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Sternschnuppen: Warum die Geminiden so besonders sind
Sternschnuppen entstehen, wenn kosmische Staubkörnchen auf die Erdatmosphäre treffen und in ihr verglühen. Je nach Größe dieser Partikel – einige können bis zu erbsengroß sein – erzeugt dies mehr oder weniger helle Leuchtstreifen am Himmel. Besonders viele Sternschnuppen gibt es dann, wenn unserer Erde auf ihrer Bahn um die Sonne die Reste eines Kometenschweifs oder einer anderen kosmischen Staubwolke kreuzt. Die Folge ist ein Meteorschauer.
Kosmische Staubschwaden in der Erdbahn
Im Laufe eines Jahres durchquert die Erde mehrere solcher Staubreste, daher treten die verschiedenen Meteorschauer zu relativ festen Zeiten im Jahr auf: Der Sternschnuppenregen der Perseiden hat seinen Höhepunkt immer Mitte August, die Geminiden-Meteore haben ihr Maximum Mitte Dezember. Ihre Namen erhalten die Meteorschauer nach dem Sternbild, aus dem die meisten Sternschnuppen dieses Schauers zu kommen scheinen.
Im Falle der Geminiden ist das Sternbild der Zwillinge der sogenannte Radiant. Dieses geht schon am Abend im Osten auf und wandert dann bis zum Sonnenaufgang über den Himmel. Dadurch sind die Geminiden-Sternschnuppen vom abendlichen Dunkelwerden bis in die Morgendämmerung hinein am Himmel zu sehen. Typisch für diesen Meteorschauer sind besonders viele helle, eher langsam fliegende Sternschnuppen, die eine lange Leuchtspur am Himmel hinterlassen. Auf dem Höhepunkt der Geminiden können bis zu 150 Meteore pro Stunde über den Himmel rasen.
Meteorschauer-Maximum zur Primetime
"Die Geminiden sind ein echtes Himmelsschauspiel. Es lohnt sich daher, dem kalten Wetter zu trotzen und auf Sternschnuppenjagd zu gehen", sagt Robert Massey, von der britischen Royal Astronomical Society. In diesem Jahr liegt der Höhepunkt des Geminiden-Meteorschauers am 14. Dezember zudem noch bequem in der "Primetime": Das Maximum ereignet sich am Abend gegen 20:00 Uhr. Günstig auch: Weil am 13. Dezember Neumond war, ist der Mond nur als extrem schmale Sichel am Himmel zu sehen und produziert daher kein Störlicht, das die Sternschnuppen überstrahlen könnte.
"Um die Sternschnuppen zu sehen, braucht man keine spezielle Ausrüstung", sagt Massey. "Suchen Sie sich einfach einen dunklen Standort abseits der hellen Stadtbeleuchtung und blicken Sie nach oben." Sobald sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, müsste man selbst in der Großstadt noch bis zu 50 Sternschnuppen pro Stunde sehen können – sofern das Wetter mitspielt.
Asteroid statt Kometenstaub?
Doch die Geminiden haben noch eine Besonderheit: Anders als die meisten anderen Meteorschauer gehen sie nicht auf den Staubschweif eines Kometen zurück. Stattdessen entdeckten Astronomen im Jahr 1983, dass die Geminiden-Sternschnuppen höchstwahrscheinlich vom Asteroiden (3200) Phaethon stammen. Dieser rund fünf Kilometer große Brocken kreist auf einer stark exzentrischen Bahn um die Sonne, die von jenseits des Mars bis in große Sonnennähe reicht.
Wie dieser Asteroid aber genug Staub für die vielen Meteore erzeugen kann, ist ungeklärt. Denn anders als Kometen sind Asteroiden normalerweise massive Felsbrocken, die selbst bei ihrer größten Sonnenannäherung nur wenig Gas und Staub freisetzen. Beobachtungen durch den NASA-Sonnensatelliten SOHO haben gezeigt, dass Phaeton bei seiner Sonnenpassage zwar vorübergehend einen kurzen Schweif ausbildet. Dieser besteht aber primär aus Gas und enthält kaum Staub.
Aber woher kommen dann die Staubkörnchen der Geminiden-Sternschnuppen? Darüber können Astronomen bisher nur spekulieren. Einer Hypothese nach brach vor längerer Zeit ein Stück des Asteroiden Phaeton ab, zerfiel und erzeugte so die kosmische Staubschwade. Einem anderen Szenario nach bilden sich beim nahen Vorbeiflug Phaetons an der Sonne Risse im Asteroiden, durch die vermehrt Staub austritt. Belegen ließ sich dies aber bisher nicht. Damit bleiben die Geminiden-Sternschnuppen vorerst rätselhaft.