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Schmerzhafter Gelenkverschleiß

Arthrose an Knie-, Hüft- und Handgelenken ist ein häufiges Leiden im Alter - aber auch junge Menschen kann die Erkrankung treffen. Betroffene leiden unter fortschreitendem Knorpelverschleiß, der Schmerzen und Bewegungseinschränkungen zur Folge hat. Wie aber kommt dies zustande - und warum ist der Verlust des Knorpelgewebes so fatal? Wir klären auf.
DAL, 30.11.2018

Führen Knorpelschäden dazu, dass Gelenke ihren Dienst nicht mehr ordnungsgemäß versehen, kann dies zu schweren Bewegungseinschränkungen führen.

iStock.com, stockdevil

Wenn die Gelenke knirschen, schmerzen und sich nur schwer bewegen lassen, könnte eine Arthrose dahinterstecken: die weltweit häufigste aller Gelenkerkrankungen. Schätzungsweise 200 Millionen Menschen leiden an dieser Verschleißerscheinung, die durch den fortschreitenden Abbau von Knorpel gekennzeichnet ist - einem Gewebe, das zwar nur wenige Millimeter dick ist, aber eine wichtige Schutzfunktion erfüllt.

Dünne Schutzschicht

Knorpel sitzt zwischen den Knochenenden im Gelenk und verhindert im Normalfall, dass diese aufeinander reiben. Außerdem dient er als eine Art Stoßdämpfer und Polster für die Knochen. Stöße und plötzliche Bewegungen werden durch die Druckelastizität des Knorpels abgefedert, mechanische Belastungen gleichmäßiger verteilt.

Durch Alterungsprozesse, Verletzungen oder anhaltende Überbelastungen - zum Beispiel durch starkes Übergewicht - kann die schützende Knorpelschicht allerdings Schaden nehmen und sogar ganz verschwinden. Dadurch entstehen mit der Zeit auch Schäden am Knochen. Am häufigsten sind Hände, Knie und Hüften davon betroffen. Prinzipiell kann jedoch jedes Gelenk eine Arthrose entwickeln.

In Gelenken kommt vor allem sogenannter hyaliner, also transparenter, Knorpel vor. Da dieser nicht durchblutet ist, hat er nur ein geringes Regenerationspotential.

Berkshire Community College Bioscience Image Library / Public Domain

Kaum Selbstheilungspotenzial

Das Problem dabei: Während unser Körper an vielen anderen Stellen erstaunliche Selbstheilungskräfte beweist, funktionieren diese beim Knorpel nicht. Denn Knorpelzellen sind in ein Geflecht aus Kollagen und anderen Gerüstsubstanzen eingebettet und werden nicht durchblutet. Sich teilen und vermehren können sie nur begrenzt - anders als etwa Hautzellen, die sich innerhalb kürzester Zeit erneuern, wenn wir uns verletzt haben.

Beschädigter Knorpel heilt daher fast gar nicht von alleine. Er braucht Hilfe von außen - aber wie? Gängige Behandlungsmethoden wie Physiotherapie und die Gabe von Schmerzmitteln können bisher nur die Beschwerden lindern, nicht aber deren Ursache beseitigen. Ist der Schaden zu schlimm, bleibt mitunter nur der Einbau eines künstlichen Gelenks.

Neuer Therapieansatz?

Dabei gäbe es durchaus potenzielle Medikamente, die dem Knorpelabbau entgegenwirken und sogar zu einer Regeneration des geschädigten Gewebes führen könnten - einen solchen Effekt haben Studien unter anderem für den Wachstumsfaktor IGF-1 nachgewiesen. Bislang gelingt es jedoch nicht, solche Wirkstoffe an die entscheidende Stelle im Gelenk zu transportieren.

Weil der Knorpel nicht durchblutet wird, können Medikamente die Zellen nur durch Diffusion erreichen. Daran scheitern sie oftmals, weil sie förmlich weggewaschen werden, bevor sie tief ins Gewebe eindringen konnten. Forscher haben nun jedoch womöglich eine Lösung für dieses Problem gefunden: Sie entwickelten ein Transportmolekül, das den Wirkstoffen hilft, ihr Ziel zu erreichen.

Hilfreiches Transportmolekül

Das Prinzip hinter dieser sogenannten Nanofähre: Sie ist positiv geladen und kann daher besonders gut an den negativ geladenen Knorpel binden. Die Wirkstoffe, mit denen dieses Molekül beladen wird, bleiben auf diese Weise länger dort, wo sie hingehören, anstatt schnell weggespült zu werden. Dies erleichtert ihnen, tief in das Gewebe hinein zu diffundieren.

Erste Tierversuche zeigen, dass auf diese Weise verabreichte Medikamente tatsächlich die Erholung des Knorpels fördern und zu einem Rückgang von Entzündungen beitragen können. Für viele schmerzgeplagte Patienten bedeuten diese jüngst veröffentlichten Ergebnisse neue Hoffnung - bis die neue Methode in der klinischen Praxis eingesetzt werden kann, ist allerdings noch weitere Forschung nötig.

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