"Große Gedanken brauchen nicht nur Flügel, sondern auch ein Fahrgestell zum Landen.“ Wer hat’s gesagt? Bevor Sie lange rätseln, verrate ich Ihnen die Antwort: Es war Neil Armstrong, der erste Mensch auf dem Mond. Wir nehmen das Leben dieses Weltraumpioniers für Sie unter die Lupe. Hören Sie den Beitrag: "Der Unvergängliche – oder: ein kleiner Schritt für Neil Armstrong, eine große Ehre für die Stadt Passau und ein riesiger Sprung für die Menschheit.“
Die Welt sieht zu
Es ist der der 21. Juli 1969, 03:56:20 Uhr. Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond. Unsicher tastet er mit seinem linken Fuß im Staub des Himmelskörpers, unter den Augen von mehr als einer halben Milliarde Menschen, die live im Fernsehen mitverfolgen, was auf dem Erdtrabanten geschieht. Und dann erklingt er, dieser Satz, mit dem ein jahrhundertealter Traum der Menschheit in Erfüllung ging:
“That’s one small step for (a) man, one giant leap for mankind.”
"Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit.“
Doch wer war dieser Mann, der diesen „riesigen Sprung für die Menschheit“ vollbrachte? Und wie ging sein Leben nach der Apollo 11-Mission weiter? Was wurde aus Neil Armstrong, dessen Bild damals um die ganze Welt ging?
Vom Traum zur Wirklichkeit
Fliegen, Forschen und das Weltall durchqueren – ist das nicht der Traum eines jeden Jungen? Neil Alden Armstrong, Sohn eines einfachen Mannes aus Ohio und begeisterter Modellflugzeugbauer, will es aber nicht bei der Tagträumerei belassen, sondern seinen Traum verwirklichen. Schon als Kind beobachtet er Flugzeuge, besucht mit seinem Vater Flugveranstaltungen in Cleveland und eignet sich schon als Teenager die Lerninhalte der Flugschulen an. Zielstrebig erwirbt er bereits mit 16 Jahren eine Pilotenlizenz, erhält ein Stipendium für das Studium des Flugzeugingenieurwesens und wird von der US-Navy zum Kampfpiloten ausgebildet. Im Koreakrieg Anfang der 1950er-Jahre fliegt er zahlreiche Einsätze und absolviert gefährliche Aufklärungsflüge.
Nach Abschluss seines Studiums bewirbt er sich – zunächst erfolglos - bei zahlreichen Luft- und Raumfahrtunternehmen. Erst einige Jahre nach Kriegsende endlich sein Ehrgeiz gewürdigt: er darf für den NASA-Vorläufer NACA als Testpilot Jungfernflüge mit den schnellsten und modernsten Hochgeschwindigkeitsflugzeugen der Welt machen. Sein Talent bleibt nicht lange unentdeckt. Neil wird für die erste Astronautengruppe der US-Luftwaffe ausgewählt, später für die gerade gegründete NASA, wo er sich im Rahmen des Gemini-Programms durch seine zahlreichen Fähigkeiten auszeichnet.
Als im Jahre 1967 Gus Grissom, der Frontmann der Apollo-Mission, bei einem Test tödlich verunglückt, wird Neil Armstrong vom Gemini-Programm abgezogen und zum Ersatzkommandanten des dritten bemannten Apollo-Flugs nominiert. Dass aber gerade Neil Armstrong der erste Mensch auf dem Mond sein wird, ist alles andere als von langer Hand geplant. Noch drei Jahre zuvor hatte er sich eher zurückhaltend zu diesem Thema geäußert: "Wer dieser Mensch ist, das entscheidet eine Art glücklicher Umstand.“ ("who the person is is sort of happenstance")
Und plötzlich ist Neil dieser Mensch.
Nach der erfolgreichen Apollo-Mission spricht die ganze Welt über ihn, er wird als Superstar durch die Medien gereicht. Doch der plötzliche Ruhm hat auch seine Schattenseiten: Verschwörungstheorien über die Echtheit der Mondlandung machen schnell die Runde, sein Ausspruch "Good Luck, Mr. Gorsky.“ gibt Rätsel auf, seine Crewmitglieder Aldrin und Collins fühlen sich ihm gegenüber zurückgesetzt.
Neils Popularität bleibt bis ins 3. Jahrtausend ungebrochen. So kommt sein Friseur im Jahre 2005 auf die Idee, Armstrongs Haare an einen Sammler zu verkaufen. Als der Astronaut davon erfährt, will er seinen Friseur verklagen und nötigt den Sammler dazu, die Haare zurückzugeben oder den Kaufpreis gemeinnützig zu spenden. In dieser Sammlung findet man angeblich Haare zahlreicher Prominenter, darunter Idole wie Marilyn Monroe und Albert Einstein.
Die Unvergänglichkeit seines Ruhmes hat aber nicht nur Sammlerwert. Georg Höltl, Gründer und Leiter des Passauer Glasmuseums, weiß durchaus, dass Persönlichkeiten wie Armstrong auch Kunden und Besucher anlocken können. Und so lädt er 1985 den Star der NASA zu sich in die "Drei-Flüsse-Stadt“ ein, um mit ihm gemeinsam jenes Museum zu eröffnen und es dadurch populärer zu machen.
Und Neil Armstrong?
Obwohl er inzwischen das achtzigste Lebensjahr hinter sich gebracht hat und schon längst im Ruhestand ist, ist der Erfolg für ihn nicht zu Ende. Ausgezeichnet mit dem wichtigsten zivilen Orden Amerikas, der Freiheitsmedaille, sowie mit zahlreichen Ehrentiteln und nicht zuletzt mit einem Lehrstuhl für Luft- und Raumfahrtechnik, kann sich Armstrong bald zu einem der bekanntesten Männer der westlichen Welt zählen.
Deshalb ist es umso erstaunlicher, dass man kaum jemals etwas über sein Privatleben erfährt. Im Gegensatz zu zahlreichen Kollegen der Raumfahrt äußert sich Neil Armstrong selten über sein Leben als Ehemann und Vater oder über seine Eindrücke und Gefühle bei der Mondlandung. Manche mögen behaupten, der Astronaut habe Angst vor dem Pressewirbel und dem öffentlichen Leben als Berühmtheit gehabt, andere hingegen bezeichnen ihn als arrogant. Tatsächlich war Neil Armstrong jedoch stets ein eher stiller und bodenständiger Mensch, dessen Wunsch und einzige große Leidenschaft von Kindesbeinen an das Fliegen war. Seinen Jugendtraum vom Fliegen hat er verwirklicht, ist dabei aber mit beiden Beinen auf der Erde geblieben. Denn ein Held wollte er niemals sein.
"Große Gedanken brauchen nicht nur Flügel, sondern auch ein Fahrgestell zum Landen.“