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Öffis: Wie effizient sind informelle Buslinien?

In Europa sind wir Busse und Bahnen mit festen Routen und Fahrplänen gewöhnt. Doch in vielen Ländern der Welt funktionieren die Öffis ganz anders: Dort nutzen die Menschen den offiziellen Personennahverkehr seltener oder gar nicht. Stattdessen verwenden sie häufig privat organisierte Sammeltaxis und „On-Demand“-Transporte. Doch wie effizient sind diese informellen Verkehrssysteme im Vergleich zu unserem zentral organisierten Nahverkehr? Und welches System bindet abgelegene Wohngegenden besser an?
CKR / TU Dresden, 19.07.2024
Mann beim Anhalten eines Minibusses in Kapstadt

© RapidEye, iStock.com

Der öffentliche Personennahverkehr ist im weltweiten Vergleich sehr unterschiedlich organisiert. Industrienationen besitzen meist zentral organisierte öffentliche Verkehrsmittel mit festen Routen und Haltestellen. U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse fahren dort zudem nach festen Fahrplänen.

In Ländern des Globalen Südens bewegen sich die Menschen hingegen vor allem über informelle Fahrdienste mit kurzfristig festgelegten Routen, Stopps und Zeiten fort. Dort gibt es beispielsweise privat oder von zivilen Interessenverbänden organisierte Kleinbusse und Sammeltaxis, die „On-Demand“, also nach Bedarf fahren. Von außen und durch westliche Augen betrachtet wirkt der Betrieb solcher informellen Verkehrsdienste oft chaotisch und ineffizient.

Welches Nahverkehrs-Systeme ist das bessere?

Doch dieser Eindruck trügt, wie kürzlich ein Forschungsteam anhand eines Vergleichs der Buslinien in 22 Ländern herausgefunden hat. Demnach sind die Routen informeller und selbstorganisierter Transportsysteme mindestens genauso effizient oder sogar effizienter als zentralisierte Dienste, wie wir sie kennen.

Denn wie bei unseren zentral organisierten öffentlichen Verkehrsmitteln bilden sich auch beim On-Demand-Nahverkehr mehr oder weniger feste Linien oder Fahrtkorridore mit einigen Haupthaltestellen heraus. Die Routen verlaufen dabei in Kerngebieten eher geradlinig, an den Enden der Linien werden hingegen mehr Umwege gefahren, um größere Flächen erschließen zu können. Dieses Muster galt über alle untersuchten Städte hinweg.

Matatus am zentralen Taxi Park in Kampala, Uganda
"Matatus" am zentralen Taxi Park in Kampala, Uganda. Die Sammeltaxis bilden in dem oastafrikanischen Land das Rückrat des öffentlichen Nahverkehrs.

Weniger Umwege, besserer Service

„Informelle Verkehre weisen insgesamt aber weniger Umwege und einheitlichere Routen auf als zentral geplante Buslinien“, sagt Erstautor Kush Mohan Mittal von der Technischen Universität Dresden. „Sie sind also effizienter – und dabei auch ohne die im Globalen Norden üblichen umfangreichen Subventionen rentabel.“

Für die Nutzer bedeutet das oft auch einen besseren Service. Denn insbesondere in den Ländern des Globalen Südens decken informelle Transportsysteme oft Gebiete ab, in denen kein öffentlich organisierter Transport verfügbar ist – entweder weil es keine Buslinien gibt oder weil diese für die Anwohner zu teuer sind.

VF7558 Hong Kong Island 54M in Kennedy Town Station
Die Luxusversion: Die Public Light Buses in Hongkong kommen insbesondere auf Strecken, die von regulären Linienbussen nicht bedient werden können, zum Einsatz.

Nahverkehr könnte weltweit besser sein

Informelle Verkehrsdienste bieten demnach durchaus Vorteile und sind keineswegs „minderwertig“ im Vergleich zum zentralen öffentlichen Nahverkehr, wie wir ihn kennen. Bei der künftigen Verkehrsplanung sollten daher beide Systeme einbezogen, gegebenenfalls kombiniert und jeweils nachhaltiger gestaltet werden.

Die selbst organisierten Dienste könnten dann regelmäßiger und verlässlicher werden, die zentral organisierten Angebote könnten indes von der effizienten Routenbildung informeller Systeme lernen. Wie sicher und zuverlässig die privaten Öffis sind, wurde aufgrund fehlender Daten allerdings bislang nicht untersucht.

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