Lexikon
Mụrnau
Friedrich Wilhelm, eigentlich F. W. Plumpe, deutscher Regisseur, * 28. 12. 1888 Bielefeld, † 11. 3. 1931 Santa Barbara, Calif. (USA); Assistent bei M. Reinhardt, seit 1919 im Film tätig, seit 1927 in den USA. Filme: „Schloss Vogelöd“ 1921; „Nosferatu“ 1922; „Der letzte Mann“ 1924; „Tartuffe“ 1925; „Faust“ 1926; „Sunrise“ 1927; „Tabu“ 1931.
Murnau, Friedrich Wilhelm
Friedrich Wilhelm Murnau
© Corbis/Bettmann/UPI
- Deutscher Titel: Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens
- Original-Titel: NOSFERATU – EINE SYMPHONIE DES GRAUENS
- Land: Deutsches Reich
- Jahr: 1922
- Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
- Drehbuch: Henrik Galeen
- Kamera: Fritz A. Wagner
-
Schauspieler:
Max Schreck, Alexander Granach, Gustav von Wangenheim, Greta Schröder
Mit »Nosferatu - Eine Symphonie
des Grauens« schreckt Friedrich Wilhelm Murnau die Zuschauer. Sein Werk
begründet das Genre des Vampirfilms.
»Nosferatu«
folgt im Wesentlichen der Romanvorlage »Dracula« von Bram Stoker
aus dem Jahr 1897, weicht jedoch – auch aus urheberrechtlichen Gründen –
in Namen, Örtlichkeiten und in der Handlungsführung davon ab: Thomas
Hutter, der mit seiner Frau Ellen in der Hafenstadt Wisborg lebt, wird nach
Transsylvanien zu Graf Orlok geschickt, um diesem ein Haus in Wisborg zu verkaufen.
In einem Wirtshaus wird Hutter vor dem Grafen gewarnt und durch die Lektüre
eines Buches über Vampire beunruhigt. Sein Kutscher weigert sich weiterzufahren,
stattdessen bringt ihn eine schwarze Kutsche in wilder Fahrt zum Schloss des
Grafen, der sich als Nosferatu, der Vampir (Max Schreck), entpuppt. Hutter
wird in der Nacht vor dem Anschlag des Blut saugenden Grafen bewahrt, da Ellen
im gleichen Augenblick in der Heimat den Namen ihres Gatten ruft. Am nächsten
Morgen macht sich Nosferatu – er legt sich in einen Sarg – per
Floß und Schiff auf nach Wisborg. Mit ihm gehen im Hafen Ratten von
Bord und verbreiten die Pest in der Stadt. Ellen, die im Gepäck ihres
inzwischen zurückgekehrten Mannes das Vampirbuch entdeckt, erahnt die
Natur des Grafen. Sie will sich opfern, indem sie mit dem Vampir die Nacht
verbringt und ihn bis zum Morgengrauen festhält – tatsächlich
zerfällt er nach dem nächtlichen Zusammensein mit ihr zu Asche,
als ihn die ersten Sonnenstrahlen treffen. Auch Ellen ist zum Tode verurteilt,
doch ihr Opfer befreit die Stadt von der Pest.
»Nosferatu« enthält mit seinem Appell an unbewusste Ängste
vor dem Übermächtigen, das mit der Erotik auch den Tod bringt, und
mit der subjektiv-beängstigenden Darstellung des Geschehens wesentliche
Elemente des Horrorfilms. Die Wirkung beruht u.a. auf den ungewöhnlichen
Kameraeinstellungen – Nosferatu wird häufig aus der Froschperspektive
gezeigt – und den mythologisch aufgeladenen Naturaufnahmen, nicht zuletzt
aber auf der unheimlichen Physiognomie Nosferatus.
Werner Herzog dreht im Jahr 1978 mit »Nosferatu – Phantom der
Nacht« eine neue, eigene Version des Murnau-Films.
- Deutscher Titel: Der letzte Mann
- Original-Titel: Der letzte MANN
- Land: Deutsches Reich
- Jahr: 1924
- Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
- Drehbuch: Carl Mayer
- Kamera: Karl Freund, Robert Baberske
- Schauspieler: Emil Jannings, Maly Delschaft, Hans Unterkircher, Max Hiller, Hermann Vallentin, Emilie Kurz
Friedrich Wilhelm Murnau, neben Ernst Lubitsch und Fritz Lang einer der großen deutschen Filmregisseure, rührt mit seinem Werk »Der letzte Mann« in Berlin die Zuschauer.
Ein alternder Hotelportier (Emil Jannings), der von der Direktion zum Toilettenwärter degradiert wird, verschweigt dies zu Hause und in der Nachbarschaft, wo man ihn als Vertreter der großen Welt bewundert. Zur Hochzeit seiner Tochter stiehlt er noch einmal seine Portiersuniform. Als der Betrug aufgedeckt wird, bricht der letzte Rest seiner Selbstachtung zusammen. Durch eine überraschende Wendung wird der »letzte Mann« aber zum Ersten: Ein Hotelgast stirbt in seinen Armen und vermacht ihm sein Vermögen.
