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Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt: Was können Allround-Fahrzeuge im echten Leben?

Seit heute fährt, fliegt und schwimmt ein seltsames Gefährt über die deutschen Kinoleinwände: das Fliewatüüt. Pünktlich zum Start des Films um das Abenteuer des erfindungsreichen Jungen Tobbi und seines Roboterfreundes Robbi erklären zwei Luft- und Raumfahrtexperten, was es mit solchen vielseitigen Allround-Fahrzeugen wie dem Fliewatüüt in der realen Welt auf sich hat. Was ist schon möglich, was Fantasie?
DAL, 1.12.2016

Titelhelden unter sich: Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt.

STUDIOCANAL GmbH

Ein Kinderbuch-Klassiker kommt in die Kinos: Knapp fünfzig Jahre nachdem Boy Lornsen die Geschichte von dem jungen Erfinder Tobbi und dem gutmütigen Roboter Robbi veröffentlicht hat, erleben die beiden Protagonisten ihr Abenteuer nun auch auf der großen Leinwand: Alles beginnt mit der Bruchlandung von Robbis Raumschiff. Der kleine Roboter kracht unverhofft auf die Erde vor Tobbis Füße – und braucht nun Hilfe, um seine verschollenen Eltern zu finden.

Tobias Schüttler (links) und Robin Gruber vom DLR in Köln.

Schüttler, Gruber / DLR

Zu Fuß würde die Suche ewig dauern. Doch die zwei Freunde haben eine Idee: Sie ertüfteln ein Fliewatüüt – ein Gefährt, das zugleich fliegen, schwimmen und fahren kann. Mit diesem Allround-Fahrzeug machen sie sich auf eine erlebnisreiche Reise. Ihr Fliewatüüt ist ein Produkt der Fantasie, aber wie sieht es eigentlich in der Realität mit solchen universell einsetzbaren Gefährten aus? Welche Entwicklungen es heute schon gibt und was die Zukunft noch bereithalten könnte, erklären die beiden Experten vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Robin Gruber und Tobias Schüttler, im Interview.

Herr Gruber und Herr Schüttler, Allround-Fortbewegungsmittel gibt es nicht nur in Büchern und Filmen, sondern auch im echten Leben – zum Beispiel sogenannte Amphibienflugzeuge. Wie gelingt es diesen Fluggeräten, sowohl vom Land als auch vom Wasser aus operieren zu können?
Robin Gruber: Üblicherweise sind Amphibienflugzeuge eigentlich Flugzeuge, die nicht nur ein Fahrwerk, sondern auch noch Schwimmer haben. Damit können sie sowohl auf einer Piste, als auch auf einem Gewässer starten und landen.

Tobias Schüttler: Sie sind eigentlich wie Pelikane: Sie können sich zwar an Land und im Wasser bewegen, machen aber nur in der Luft eine wirklich gute Figur.

Wo werden diese Allrounder vorwiegend eingesetzt und fliegen sie sich anders als normale Flugzeuge?
Gruber: Sie sind sogenannte Hochdecker und haben ihre Motoren weit oben, damit sie nicht nass werden. Wegen den dicken Schwimmern und einem Rumpf, der sich als Boot eignen muss und deshalb einen recht hohen Luftwiderstand bietet, sind solche Flugzeuge eher lahme Enten.

Schüttler: Amphibienflugzeuge werden oft zur Versorgung von kleinen Inseln eingesetzt, also überall dort, wo es viel Wasser gibt.

Wasserflugzeuge kranken daran, dass sie letztlich nur in der Luft eine wirklich gute Figur machen. Auf der Straße wären sie fehl am Platze.

pixabay.com, AlainAudet

Welche anderen Fahrzeuge gibt es in der realen Welt, die ähnlich universell einsetzbar sind wie das Fliewatüüt oder ein Amphibienflugzeug?
Gruber: Es gibt tatsächlich ein ähnlich vielseitig einsetzbares Gefährt: das Luftkissenboot. Dieses fliegt zwar nur ein paar Zentimeter über dem Boden, kommt aber mit nahezu jedem Gelände oder auch mit Wasser gut zurecht.

Schüttler: Ein überaus vielseitiges "Gefährt" ist übrigens auch der Mensch: Er kann ganz passabel laufen, einigermaßen schwimmen, nur beim Fliegen ist er auf technische Hilfsmittel angewiesen.

In mehreren Elementen zu funktionieren, scheint auf den ersten Blick ein Vorteil zu sein. Gibt es auch Aspekte, in denen ein Allround-Gefährt einem Spezialisten unterlegen ist?
Gruber: In den meisten Anwendungen ist der Spezialist dem Allrounder überlegen. Stellen wir uns nur mal ein Flugauto vor. Die benötigten Tragflächen oder Rotoren würden nach aktuellem Stand der Technik deutlich größer ausfallen, als dies beim Fliewatüüt der Fall ist. Mit einem solchen Gefährt bräuchte man sich im Stadtverkehr nicht blicken lassen.

Es gab Versuche mit abnehmbaren Tragflächen an einem Auto, aber das nimmt dem Fahrer letztendlich die Spontanität. Schwimmautos, die zwar etwas häufiger vorkommen als Flugautos, sind aufgrund ihres bootartigen Äußeren auf der Straße nicht für hohe Geschwindigkeiten geeignet. Solche Systeme werden nur da eingesetzt, wo man auf alle Möglichkeiten angewiesen sein muss.

Schüttler: Oder ganz einfach aus Forscherdrang. Es ist doch spannend, herauszufinden, wie ein Fliewatüüt funktionieren könnte.

Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Das beliebteste Verkehrsmittel der Deutschen, das Auto, könnte bald womöglich nur noch mit Strom betrieben und ohne menschlichen Fahrer über die Straßen rollen – doch wird es auch fliegen oder schwimmen können?
Gruber: Meiner Meinung nach ist das fliegende Auto durchaus eine langfristig realistische Zukunftsaussicht. Schließlich sind Straßen – solange man keine aufwändigen Untertunnelungen baut – auf eine Ebene begrenzt. Damit stoßen wir irgendwann an Grenzen. Wissenschaftler forschen bereits daran, unbemannte fliegende Transportsysteme einzusetzen. So ist es meiner Meinung nach nur noch eine Frage der Zeit, bis auch der Individualverkehr in der Luft stattfinden wird.

Schüttler: Das sehe ich nicht so. Fliegen ist eine überaus energieaufwändige Fortbewegungsart, die nur sinnvoll ist, wenn große Distanzen zurückgelegt werden müssen. Oder kurz: Wir sind einfach zu schwer für die Luft. Hinzu kommen Unmengen von Sicherheitsüberlegungen, denn wer hoch fliegt, kann tief fallen.

Was sind aus Ihrer Sicht derzeit die spannendsten Entwicklungen im Bereich der Fahrzeugtechnologie?

Gruber: Für mich als Robotiker sind natürlich autonome, also selbstfahrende Fahrzeuge, wie das Robomobil, das Google Driverless Car oder auch anderer Fahrzeughersteller sehr spannend, auch wenn ich annehme, dass es noch eine Weile dauern wird, bis sie wirklich in großem Umfang an unserem Straßenverkehr teilnehmen werden.

Schüttler: Mich faszinieren neue Antriebstechniken bei Flugzeugen, wie beim Brennstoffzellenflugzeug HY4 vom DLR. Bei diesem wird aus Wasserstoff Strom gewonnen und dann über einen Elektromotor der Propeller angetrieben. Am Ende kommt nur noch Wasserdampf raus.

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