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Profitables Nadelöhr
Wer aus einem der armen mittelamerikanischen Staaten nach Panama-Stadt kommt, fühlt sich wie in eine andere Welt versetzt. Obwohl auch in Panama über ein Drittel der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze lebt, ist das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen doch viermal so hoch wie z.B. im benachbarten Honduras.
Panama profitiert vom Kanal, der seit 1914 auf 81,6 km Länge eine Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik schafft. Die von der Kanalgesellschaft erhobenen Gebühren belaufen sich auf jährlich über 1 Mrd. US-Dollar. 5% des Welthandels wird über diese Wasserstraße abgewickelt, die den Seeweg z.B. zwischen Tokio und New York um 13 000 km verkürzt. 10% sollen es einmal sein, wenn die Erweiterungsarbeiten abgeschlossen sind. Panamas Staatsführung erkannte rechtzeitig die Notwendigkeit, die größten Bauarbeiten in der Geschichte des Kanals zu starten, und erhielt dafür 2006 in einem Referendum die Zustimmung der Bevölkerung. Zum einen nämlich kam es, bedingt durch den zunehmenden Welthandel, an den Schleusen zu immer längeren Wartezeiten, zum anderen können viele moderne Schiffe den alten Kanal gar nicht mehr passieren – Kreuzfahrtriesen, Supertanker und gewaltige Containerschiffe müssen über den breiteren Suez-Kanal ausweichen oder die gefährliche Route um Kap Hoorn riskieren.
Emanzipation von den USA
Das Land verfügt übrigens erst seit dem 1. Januar 2000 über den Wasserweg, der sein Staatsgebiet durchschneidet. Vorher stand der Kanal unter militärischer Aufsicht der USA, die Anfang des 20. Jahrhunderts Panama in seinen Bestrebungen, aus dem Staatsverband mit Kolumbien auszuscheiden, unterstützt und sich im Gegenzug großzügige Konzessionen gesichert hatten. Die USA waren es auch, die den Kanal, an dem die Franzosen Ende des 19. Jahrhunderts gescheitert waren, ab 1906 tatsächlich bauten. Auch am Erweiterungsprojekt beteiligen sich Firmen aus den Vereinigten Staaten; rechtzeitig vor dem Startschuss der Bauarbeiten schlossen die beiden Länder ein Freihandelsabkommen.