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Maria Theresia

Es waren lange und zähe Verhandlungen. Mit dem Frieden von Aachen endet am 18. Oktober 1748 der "Österreichische Erbfolgekrieg". Maria Theresia wird nun endlich die "Pragmatische Sanktion" garantiert, mit der ihr Vater Karl VI. eine weibliche Erbfolge zugelassen hatte.
aus der wissen.de-Redaktion

Ein schwieriges Erbe

Maria Theresia und Franz I., Gemälde von Martin Meytens
wissenmedia, Gütersloh
Maria Theresia hatte sich lange geweigert, dem Aachener Friedensschluss zuzustimmen. Denn sie musste zugleich die endgültige Abtretung Schlesiens an den Erzfeind Österreichs, Friedrich II. von Preußen akzeptieren. Maria Theresia hatte ihr Erbe 1740 in einem zerrütteten Zustand vorgefunden. Die fast ununterbrochene Kriegsführung der letzten Jahrzehnte hatte die Finanzen erschöpft. Das kleinteilige Länderbündel des Habsburgerreiches hätte dringend im Sinne eines modernen Staatswesens reformiert werden müssen. Rechtspflege und Verwaltungsstrukturen waren schwerfällig, Adel und Geistliche hatten sich auf Kosten der landesherrlichen Autorität und Finanzen zahlreiche Privilegien verschafft - unter anderem ihre Steuerfreiheit. In der Armee fehlte es an technischer Ausstattung und modernen Leistungskriterien, das einfache Volk vegetierte vielfach in Elend und Unbildung.

Vor diesem Hintergrund sah das militärisch und finanziell gefestigte Preußen seine Chance gekommen. Noch im Dezember 1740 rückte Friedrich II. in Schlesien ein, eine wirtschaftlich blühende Provinz in österreichischem Besitz. In den beiden folgenden Kriegen, dem Ersten und Zweiten Schlesischen Krieg (1740 - 1742 sowie 1744/45), gelang es Maria Theresia und ihren Bündnispartnern England, Sachsen und den Niederlanden allerdings nicht, Schlesien zurückzuerobern. Daran änderten auch zwischenzeitliche Erfolge der Herrscherin wie ihre Krönung zur ungarischen und böhmischen Königin sowie die Wahl ihres Mannes Franz Stephan von Lothringen zum römisch-deutschen Kaiser im Jahr 1745 nichts. Im Gegenteil: Frankreich, Bayern und Spanien schlossen sich Preußen an und machten der jungen Regentin ihre Herrschaft streitig - bis zum Frieden von Aachen im Jahr 1748.

 

Aufbau eines modernen Staatswesens

Erst jetzt konnte die Kaiserin vor dem Hintergrund der bisherigen Kriegserfahrungen die längst überfälligen inneren Reformen angehen. Die Zentralmacht musste gestärkt, eine klar strukturierte Regierungsspitze geschaffen und beides mit einer Heeres-, Finanz- und Verwaltungsreform verbunden werden. Im Wesentlichen ging die zielstrebige Ausgestaltung dieser Staatsreform seit 1748 auf den Berater Maria Theresias zurück,

Heinrich Christian Kurt Graf von Haugwitz
wissenmedia, Gütersloh
Friedrich Wilhelm Graf von Haugwitz. Es erfolgte eine gründliche Neustrukturierung der allgemeinen Verwaltung und des Finanzwesens. Die österreichische und böhmische Hofkanzlei verschmolz zum "Directorium in publicis et camerabilus", zuständig für die gesamte innere Verwaltung sowie das Finanz- und Steuerwesen. Auch Adel und Geistlichkeit wurden nun zur Besteuerung herangezogen.

Begleitend initiierte Maria Theresia eine umfassende Justizreform. 1766 erfolgte eine neue Kodifizierung des Zivilrechtes im "Codex Theresianus" mit Abschaffung der Folter, zwei Jahre später entstand ein neues Strafgesetzbuch. Durch die Einrichtung einer neuen oberen Justizstelle waren erste Ansätze zu einer modernen Gewaltenteilung angelegt worden. Die Neuordnung des Militärs geschah unter anderem durch die Gründung einer Militärakademie in der Wiener Neustadt und der Erstellung einheitlicher "Heeresdienstvorschriften".

