Lexikon
Quartär: Unteres Pleistozän
Vor 1,7–0,72 Mio. Jahren: Das untere Pleistozän
Um 1,7 Mio.
Aus dieser Zeit datieren erste fossile Belege der Elaeagnaceen (Ölweidengewächse), einer Bedecktsamerfamilie, die Bäume und Sträucher hervorbringt. Ihre Stämme und Äste sind bei manchen Arten mit Dornen besetzt. Besonders bekannt sind die schmalblättrige Ölweide (Elaeagnus angustifolia) und der Sanddorn (Hippophae rhamnoides).
In der Bedecktsamerreihe Primulales lässt sich erstmals die Familie der Plumbaginaceen (Grasnelkengewächse) nachweisen. Sie umfasst kleine krautige Stauden mit ganzrandigen Blättern, die meist in grundständigen Rosetten wachsen. Bekannte Arten sind die Strandnelke (Limonium vulgare) und die Gemeine Grasnelke (Armeria maritima).
1,7–1,38 Mio.
In Europa herrscht eine Kaltzeit, die im Norden als Eburon-Kaltzeit, im Süden als Donau-Eiszeit bezeichnet wird. Während dieser Epoche lassen sich zumindest in Südeuropa drei kältere und zwei zwischengeschaltete wärmere Abschnitte feststellen. In den kälteren Perioden stößt das Eis aus dem Alpenraum kommend bis in die südliche Schwäbische Alb vor. Im Norden erreicht die Vergletscherung das Südufer der Ostsee.
1,7–0,92 Mio.
Die klimatischen Verhältnisse in den westlichen USA ähneln denen der Gegenwart. Allerdings sind die Winter im Durchschnitt etwas wärmer, die Jahresniederschlagsmengen etwas höher als heute.
1,7–0,72 Mio.
In aller Welt verändern mehrfach Kältevorstöße mit z.T. weiträumigen Vereisungen die Lebensräume. Besonders in den heute gemäßigten nördlichen Breiten erstrecken sich zeitweilig baumlose Kältesteppen.
Die mehrfachen Vorstöße und Rückzüge (bzw. Schmelzen) des Eises und die Gewalt der Schmelzwassermassen prägen auf unterschiedliche Weise das Bild der nord- und mitteleuropäischen Landschaft.
Die Gletscher und das reichliche Schmelzwasser produzieren in den Eisregionen und in deren jeweiligem Vorfeld große Mengen mehr oder weniger feinkörnigen Erosionsschutt. Auf diese Weise entstehen Sand- und Kieslagerstätten, die heute z.T. große wirtschaftliche Bedeutung besitzen.
In Mitteleuropa verursacht die Spätphase der alpidischen Gebirgsfaltungen regional Vukanismus, so z.B. im Rheinischen Schiefergebirge, im Egergraben und in Zentralfrankreich. Weit verbreitet sind auch Grabenbrüche, begleitet von Erdbeben.
Klimatisch bedingte gleichmäßige Fallwinde verfrachten bedeutende Lößdecken aus den zentralasiatischen Wüstengebieten nach China. Die mächtigen äolischen Sedimentdecken aus verfestigtem feinem Staub bedecken hier eine Fläche von etwa 1 Mio. km2.
Der Meeresspiegel sinkt weltweit um mehr als 200 m. Das geschieht jedoch nicht gleichmäßig, sondern in einem mehrfachen Wechsel von Ansteigen und Abfallen, wobei die Tendenzen des Absinkens über rund 1 Mio. Jahre überwiegen.
In dieser Zeit ändert sich die geomagnetische Polung nur noch viermal. Mit dem letzten Wechsel setzt die »normale« Polung ein, die mit einer Unterbrechung bis heute anhält.
Wie schon im vorausgehenden Pliozän bevölkern weiterhin »Urmenschen« der Gattung Australopithecus die Savannen Ost- und Südafrikas.
In Ostafrika leben erste Vertreter der Gattung Homo (Homo habilis und Homo erectus). Je nach wissenschaftlicher Auffassung gelten beide Arten als Vorfahren des modernen Menschen der Art Homo sapiens. Jedoch weist insbesondere Homo erectus zahlreiche anatomische Merkmale auf, die ihn deutlich vom Homo sapiens unterscheiden (z.B. Überaugenwülste und eine stark fliehende Stirn), während der ältere Homo habilis eben diese Merkmale nicht zeigt.
