteien, z. B. 1920 in Frankreich, 1921 in Italien und China |
1919 | Gründung der Kommunistischen Internationale (Komintern). – Kurzlebige kommunistische Räterepubliken in Bayern und Ungarn |
1921 | „Neue Ökonomische Politik“ in Sowjetrussland: begrenze Zulassung der Privatwirtschaft |
1924 | Tod Lenins; danach Machtkämpfe in der Parteiführung |
1928 | J. W. Stalin schaltet die letzten Rivalen aus und wird Diktator der Sowjetunion. Forcierte Industrialisierung und Kollektivierung der Landwirtschaft. Linksschwenkung der Komintern: Als Hauptgegner gilt die Sozialdemokratie |
1931 | Die chinesischen Kommunisten errichten einen „Sowjetstaat“ in der Provinz Jiangxi |
1933 | Verbot der KPD und Verfolgung ihrer Mitglieder durch das NS-Regime |
1934-1935 | „Langer Marsch“ der chinesischen Kommunisten aus Jiangxi nach der nördlichen Provinz Shaanxi. Mao Zedong setzt sich als Parteiführer durch |
1935 | Übergang der Komintern zur Volksfrontpolitik: Bündnisse mit sozialdemokratischen und linksbürgerlichen Parteien |
1936-1938 | „Große Säuberung“ in der Sowjetunion: Stalin lässt Hunderttausende von Partei- und Staatsfunktionären umbringen |
1943 | Auflösung der Komintern |
1945–1948 | Nach dem 2. Weltkrieg kommen in mehreren Ländern Ost- und Mitteleuropas kommunistische Regimes an die Macht, meist im Gefolge der siegreichen Sowjetunion, in Jugoslawien und Albanien aus eigener Kraft |
1946 | In der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands muss sich die SPD mit der KPD zur SED vereinigen |
1948 | Bruch zwischen der Sowjetunion und den jugoslawischen Kommunisten unter J. Tito |
1949 | Sieg der chinesischen Kommunisten im Bürgerkrieg; Gründung der Volksrepublik China |
1949-1952 | Schauprozesse gegen führende Parteifunktionäre in mehreren Satellitenstaaten, die als „titoistische und imperialistische Agenten“ bezeichnet werden |
1953 | Tod Stalins. Die Gruppe der Nachfolger rückt von seinen Herrschaftsmethoden ab |
1953 | Ein Volksaufstand in der DDR wird von sowjetischen Truppen niedergeschlagen |
1955 | Aussöhnung zwischen der Sowjetunion und Jugoslawien, dem ein „eigener Weg zum Sozialismus“ zugestanden wird |
1956 | XX. Parteitag der KPdSU. In einer geschlossenen Sitzung übt N. S. Chruschtschow heftige Kritik an Stalin. – In Polen kommt es zum Sturz der stalinistischen Parteiführung, in Ungarn zu einem Volksaufstand, der von sowjetischen Truppen niedergeschlagen wird |
1957 | Chruschtschow setzt sich als Parteichef durch und lässt seine Rivalen aus der Führung ausschließen. – In China eröffnet Mao die „Hundert-Blumen-Kampagne“ für mehr Geistesfreiheit, bricht sie aber ab, als sie das Machtmonopol der Partei bedroht |
1958 | „Großer Sprung nach vorn“ in China: Der Versuch, den sofortigen Übergang zum Kommunismus zu vollziehen, scheitert |
1960 | Weltkonferenz der kommunistischen Parteien in Moskau; offener Konflikt zwischen der sowjetischen und der chinesischen Partei |
1961 | Der XXII. Parteitag der KPdSU nimmt ein neues Parteiprogramm an, dem zufolge die UdSSR binnen 10 Jahren die USA in der Industrieproduktion überholen soll. – Der kubanische Revolutionsführer F. Castro bekennt sich zum Kommunismus |
1964 | Chruschtschow wird abgesetzt; neuer Parteichef wird L. I. Breschnew |
1966-1969 | „Kulturrevolution“ in China: Auf Weisung Maos werden Intellektuelle und Funktionäre misshandelt, viele von ihnen getötet; wertvolle Kulturgüter werden vernichtet |
1968 | „Prager Frühling“: Die neue Parteiführung der ČSSR leitet eine Demokratisierung ein, die durch den Einmarsch von Warschauer-Pakt-Truppen unterbunden wird |
1971 | W. Ulbricht, langjähriger Parteichef der SED, wird gestürzt; Nachfolger wird E. Honecker |
1975 | Sieg der Kommunisten im Vietnamkrieg; ganz Vietnam wird kommunistisch, ebenso Laos und Kambodscha. – Mehrere Regimes von Staaten der Dritten Welt bekennen sich zum Kommunismus (z. B. Angola, Mosambik, Äthiopien). – In westlichen Ländern, besonders in Italien, entwickelt sich der „Eurokommunismus“ |
