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Online Weiterbildung

Wer sein Wissen erweitern will, kann sich neuerdings den Weg zur Volkshochschule sparen. Qualitativ hochwertige Weiterbildung gibt es im Internet. Ob man sich einen privaten Sprachkurs über Skype mit einem Muttersprachler gönnt oder sich von Elite-Professoren kostenlos in Computerwissenschaft oder Poesie unterrichten lässt: Das Internet ist zur neuen Schule des lebenslangen Lernens geworden.
Julia Räsch

Weiterbilden im Internet: Wie geht das?

Online Weiterbildung
Webcam
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Beim elektronisch unterstützten Lernen, kurz E-Learning, werden elektronische Medien eingesetzt, um die Lerninhalte zu vermitteln. Via Internet wird das Wissen vom Lehrer zum Kursteilnehmer übermittelt. Dabei werden verschiedene Medien in den Unterricht einbezogen: Videos, Online-Animationen, E-Books, virtuelle Seminare oder interaktive Lern-Computerspiele (serious games). Der Vorteil liegt darin, dass man beim „Lernen im Internet“ nicht an einen Ort oder an eine bestimmte Uhrzeit gebunden ist, um den Kurs zu besuchen. Jeder Lernende organisiert sein Pensum selbst. Der Austausch mit anderen Kursteilnehmern oder dem Lehrer erfolgt über Blogs, Foren, Chats oder E-Mail.

 

Was wird vermittelt?

Die Möglichkeiten der Weiterbildung im Internet sind schier unbegrenzt. Grob lassen sich die Angebote in zwei Gruppen unterteilen. Zum einen gibt es Seminare und Schulungen, die der beruflichen Weiterbildung dienen. Dort werden beispielsweise Managementwissen vermittelt, Gesprächsführungstechniken erlernt oder Projektmanagement Know-how gepaukt. Hier kommen häufig spezielle E-Learning Systeme zum Einsatz. Nach Abschluss des Seminars erhalten die Schüler meist ein Zertifikat oder Zeugnis, das die gelernten Inhalte auflistet. Die Kosten für die einzelnen Seminare schwanken je nach Dauer, Inhalt und danach, wie aufwendig die Kurse aufbereitet werden.

Wer sich nicht beruflich, sondern aus privatem Interesse im Internet weiterbilden möchte, stößt auf ein buntes und vielfältiges Angebot. Küssen, Kochen oder Klavier spielen: Es gibt fast nichts, was sich hier nicht erlernen lässt. Viele der Angebote können kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr genutzt werden. Wer schon immer eine Fremdsprache lernen wollte, wird bei Anbietern wie babbel.com oder englishtown.de fündig. Mit Videos, Texten, Hörbeispielen oder Schreibübungen kann man seine Sprachkenntnisse verbessern. In Foren plaudern die User mit Kontakten aus aller Welt. Einen anderen Ansatz wählt die Online-Sprachschule glovico.org. Hier lernen Interessierte Spanisch, Französisch oder Arabisch direkt von Muttersprachlern. Die Lehrer leben im Senegal, in Guatemala oder in China. Im Internet spielen diese Entfernungen keine Rolle, die verhältnismäßig geringen Kursgebühren sind in der Dritten Welt viel Geld. Unterrichtet wird mithilfe des Computerprogramms Skype, das Videotelefonie über das Internet ermöglicht.

 

Neue Wege in der Online-Lehre

Doch nicht nur Sprachen lernt man im Netz. Amerikanische Elite-Universitäten haben vor einigen Jahren angefangen, Kursmaterial kostenlos zugänglich zu machen. Einer der Vorreiter ist das Massachusetts Institute of Technology (MIT), das Videoaufzeichnungen der Vorlesungen ins Netz stellt. Jeder kann an dem Wissen der führenden Köpfe der USA teilhaben. Andere Unis sind nachgezogen und haben den Ansatz erweitert. Die Stanford University hat im vergangenen Jahr die Plattform Udacity eröffnet und Kurse speziell für die Online-Lehre erstellt. Die Nachfrage ist enorm: Im letzten Herbst haben fast 60.000 Menschen überall auf der Welt ein Seminar über Künstliche Intelligenz besucht. Da jeder zuhause am eigenen Computer lernt, gibt es keine Begrenzung der Teilnehmerzahl. Jeder der möchte, kann mitlernen. Bei Udacity erhält man am Ende eines Seminars einen Teilnahmeschein, wenn man eine entsprechende Abschlussprüfung bestanden hat. Ein ähnliches Konzept verfolgt auch die Plattform coursera.org, die im April 2012 gestartet ist. Hier kann man Kurse aus den Bereichen Computer Science, Sozialwissenschaften, Biologie oder Mathematik auswählen. Die Seminare sind ebenfalls kostenlos und werden wie bei Udacity betreut: Tutoren stehen bei Rückfragen zur Verfügung und über ein Forum können sich die Teilnehmer austauschen.

