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"Sommergrippe" - verschnupft in der warmen Jahreszeit

Krank trotz 25 Grad: Die Erkältung gilt gemeinhin als Leiden der kalten Jahreszeit. Tatsächlich aber können wir uns auch im Sommer mit den Erregern von Schnupfen, Husten und Co anstecken. Bei der lästigen Sommergrippe handelt es sich im Prinzip um dieselbe Erkrankung wie das aus dem Winter bekannte Pendant. Doch warum sind wir im Sommer überhaupt anfällig für grippale Infekte? Und wie kann man sich schützen?
DAL, 18.07.2019

Keine Seltenheit: Rund ein Fünftel aller Erkältungen schlägt im Sommer zu.

iStock.com, AntonioGuillem

Eigentlich haben Schnupfen, Husten und Co in der kalten Jahreszeit Hochsaison. Doch auch im Sommer können uns solche Beschwerden außer Gefecht setzen: Die Rede ist dann von der Sommergrippe. Obwohl diese umgangssprachliche Bezeichnung anderes suggeriert, ist die Sommergrippe allerdings gar keine echte Grippe. Vielmehr handelt es sich um eine gewöhnliche Erkältung - Mediziner sprechen vom grippalen Infekt.

Enteroviren als Auslöser

Genau wie ihr aus dem Winter bekanntes Pendant kann die Sommererkältung durch eine Reihe unterschiedlicher Krankheitserreger ausgelöst werden. Meistens gehen Erkältungen in den warmen Monaten jedoch auf die zu den Enteroviren gehörenden Coxsackie- oder Echo-Viren zurück. Diese Erreger werden per Schmier- oder Tröpfcheninfektion übertragen und dringen über die Schleimhäute in den Körper ein. Dort angekommen, können die Viren Abwehrreaktionen auslösen, die sich in Form von Halsschmerzen, Schnupfen, Husten und mitunter sogar leichtem Fieber äußern.

Eine echte Grippe geht dagegen auf das Konto von Influenza-Viren und verläuft um einiges schwerer: Betroffene leiden von jetzt auf gleich unter hohem Fieber, haben starke Kopf- und Gliederschmerzen, fühlen sich schlapp und abgeschlagen. Diese Erkrankung kann Patienten schonmal zwei bis drei Wochen ans Bett fesseln - eine Sommergrippe ist dagegen nach wenigen Tagen auskuriert.

Es braucht keine Kälte

Doch warum sind wir im Sommer überhaupt anfällig für Erkältungsviren? Obwohl in Erkältung das Wort Kälte steckt, sind kalte Außentemperaturen gar nicht entscheidend für die Infektion. Stattdessen entsteht ein grippaler Infekt immer dann, wenn eine ausreichende Anzahl von Krankheitserregern unseren Körper angreift. Dies gelingt ihnen am besten, wenn das Immunsystem ohnehin geschwächt ist.

Im Sommer sind unsere körpereigenen Abwehrkräfte im Schnitt tatsächlich stärker als im Winter. Denn jetzt bewegen wir uns viel an der frischen Luft, entspannen im Sommerurlaub und essen oft mehr vitaminreiches Obst und Gemüse. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Zahl der Erkältungen und anderen Atemwegserkrankungen von Januar bis März besonders hoch ist und sinkt, sobald es draußen wieder wärmer wird.

Dass Erkältungen und grippale Infekte nur in kalten Temperaturen zuschlagen, ist leider ein Mythos.

iStock.com, Jan-Otto

Sommerliche Risikofaktoren

Trotzdem gibt es auch im Sommer Faktoren, die unser Immunsystem belasten können: Der Temperaturwechsel zwischen klimatisierten Innenräumen und heißer Außenluft macht dem Körper zum Beispiel ebenso zu schaffen wie ausgedehnte Sonnenbäder. Auch wer wegen langer Grillabende oder hitzebedingt weniger schläft, stresst dadurch sein Immunsystem. Zugluft durch geöffnete Fenster oder Klimaanlagen trocknet zudem die Schleimhäute aus. Als Folge können diese ihre Funktion als Schutzschild gegen Erreger nicht mehr richtig erfüllen.

Hinzu kommt ein weiteres Phänomen des Sommers: In dieser Jahreszeit befinden wir uns oft und gerne in Gesellschaft sehr vieler Menschen. Egal ob der überfüllte Ferienflieger, die Umkleide im Freibad oder das Open-Air-Konzert - wo viele Menschen auf engstem Raum zusammenkommen, haben Erkältungsviren leichtes Spiel.

Erkältung oder Allergie?

Um eine Ansteckung zu vermeiden, hilft im Sommer dasselbe wie im Winter. Gesund essen, Stress vermeiden, genügend schlafen und regelmäßig die Hände waschen: All das fördert die Abwehrkräfte und minimiert das Ansteckungsrisiko. Hundertprozentiger Schutz vor einer Erkältung ist allerdings praktisch unmöglich.

Wen es erwischt hat, der muss sich wie bei allen Erkältungskrankheiten seinem Schicksal fügen - und die Sommergrippe in aller Ruhe auskurieren. Dann steht Ausflügen ins Freibad oder anderen sommerlichen Unternehmungen schon bald nichts mehr im Wege. Hellhörig werden sollten Betroffene, bei denen vermeintliche Erkältungserscheinungen immer wieder in den Sommermonaten auftreten und sich hartnäckig halten. In diesem Fall könnte auch eine Pollenallergie dahinterstecken.

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