In ihren späteren Herrschaftsjahren ging Maria Theresia auch eine Bildungsreform an. Gebildete Untertanen sollten sowohl einen größeren individuellen Wohlstand und damit Steuerkraft als auch ein Reservoir an tüchtigen Beamten liefern. Daher wurde das Schulwesen, unter Staatsaufsicht zentralisiert. Besonderes Gewicht legten die Reformer auf den Ausbau der Grundschulen, die dadurch zu den fortschrittlichsten ihrer Art in Europa avancierten. In Wien gründete Maria Theresia außerdem eine höhere Beamtenschule, das Theresianum.

 

Der Siebenjährige Krieg

Doch nicht nur innenpolitisch waren die Weichen für ein Umdenken gestellt. Auch in der Außenpolitik betrat die Kaiserin Neuland. 1756/57 schloss Österreich mit seinem Erbfeind Frankreich die Bündnisverträge von Versailles, denn noch hatte Maria Thersia Schlesien nicht aufgegeben. 1756 begann der Siebenjährige Krieg. Bei diesem für beide Seiten äußerst verlustreichen Waffengang standen sich auf der einen Seite Russland, Schweden, Österreich und Frankreich, auf der anderen Seite Preußen, England und die Reichsarmee gegenüber. Weder Preußen noch dem eigentlich überlegenen, aber unkoordinierten Gegenbündnis gelang ein wahrer Erfolg. Das Kriegsende ergab sich daher zuletzt aufgrund der Erschöpfung Preußens und Österreichs sowie der Abkehr der jeweiligen Verbündeten. Mit dem Frieden von Hubertusburg 1764 kehrte man schließlich zum Status quo ante zurück. Schlesien war für die Habsburger endgültig verloren. Maria Theresia hatte ihr Reich als Großmacht behauptet, konnte aber künftig im europäischen Kräftespiel nichts mehr im Alleingang oder gegen den Willen Preußens ausrichten.

 

Ein aufgeklärter Mitregent

Das Wiener Burgtheater wurde von Kaiserin Maria Theresia als Theater nächst der Burg gegründet.
Fotolia.com/Josef Müllek
Franz I. spielte an der Seite seiner Frau stets nur die Rolle eines, wenn auch innig geliebten, Statisten. Als er 1756 starb, wurde der älteste Sohn Joseph neuer römisch-deutscher Kaiser und Mitregent im Habsburgerreich. Für Mutter und Sohn brach eine schwere Zeit an, denn Joseph wollte mitentscheiden. Als Bewunderer Friedrichs II. von Preußen und radikaler Aufklärer rieb er sich in vielen Punkten mit der oft noch spätabsolutistisch geprägten Mutter. So setzte sich Joseph II. für die religiöse Neutralität der Staatsmacht ein, während seine Mutter die konfessionelle, in diesem Falle katholische Einheit des gesamten Reiches predigte. Andererseits ließ sich Maria Theresia in der Außenpolitik wider besseres Wissen von den Plänen ihres Sohnes überzeugen. Obwohl sie Grenzverschiebungen auf Kosten kleiner, schwächerer Nachbarn ablehnte, beteiligte sich Österreich 1772 an der ersten Teilung Polens. Polen wurde gezwungen, ein Drittel seines Staatsgebietes und rund 35 Prozent seiner Einwohner an Österreich, Preußen und Russland abzutreten. Auch der Krieg gegen Bayern 1778/79 stellte einen unrechtmäßigen Übergriff auf nachbarschaftliches Territorium dar, den der Frieden von Teschen beendete.

 

Maria Thersia, geboren am 13. Mai 1717 in Wien, war in vieler Hinsicht eine einzigartige Persönlichkeit. Ihre anfängliche Unerfahrenheit hatte sie schnell durch ein unermüdliches Aktenstudium wettgemacht. Ihre Lust am Regieren verband sich mit einer pragmatischen Entscheidungsfähigkeit. Mit ihren hohen sittlich-religiösen Ansprüchen gegen sich und andere schlug sie allerdings bisweilen über die Stränge. So musste sie eine 1747 von ihr gegründete "Keuschheitskommission" zur moralisch-sittlichen Bespitzelung von Ehepaaren wenig später auflösen - ganz Europa hatte sich darüber amüsiert. Bis zuletzt musste sie das letzte Wort behalten. Als sie im November 1780 im Sterben lag, wollte ihr Leibarzt die Regentin umbetten - Maria Theresia konterte mit den Worten: "Bequem genug, um zu sterben" und schloss am 29. November für immer die Augen.

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