1976 | Tod Mao Zedongs. Nach Machtkämpfen wird Deng Xiaoping Nachfolger |
1980 | In Polen entsteht die unabhängige Gewerkschaftsbewegung „Solidarność“ |
1982 | Tod Breschnews; ihm folgen J. W. Andropow ( 1984) und K. U. Tschernenko ( 1985) |
1985 | M. S. Gorbatschow wird Parteichef der KPdSU |
1987 | Unter den Schlagworten „Offenheit, Umgestaltung, Demokratisierung“ kündigt Gorbatschow umfassende Reformen an |
1989 | In Polen, Ungarn, der DDR, der Tschechoslowakei, Bulgarien und Rumänien bricht das kommunistische System zusammen |
1990 | In der UdSSR verzichtet die KPdSU auf ihren Führungsanspruch. Gorbatschow kündigt den Übergang zur Marktwirtschaft an. Versorgungskrisen und nationale Konflikte erschüttern das Land. In der DDR benennt sich die SED in PDS (Partei des demokratischen Sozialismus) um. |
1991 | Nach dem gescheiterten Putsch in der UdSSR gegen Gorbatschow, bei dem sich die Führungsgremien der KPdSU wohlwollend verhalten, wird ein unionsweites Tätigkeitsverbot gegen die KPdSU erlassen. Die Sowjetunion löst sich auf, an ihre Stelle tritt eine "Gemeinschaft unabhängiger Staaten" (GUS). Gorbatschow tritt als Generalsekretär zurück. – Die italienische KP ändert ihren Namen in „Demokratische Partei der Linken“. – Die Volksrepublik Albanien wird zur Republik Albanien. |
1993 | In Russland kommt es zur Neugründung einer kommunistischen Partei. In den ehemaligen Unionsrepubliken bestehen meist die kommunistischen Parteiorganisationen unter neuen Namen und mit veränderten Programmen fort. |
1997 | In Nordkorea wird Kim Jong Il, Sohn des 1994 verstorbenen Staats- und Parteiführers Kim Il Sung, formell als Nachfolger seines Vaters als Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Arbeit bestätigt |
1998 | Papst Johannes Paul II. besucht als erster Papst das kommunistische Kuba. |
2002 | Hu Jintao wird Generalsekretär des ZK der Kommunistischen Partei Chinas |
2008 | Die Staatsführung Kubas geht offiziell von Fidel Castro auf seinen Bruder Raúl über |
Als Regierungspartei nahm die KPCh die sozialistische Umgestaltung des Landes in Angriff, zunächst in Anlehnung an das sowjetische Vorbild, dann mit betonter Eigenständigkeit, bis es 1960 zum offenen Bruch mit der KPdSU kam. Kennzeichnend für das Vorgehen der KPCh waren Massenkampagnen, verbunden mit jähen Kurswechseln und Machtkämpfen in der Parteiführung. In der größten dieser Kampagnen, der Kulturrevolution (1966–1969), wurde der Parteiapparat, den Mao als Bollwerk seiner innerparteilichen Gegner ansah, fast völlig zerschlagen. Sein Wiederaufbau unter starker Beteiligung der Armee wurde von neuen Konflikten unterbrochen (Sturz des designierten Nachfolgers Maos, Lin Biao, 1971). Nach Maos Tod (1976) wurde zunächst die radikale Fraktion (Viererbande) ausgeschaltet; sodann setzte sich in langwierigen, verdeckt geführten Auseinandersetzungen eine „pragmatische“ Gruppe unter Deng Xiaoping gegen die „orthodoxen Maoisten“ um Hua Guofeng durch. Diese Entwicklung fand ihren Abschluss auf dem 12. Parteitag 1982 mit der Annahme eines neuen Parteistatuts. 1987 wurde Zhao Ziyang Generalsekretär des ZK. Deng Xiaoping schied zwar 1987 aus dem Führungsgremium aus, behielt aber bis zu seinem Tode maßgebenden Einfluss. So leitete er nach den Unruhen von 1989 Säuberungsmaßnahmen ein und ließ den reformgeneigten Zhao Ziyang durch Jiang Zemin ersetzen. Mit dem 16. Parteitag 2002 kam es erstmals in der Geschichte der Volksrepublik zu einem geordneten Führungswechsel an der Parteispitze. Neuer Generalsekretär des ZK wurde Hu Jintao. Mit der so genannten Theorie der drei Vertretungen öffnete sich die Partei ideologisch für das freie Unternehmertum. In ihrem organisatorischen Aufbau orientiert sich die KPCh immer noch weitgehend am traditionellen kommunistischen Muster. Formal sind alle Parteiorgane von unten nach oben wählbar; tatsächlich verläuft der Befehlsweg vom entscheidenden Organ, dem Ständigen Ausschuss des Politbüros, nach unten. Die Partei hatte 2007 über 72 Mio. Mitglieder.
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