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Sternenhimmel im Juni 2019
Im Juni hat die Nacht einen schweren Stand – die Helligkeit dominiert. Die Sonne scheint nun so lange wie zu keiner anderen Zeit im Jahr. Bei uns ist es nur noch knapp drei Stunden dunkle Nacht. Und auch die Dämmerung ist nun länger als sonst: Es kann nach Sonnenuntergang bis zu drei Stunden dauern, bis wirklich Nacht herrscht. Im Norden Deutschlands werden die Nächte sogar gar nicht mehr richtig dunkel – ein letztes schwaches Restlicht bleibt die gesamte Nacht über erhalten. Im hohen Norden jenseits des Polarkreises geht die Sonne in diesen Wochen überhaupt nicht unter – es scheint die Mitternachtssonne.
Am 21. Juni erreicht der Sonnenlauf seinen Höhepunkt: Es ist Sommersonnwende - der längste Tag des Jahres. Mehr als 16 Stunden lang ist es dann Tag und die Sonne steht so hoch wie sonst nie im Jahr. Gleichzeitig markiert dieser Tag einen Wendepunkt: Ab jetzt werden die Tage wieder kürzer. Für unsere Vorfahren waren die Sonnwenden wichtige Eckpunkte ihres rituell-religiösen Jahreslaufs. Viele Bauten der Steinzeit, darunter das Sonnenobservatorium von Goseck in Sachen-Anhalt und auch Stonehenge in England, sind auf die Sonnwenden hin ausgerichtet.
Sterne: Zwei Himmelsvögel und die Milchstraße
Am Sternenhimmel dominieren nun die Sommersternbilder, darunter vor allem Adler, Schwan und Leier. Sie stehen hoch im Osten und ihre jeweils hellsten Sterne, Altair im Adler, Deneb im Schwan und Vega in der Leier bilden zusammen das Sommer-Dreieck. Die beiden "Vogelsternbilder" sind besonders gut an ihrer kreuzförmigen Anordnung von Sternen zu erkennen, beide scheinen zudem direkt auf dem hellen Band der Milchstraße zu fliegen.
Die Milchstraße ist in den lauen Sommernächten ebenfalls besonders gut zu sehen. Denn ihr helles Sternenband scheint nun fast senkrecht auf dem Horizont zu stehen. Zudem blicken wir im Sommer nachts nicht mehr auf die dünnen Außenregionen unserer Galaxie, sondern auf das galaktische Zentrum, in dem die Sterne besonders dicht stehen. Vor allem gegen Ende Juni erscheint die Milchstraße daher von dunklen Orten aus beobachtet besonders hell und dicht.
Planeten: Jupiter in Opposition, Mars verabschiedet sich
In diesem Monat ist der Gasriese Jupiter wieder der unangefochtene König des Nachthimmels. Er ist die ganze Nacht hindurch zu sehen und überstrahlt dabei alle Himmelskörper außer dem Mond. Weil Jupiter am 10. Juni seinen geringsten Abstand zur Erde erreicht und von uns aus gesehen in Opposition zur Sonne steht, erscheint er zurzeit strahlend hell und besonders groß. Ab 22:00 Uhr steht er abends relativ tief im Südosten und zieht dann im Verlauf der Nacht in einem flachen Bogen bis in den Südwesten. Am Abend des 16. Juni begegnen sich am Himmel der helle Jupiter und der fast volle Mond. Der Gasplanet steht dann nur einen Finger breit links vom Mond.
Am 18. Juni können wir mit etwas Glück in der Abenddämmerung ein enges Rendezvous von Merkur und Mars beobachten – allerdings sind beide nur schwach über dem Nordwest-Horizont sichtbar. Der Merkur ist ohnehin eher lichtschwach und der Mars, der noch im Sommer 2018 weithin sichtbar am Himmel leuchtete, steht momentan so weit von uns entfernt, dass man den kleinen, eher dunklen Punkt fast nur mit dem Fernglas sehen kann. Nach diesem Rendezvous zieht der Mars von uns aus gesehen hinter der Sonne vorbei und wird daher einige Monate lang gar nicht mehr zu sehen sein.
Ebenfalls nur in der Dämmerung – allerdings morgens früh – ist die Venus zu sehen. Der helle "Morgenstern" taucht kurz vor Sonnenaufgang kurz am östlichen Nordost-Horizont auf, um dann eine Viertelstunde später, gegen 05:00 Uhr schon wieder unterzugehen. Der Ringplanet Saturn geht dagegen schon um Mitternacht auf und ist bis zur Morgendämmerung am südlichen Horizont zu sehen. Momentan kehrt er uns seine Ringe fast mit der Breitseite zu, sie sind mit einem Teleskop daher gut zu sehen.
Leuchtende Nachtwolken
Die Dämmerung beschert uns in der zweiten Junihälfte ein weiteres Himmelsphänomen: die leuchtenden Nachtwolken. Es handelt sich dabei um hell silbrig schimmernde Wolken am nördlichen Horizont, die von unten her zu strahlen scheinen und sich daher deutlich vom bereits dunklen Abendhimmel abheben. Dieses Himmelsphänomen war lange Zeit ziemlich selten, ist aber in den letzten Jahren etwas häufiger geworden – möglicherweise durch Klimaveränderungen in der Atmosphäre.
Die leuchtenden Nachtwolken entstehen, wenn sich hoch über der Nordpolarregion der Erde ein dünner Schleier aus Eispartikeln bildet. Werden diese sogenannten polaren Mesosphärenwolken vom Licht der schon unter dem Horizont stehenden Sonne angestrahlt, reflektieren sie das Licht und scheinen daher zu leuchten. Weil die roten und gelben Anteile des Lichts dabei fast völlig geschluckt werden, erscheinen die Wolken in bläulichem oder silbernem Licht.