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Schnarchst Du noch oder schläfst Du schon? (Podcast 138)

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Kaum etwas ist so selbstverständlich wie der Schlaf. Wer schläft, sündigt nicht, weiß das Sprichwort, und: Wie Du Dich bettest, so schläfst Du. Grundsätzlich tut jeder Schlafende seinem Körper etwas Gutes. Nur Napoleon giftete, Männer bräuchten vier Stunden Schlaf, Frauen deren fünf und allenfalls die Dummköpfe sechs. Tatsächlich aber ist Ruhe für die Regeneration von Geist und Körper unverzichtbar. Ob kurzes Powernapping oder nächtlicher Tiefschlaf, die Erholung macht sich sofort bemerkbar. Jeder hat schon einmal feststellen können, wie nachhaltig sich die eigenen „Batterien“ aufladen lassen. Und tatsächlich sind gerade Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit nach einem Powernapping nachhaltig verbessert. Was aber, wenn der Schlafende schnarcht und damit nicht nur seine Umgebung, sondern auch sich selbst stört? Die Risiken des Schnarchens werden immer noch unterschätzt. Wissen.de-Autor Kai U. Jürgens hat für uns die Fakten zusammengefasst und pustet damit Ihnen wie uns den Schlaf aus den Augen.

 

Was ist Schnarchen?

[[{"type":"media","view_mode":"media_small","fid":"4641","attributes":{"alt":"","class":"media-image","typeof":"foaf:Image"}}]]Kaum zu glauben, aber jeder Mensch verschläft rund ein Drittel seines Lebens. Das gilt sogar für die Frühaufsteher, von denen man immer glaubt, sie legten sich nur pro forma ins Bett.  „Wir sind aus solchem Stoff wie Träume sind, und unser kleines Leben ist von einem Schlaf umringt“, benennt Shakespeare jenen Zustand, der uns Nacht für Nacht in der Welt der Träume versinken lässt. Doch obwohl jeder regelmäßig in Morpheus’ Armen ruht, umgeben den Schlaf so viele Geheimnisse, dass sich sogar eine eigene Wissenschaft mit ihm beschäftigt – die Somnologie. Schlafmützig ist hier gewiss keiner. Aber auch die Somnologie hat viele Dinge, die beim Schlafen passieren, noch nicht eindeutig erklären können.

Eins aber ist gewiss: Schlafmangel kann sogar gefährlich werden. Wer nicht genug Schlaf bekommt, schleppt sich nicht nur müde und antriebslos durch den Tag, sondern gefährdet auch seine Gesundheit. Schließlich lässt sich nicht jedes Schlafdefizit in Büro oder Behörde aufholen. Das Immunsystem zeigt sich geschwächt, das Gehirn arbeitet weniger präzise, und selbst die Wundheilung verlangsamt sich. Schlechter oder fehlender Schlaf kann sich daher zu ernsthaften Problemen entwickeln. Ausgeprägte Schlafmützen haben das natürlich immer gewusst. Meist auf die leichte Schulter genommen wird dabei das Schnarchen, jene Folge rasselnder Atemgeräusche, die in den oberen Atemwegen eines Schlafenden erzeugt wird. Dabei sind deutlich mehr Männer als Frauen betroffen, wobei das Phänomen im Alter häufiger auftritt – dann schnarchen 60% der Männer und immerhin 40% der Frauen. Ein altes Sprichwort nimmt es gelassen: „Das sind Sägen, die schneiden kein Holz.“ Doch Schnarchen ist durchaus ein Problem.
 

Wie gefährlich ist Schnarchen?

