Es ist ein ausgesprochen ungeliebtes Ritual: Nach einem viel zu kurzen Sommer zieht der nasskalte Herbst auf, und sinkende Temperaturen erinnern daran, sich um den Reifenwechsel zu kümmern. Wenn erst einmal Eis und Schnee die Straßen zur Rutschbahn machen, ist es zum „Winterreifen Wechseln“ zu spät. Doch auch hier macht der Fortschritt nicht halt. Umweltfreundliche und so genannte „adaptive Reifen“ stellen interessante Alternativen in Aussicht. Wissen.de fasst den aktuellen Stand zusammen.
Schnee ist eine wunderschöne Angelegenheit – allerdings nur dann, wenn man nicht mit dem Auto unterwegs sein muss. Seit 2012 gilt in Deutschland eine „situative Winterreifenpflicht“, die bei Wetterbedingungen wie Eisglätte und Schneematsch das Aufziehen geeigneter Reifen vorschreibt. Eine Außentemperatur von unter 7 Grad Celsius, die für viele Fahrer noch immer Signalcharakter hat, ist dabei nicht ausschlaggebend.
Winterreifen haben eine stärkere Profiltiefe, die mindestens 4 Millimeter betragen sollte, auch wenn der Gesetzgeber lediglich 1,6 Millimeter verlangt. Sie bestehen aus einer speziellen Gummimischung, die bei Kälte elastisch genug bleibt, um Bodenhaftung zu gewähren; dazu kommen besondere Lamellen im Profil, die zusammen mit der erhöhten Anzahl an Greifkanten für eine bessere Traktion auf rutschigem Untergrund sorgen. Und: Winterreifen verfügen über eine vorgegebene Laufrichtung, damit Wasser und Schmutz besser abtransportiert werden können. Dies muss bei der Montage unbedingt beachtet werden.
Wer sich das „Winterreifen Wechseln“ hingegen erspart, kann zur Kasse gebeten werden – das Bußgeld beträgt 40 Euro und im Fall einer Verkehrsbehinderung das Doppelte. Außerdem sind Schwierigkeiten mit der eigenen Kasko-Versicherung möglich, falls doch einmal ein Unfall passiert. Im Sommer hingegen haben Winterreifen weitaus schlechtere Fahreigenschaften, weswegen sie dann nicht genutzt werden sollten. Das gilt nicht für Ganzjahresreifen, die einen Kompromiss darstellen, der allerdings seine Tücken hat; sie lohnen sich eigentlich nur für Gelegenheitsfahrer.
Für jemanden, der öfter oder sogar viel unterwegs ist, zahlt sich der Reifenwechsel daher weiterhin aus. Allerdings: Länger als sechs Jahre sollte man einen Satz Reifen nicht strapazieren, da das Material ermüdet. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn man Gebrauchtreifen erwirbt, deren Alter meist unklar bleibt. Und Vorsicht mit dem „M+S-Siegel“! Dieses Zeichen für Reifen, die „Matsch und Schnee“-kompatibel sind, ist nicht geschützt. Mehr Sicherheit verspricht das Schneeflockensymbol mit der stilisierten Bergkulisse.
Doch auch bei der Reifenherstellung gibt es Innovationen. So legte die Firma Bridgestone ein Modell vor, das ohne Luftbefüllung auskommt. Stattdessen sorgt eine spezielle Speichenstruktur, die im Inneren des Reifens angelegt ist, für die nötige Flexibilität und Spannung. Die Lauffläche besteht dabei nach wie vor aus Gummi. Der Vorteil ist, dass der Druck des Reifens stabil bleibt, was der Langlebigkeit zugute kommt. Man kann nicht versehentlich mit falschem Luftdruck fahren, und die klassische Reifenpanne sollte ebenfalls nicht mehr vorkommen. Komplett recycelbar sind die Reifen übrigens auch, da die Speichenstruktur aus wiederverwendbarem Thermoplast besteht. Auf dem Markt erhältlich ist der neue Wunderreifen allerdings noch nicht.
Ein anderer Ansatz besteht aus dem so genannten „adaptiven“ Reifen, der das Fahrbahnmaterial erkennt und dann automatisch sein Profil ändert, um optimalen „Grip“ zu gewährleisten. Wenn es diese Idee zur Serienreife bringt, bräuchte man seine Winterreifen nicht mehr zu wechseln – doch noch ist es nicht soweit. Langlebig und recycelbar - das Attribut "umweltfreundlich" ist nun also auch für Reifen in greifbarer Nähe gerückt.