Murnaus Film ist als eine psychologische Studie angelegt, die den subjektiven Blickwinkel des Helden nie überschreitet. Auch die Kamera stellt sich in den Dienst dieser Absicht: In den Szenen, in denen der »letzte Mann« sich stark fühlt, ist er häufig mit dem Blick von unten nach oben aufgenommen, als Toilettenwärter erscheint er dagegen statuesk und schemenhaft, fast körperlos.
- Deutscher Titel: Faust – Eine deutsche Volkssage
- Original-Titel: FAUST- EINE DEUTSCHE VOLKSSAGE
- Land: Deutsches Reich
- Jahr: 1926
- Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
- Drehbuch: Hans Kyser
- Kamera: Carl Hoffmann
- Schauspieler: Gösta Ekman, Emil Jannings, Camilla Horn
Murnau folgt bei seiner Verfilmung des »Faust«-Stoffes weniger dem Goethe-Drama als der mittelalterlichen Volkssage: Faust (Gösta Ekman) verschreibt seine Seele für einen Probetag Mephisto (Emil Jannings) und erhält von diesem seine Jugend zurück. Nachdem Faust einige Zeit in voller Sinnenlust in Italien gelebt hat, kehrt er nach Hause zurück und verliebt sich in das unschuldige Gretchen (Camilla Horn). Mit Hilfe ihrer kupplerischen Tante Marthe (Yvette Guilbert) verführt er Gretchen und verlässt sie bald darauf. Als Gretchen als Kindsmörderin zum Tode verurteilt wird, verflucht Faust seine ihm vom Teufel geschenkte Jugendlichkeit. Als alter Mann erscheint er, von der sterbenden Geliebten zu Hilfe gerufen, auf dem Scheiterhaufen. Mephisto hat Fausts Seele verloren, denn die Liebe hat den Teufelspakt zunichte gemacht.
Während die meisten deutschen Kritiker den Film an der literarischen Vorlage von Goethe messen und dem Regisseur mangelnde philosophische Tiefe bescheinigen, wird das Werk im Ausland großenteils positiv aufgenommen. Kritiker heben hervor, dass es Murnau durch Schauspielerführung, Bildregie und nicht zuletzt durch überzeugend eingesetzte technische Effekte gelungen sei, ein eigenständiges, suggestives Kunstwerk zu schaffen.
- Deutscher Titel: Sonnenaufgang
- Original-Titel: SUNRISE
- Land: USA
- Jahr: 1927
- Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
- Drehbuch: Carl Mayer
- Kamera: Charles Rosher, Karl Struss
- Schauspieler: George O„Brien, Janet Gaynor, Bodil Rosin, Margaret Livingstone
»Sonnenaufgang« ist Friedrich Wilhelm Murnaus erster in den USA produzierter Film, allerdings unter deutscher Beteiligung. Er greift darin die Novelle »Die Reise nach Tilsit« von Hermann Sudermann auf. Im Gegensatz zu der literarischen Vorlage lässt Murnau jedoch die Geschichte ein glückliches Ende nehmen.
Ein Bauer verliebt sich in eine Frau aus der Stadt, die ihn dazu überredet, seine Ehefrau zu töten. Der Versuch, sie bei einer Bootsfahrt über Bord zu stoßen, misslingt jedoch. Die beiden Eheleute verbringen wider Erwarten einen schönen Tag in der Stadt, in dessen Verlauf der Mann zu seiner Frau zurückfindet. Auf der Rückfahrt geraten sie mit dem Boot in ein Unwetter, wobei die Frau über Bord fällt. Sie wird jedoch gerettet, und der Großstadtvamp, der den Geliebten endgültig verloren hat, verlässt die ländliche Idylle.
Murnau lässt in diesem Film, wie in »Der letzte Mann«(1924), die Handlungen der Menschen aus ihren Gedanken und Stimmungen erwachsen. Auch Beleuchtungsregie, Timing, Schnitt und Montage folgen der subjektiven Perspektive. Der Film wird 1929 mit dem Oscar ausgezeichnet.
- Deutscher Titel: Tabu
- Original-Titel: TABU
- Land: USA
- Jahr: 1931
- Regie: Friedrich Wilhelm Murnau
- Drehbuch: Robert J. Flaherty, Friedrich Wilhelm Murnau
- Kamera: Floyd Crosby, Robert J. Flaherty
- Schauspieler: Eingeborene der Südsee
Auf einer Südseeinsel leben das Mädchen Reri und der junge Matahi. Das Glück der beiden endet jäh, als Reri den Göttern geweiht und für »tabu« erklärt wird. Beide fliehen auf eine ferne Insel, wo Matahi als Perlentaucher arbeitet. Doch der alte Häuptling Hitu folgt ihnen und nimmt Reri mit. Matahi ertrinkt, als er Hitus Boot verfolgt.
Der letzte Film des deutschen Regisseurs Friedrich Wilhelm Murnau, der kurz vor der Premiere bei einem Autounfall starb, entstand in Zusammenarbeit mit dem US-Regisseur Robert Flaherty, der bereits seinen Film »Moana« (1926) in der Südsee drehte. Aus Flahertys ursprünglicher Idee, einen Film über die Ausbeutung der Perlenfischer durch chinesische Händler zu drehen, machte Murnau eine exotische Liebesromanze.
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