Wer die Hintergründe des Schnarchens erkunden möchte, muss den Mund weit aufsperren. Schnarchen hängt meistens mit dem Gaumensegel zusammen. Das ist jene Partie im oberen Mundbereich, die den Mundraum vom Rachen abtrennt. Wenn während des Schlafes die Muskeln erschlaffen, dann bewegt sich dieses Gaumensegel und das daran hängende Zäpfchen mit dem Atem, und es entwickeln sich die bekannten Geräusche. Man „sägt“ sich durch den Wald, obwohl man sonst mit Holzarbeit gar nichts zu tun hat. Weitere Faktoren sind mögliche Verengungen der Nase, zum Beispiel durch eine Allergie oder eine Erkältung. Auch die Schlafposition spielt eine Rolle – geschnarcht wird zumeist auf dem Rücken. Und: Übergewicht sowie Alkoholgenuss können ebenfalls eine Rolle spielen. „Typisch Mann!“, wird hier manch eine der zumeist „gesünder“ lebenden Frauen einwenden. Allerdings: Viele Menschen schnarchen zum Glück nur leise und stören damit weder sich noch andere. Zum Problem wird das Schnarchen erst, wenn es laut vernehmbar ist. Immer vorausgesetzt natürlich, man schläft nicht allein.

Das Problem für den Schnarchenden selbst nimmt sich jedoch anders aus. Zum einen verläuft sein Schlaf generell unruhiger; in Extremfällen kann er sogar von seinen eigenen Geräuschen aufwachen. Nachtruhe sieht wahrlich anders aus. Viel gravierender ist jedoch der zeitweilige Sauerstoffmangel, der manchmal beim Schnarchen entsteht und bis zur Schlafapnoe führt. Dabei fällt der Rachenraum zusammen, so dass für kurze Zeit keine Luft eingeatmet werden kann. Ein gravierender Sauerstoffmangel ist die Folge, oft begleitet von Alpträumen und massiven Müdigkeitserscheinungen am nächsten Tag. Da hilft dann auch kein Powernapping mehr. Schlimmer noch: Langfristig vermag Schlafapnoe sogar zu Blutdruckproblemen, Schlaganfall oder Herzinfarkt führen. Hier kann nur der Arzt helfen. Gegen das Schnarchen hingegen wirken durchaus einige Tricks. 
 

Was kann man gegen das Schnarchen tun?

[[{"type":"media","view_mode":"media_small","fid":"21034","attributes":{"alt":"","class":"media-image","typeof":"foaf:Image"}}]]Mittel gegen das Schnarchen stehen hoch im Kurs – und sind meistens wirkungslos. Schließlich gilt auch hier: „Oft wird als Heilung angesahn, was die Natur von selbst getan.“ Wie so oft, sollte man Versprechungen aus der Werbung kritisch gegenüber stehen, denn die Scharlatanerie fühlt sich in den Grenzbereichen der Medizin ganz besonders zuhause. Hilfreich sind in jedem Fall die folgenden Hausmittel. Erstens: abnehmen. Bei Übergewicht kann Schnarchen auch dadurch entstehen, dass die Luftwege durch eingelagertes Fett enger werden. Wer abspeckt, erhöht seine Chancen auf einen tiefen Schlaf. Zweitens: Alkohol vermeiden. Zugegeben – das hört kaum jemand gern. Das Feierabendbier oder das Glas Wein zum Abendbrot entspannen zwar ungemein, fördern aber auch das Erschlaffen der Mundmuskulatur, was wiederum das Schnarchen begünstigt. Dies gilt ebenso für Schlaf- und Beruhigungsmittel. „Weniger“ ist also auch hier „mehr“. Drittens: Auf der Seite schlafen, denn die Rückenlage begünstigt ebenfalls das Schnarchen.

Der Schlafapnoe ist auf diesen Wegen jedoch kaum beizukommen – hier sind medizinische Therapien gefragt. Ohnehin sollte sich jeder an einen Arzt wenden, der Schlafprobleme hat und als Grund das Schnarchen vermutet. Das betrifft nicht nur den Nachtschlaf, sondern auch das bereits erwähnte Powernapping, das ebenfalls durch Schnarchen beeinträchtigt werden kann. Übrigens: Den vielen und zumeist vollkommen nutzlosen Möglichkeiten, dem Schnarchen beizukommen, wurde bereits ein eigenes Museum gewidmet. Das Schnarchmuseum im niedersächsischen Alfeld zeigt Exponate aus aller Welt, darunter jede Menge Anti-Schnarch-Apparate und andere Kuriositäten. Ein Besuch dürfte sich lohnen – natürlich vor allem in ausgeschlafenem Zustand.

Kai U. Jürgens, wissen.de-Redaktion