wissen.de Artikel
Schule und Studium: Leben gegen die innere Uhr
Die innere Uhr ist wichtig für unseren Körper. Sie hilft ihm dabei, den Schlaf-Wach-Rhythmus und die zu verschiedenen Zeiten ablaufenden Prozesse wie Verdauung und Entgiftung oder das nächtliche Auffüllen der Energiereserven zu steuern. Geprägt wird dieser Biorhythmus von unseren Genen, der individuelle Takt ist aber bei jedem Menschen ein wenig anders. . Anders ausgedrückt: Wir haben unterschiedliche Chronotypen. Die sogenannten „Lerchen“ sind morgens am leistungsfähigsten, gehen dafür am Abend früh schlafen. Die „Eulen“ hingegen erreichen ihren Leistungs-Höhepunkt erst zu später Stunde. Sie bleiben abends lieber länger auf, schlafen dafür dann aber auch länger.
Vorbeileben an den eigenen Bedürfnissen
Doch welchen Biorhythmus wir haben, hängt auch vom Lebensalter ab. So wird die Mehrheit der Jugendlichen mit der Pubertät zu spät aktiven Eulen. Sie kommen nur mühsam und später aus dem Bett und bleiben dafür abends umso länger wach. Diese "Eulen"-Phase hält oft bis ins junge Erwachsenenalter an. Das Problem dabei: Im Alltag können Jugendliche und junge Erwachsene ihrem Tag-Nacht-Rhythmus nicht gerecht werden.
Denn obwohl bekannt ist, dass sie einen späten Chronotyp haben beginnt die Schule vielerorts schon früh am Morgen und auch die ersten Vorlesungen an der Universität sind oft eher auf Morgenmenschen ausgelegt.
Doch wenn man langfristig an seinem eigenen Chronotypen vorbeilebt, kann das viele negative Folgen nach sich ziehen. So essen Eulen zum Beispiel unter der Woche zu für sie völlig falschen Zeiten, morgens etwa viel zu früh. Dieser „metabolische Jetlag“ wirkt sich ungünstig auf den Stoffwechsel aus. Ist dieser Jetlag besonders ausgeprägt, kann er laut verschiedenen Studien unter anderem zu Übergewicht und hohem Blutdruck führen. Eine Studie der Universität Paderborn hat zum Beispiel gezeigt, dass Eulen im Schnitt mehr viszerales Bauchfett besitzen. Es legt sich um die Organe und kann weitere Gesundheitsprobleme begünstigen.
Weniger Sport für Abendmenschen
Dass Eulen mehr Bauchfett haben, liegt auch daran, dass sie sich im Schnitt viel weniger bewegen als Morgenmenschen. Eine finnische Studie hat gezeigt, dass diese Bewegungsdifferenz einem 20- bis 30-minütigen Spaziergang entspricht. Dass ausgerechnet Eulen besonders anfällig für Bewegungsmangel und ungesundes Bauchfett sind, verwundert Schlafforscher keineswegs: Wer jeden Morgen zu früh geweckt wird, obwohl sein Körper eigentlich noch Schlaf braucht, geht müde durch den Tag und hat wahrscheinlich weniger Lust, sich zu bewegen.
Doch damit nicht genug. Weitere Untersuchungen haben außerdem nachgewiesen, dass Eulen mehr Fast Food und Koffein zu sich nehmen sowie mehr Zeit vor Bildschirmen verbringen. Außerdem neigen sie eher zu Krankheiten wie Diabetes oder Depressionen. Seine Jugend, wenn nicht sogar sein ganzes Leben lang, an den Bedürfnissen des eigenen Chronotyps vorbeizuleben, ist also keine Lappalie und kann ernsthafte Konsequenzen haben.
Was lässt sich ändern?
Eine naheliegende Lösung des Problems besteht darin, Schule und Uni später am Tag beginnen zu lassen. Schlafforscher fordern das schon seit Langem. Wenn ein früher Schul- oder Studienbeginn nicht möglich ist, dann sollte Eulen zumindest eine längere Pause am Morgen zur Verfügung stehen, fordert Anette Buyken von der Universität Paderborn. Diese könnten die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dann beispielsweise zum Frühstücken nutzen. Auf diese Weise könnten auch Abendmenschen dann essen, wenn ihr Körper es braucht, und nicht zu früh am Morgen.
Außerdem regt Buyken an, mehr Sportkurse auch am Nachmittag und frühen Abend anzubieten. Bislang liegen diese oft am Morgen. So könnten auch Nachteulen trotz von der Gesellschaft vorgegebenem Rhythmus gesünder leben.