Wer es weniger wissenschaftlich angehen möchte, sollte sich auf Seiten wie instructables.com oder videojug.com umschauen. Hier wird Alltagswissen in allen Facetten vermittelt: Was mache ich beim ersten Kuss? Wie reinige ich meinen Laptop? Wie falte ich ein T-Shirt? Diese Fragen werden in kleinen Videosequenzen geklärt.

Auch kreative Fähigkeiten lassen sich über das Internet erweitern. Auf drawspace.com findet man ausführliche Anleitungen, um Zeichnen zu lernen, Klavierspielen übt man zum Beispiel mit „Zebra Keys“ und wer schon immer mal mit der Luftgitarre die Bühne rocken wollte, der kann sich bei luftgitarrenkurs.com die Technik und das richtige Posing aneignen. Die Liste ließe sich endlos weiterführen. Raketen bauen, Programmieren, Fotografieren: Für jedes Hobby findet sich ein passender Internetkurs.

 

Wo findet man die passenden Angebote?

So vielfältig wie das Angebot, so groß ist auch die Anzahl der Anbieter. Wer schon genau weiß, wonach er sucht, nutzt am besten Suchmaschinen wie google, bing oder yahoo, um sich einen Überblick zu verschaffen. Zum Stöbern laden Plattformen wie itunesU, ehow oder youtube ein. Hier gibt es viele Weiterbildungs-Videos zu den unterschiedlichsten Themen. Gezielt lassen sich beispielsweise Bildungsdatenbanken durchforsten. So sind bei der Bundesagentur für Arbeit verschiedene Anbieter und Kurse gelistet. Das Angebot können Interessierte gezielt nach Fachbereichen oder Orten durchsuchen. Viele nützliche Links und Hinweise zum Thema E-Learning bietet auch der Deutsche Bildungsserver oder die Webseite studieren-im-netz.org.
 

Worauf muss ich bei der Weiterbildung achten?

Bevor man einen Kurs zur beruflichen Weiterbildung bucht, sollte man sich über verschiedene Punkte informieren: Etwa, ob die Weiterbildungsmaßnahme staatlich anerkannt ist, was das Seminar kostet oder wie der Kurs aufgebaut ist. Die eigenen Ansprüche und Ziele müssen im Vorfeld geklärt werden: Was will ich lernen? Kann der Kurs dabei helfen? Ein wichtiger Punkt ist auch, welche Technik zum Einsatz kommt: Ist alles intuitiv bedienbar oder könnte die Nutzung von unbekannten Computerprogrammen ein Problem darstellen? Einige Veranstalter bieten sogenannte Demo-Zugänge an. So kann man sich die Online-Lernumgebung schon vorher anschauen und dann entscheiden, ob sie einfach zu nutzen ist.
Neben der Technik ist auch das Zeitmanagement ein entscheidender Faktor. Online-Kurse sind zwar überall erreichbar, haben aber häufig einen festgelegten Zeitrahmen, in dem die einzelnen Übungen erarbeitet werden sollen. Deshalb ist es wichtig, schon im Vorfeld zu prüfen, ob genügend Zeit zu Verfügung steht oder ob die Kursteilnahme verlängert werden kann, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen.

 

Welche Voraussetzungen muss man mitbringen?

Neben den technischen Fertigkeiten, dem Zugang zu einem Computer und Internet, ist bei einer Online-Weiterbildung vor allem Eigeninitiative gefragt: Es gibt keine festen Lerntermine, auch der Austausch mit Mitstreitern ist nicht unmittelbar gegeben. Deshalb braucht es eine gehörige Portion Selbstdisziplin, damit der Kurs ein erfolgreiches Ende findet. Vorteile hat, wer Englisch beherrscht. Denn reine E-Learning Kurse gibt es in Deutschland relativ selten. Viele spannende Angebote kommen dagegen aus den USA.  

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