Die Kultur der Hominiden dieser Zeit ist die Altsteinzeit (Paläolithikum). Ihre Vertreter sind Jäger und Sammler. Sie stellen einfache Steinwerkzeuge sowie Geräte aus Holz, Knochen, Horn oder Leder her und kennen – zumindest in Asien – den Gebrauch des Feuers.
Während der verschiedenen Kältevorstöße gedeiht in Europa die so genannte Dryas-Flora, eine subarktische bis arktische Steppe, benannt nach ihrer Charakterpflanze, der Silberwurz oder Dryas octopetala. In den wärmeren Intervallen verdrängen Birken- und Kiefernwälder, zeitweise auch Laubmischwald mit Eichen, Ahornen und Eschen die Kältesteppen.
Aus dieser Zeit stammen erste sichere fossile Belege von Korbblütlern, der heute bei weitem artenreichsten Pflanzenfamilie.
Die Tundrenlandschaften, die im Verlauf der Kaltzeiten bis weit nach Mittel-, teilweise auch Südeuropa vorstoßen und sich während der Warmzeiten nach Skandinavien zurückziehen, sind der Lebensraum zahlreicher Kälteformen unter den Tieren. Dazu zählen u.a. verschiedene Bären, kälteliebende Rüsseltiere, Moschusochsen, Wollnashörner und Lemminge.
Die Nashörner passen sich den abnehmenden Temperaturen und dem Rückzug der Wälder durch die Entwicklung ausgesprochener Kälteformen mit dichtem Pelz und Grasfressergebiss an.
Mit der Gattung Mammuthus treten in Europa erste echte Elefanten auf (Familie Elephantidae). Vertreten sind sie zunächst durch die Gattung Elephas (oder Archidiskodon) die sich in waldreichen Gebieten im Südwesten des Kontinents wahrscheinlich aus Stammformen entwickelt, die aus Afrika einwandern. Bald erobert die Art Elephas meridionalis auch Asien und Nordamerika.
Auf Madagaskar und Neuseeland leben mehrere Familien riesiger flugunfähiger Laufvögel der Ordnung Struthiornithiformes, deren größte Exemplare (Aepyornis) bis zu 3 m hoch werden.
1,38–um 1,18 Mio.
Die Waal-Warmzeit (Nordeuropa) bzw. Donau-Günz-Warmzeit (Alpenraum) bringt vorübergehend warmes Klima mit sich. In Deutschland gedeihen Wälder, in denen u.a. der so genannte Südelefant (Archidiskodon meridionalis) zu Hause ist.
1,3–0,72 Mio.
Auf der Insel Java leben verschiedene Formen vom Homo erectus, darunter auch ein riesenwüchsiger Typus.
Um 1,18–0,9 Mio.
Europa wird von der Menap- bzw. Günz-Kaltzeit erfasst; in dieser Phase sind außer Skandinavien der Alpenraum, die Pyrenäen und die Karpaten vergletschert.
920 000–600 000
In Nordamerika herrscht eine Kältephase, die als Nebrascan-Kaltzeit bekannt ist.
900 000–600 000
Erstmals erscheinen Mitglieder der Gattung Homo in Europas Steppen. Als erster bekannter Europäer überhaupt gilt der »Mensch von Heidelberg«. Weitere europäische Formen von Homo erectus sind vermutlich um 0,72 Mio., vielleicht auch erst später, in der Nähe der griechischen Stadt Saloniki zu Hause. Dabei handelt es sich möglicherweise um die ersten Europäer, die sich das Feuer nutzbar machen.
Um 830 000
Nach einem geringfügigen Temperaturanstieg schon gegen Ende der Menap-/Günz-Kaltzeit löst die Cromer-Warmzeit in Europa die kalte Klimaperiode ab.
Um 800 000
In Europa entwickeln sich erste Rentiere (Rangifer tarandus). Ihre Entwicklungsgeschichte ist unbekannt. Evolutionäre Vorformen sind fossil nicht überliefert.
800 000–720 000
In Zentralchina lebt der so genannte Mensch von Lantian, ein Homo erectus.
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