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Vor 30 Jahren: Die erste E-Mail erreicht Deutschland über das Internet

Sie ist aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken: die E-Mail. Mit ihr kommunizieren wir privat und beruflich, verschicken Bilder und Dokumente und sind dank Smartphone nahezu immer und überall erreichbar. Vor 30 Jahren, am 3. August 1984, begann auch für Deutschland die Ära der E-Mail: Damals lief die erste E-Mail aus den USA auf einem deutschen Server ein.
Karlsruher Institut für Technologie

Die erste deutsche Internet-E-Mail
KIT

Bis zum 3. August 1984 waren E-Mails eine reine US-Domäne: Dort lief damals das militärisch finanzierte ARPANET, der Vorläufer des Internets. Und dort standen auch die ersten Server seines zivilen Gegenstücks, des Computer Science Net (CSNET). Dieses damals neue Netzwerk hatte zum Ziel, über das ARPANET hinaus die Wissenschaftskommunikation national und international zu ermöglichen und zu erleichtern.

Einwahl bis dahin nur über die USA

Das CSNET gilt als das erste echte Internet, denn es war auch das erste System, das schon Kommunikationsprotokolle nutzte, die denen des heutigen Internets entsprachen. Andere elektronische Kommunikationsnetze existierten zwar, beruhten aber auf anderen Prinzipien und wurden über kurz oder lang vom WWW verdrängt oder geschluckt.

Wer damals jedoch aus Deutschland eine E-Mail verschicken oder empfangen wollte, musste sich dafür erst in amerikanische Computer einwählen. Denn zu dieser Zeit gab es in Deutschland noch keinen eigenen CSNET- Server. Deshalb sollte nun nach langer Vorbereitung auch Deutschland an das CSNET angeschossen werden. Dafür wurde an der Informatik-Abteilung der Universität Karlsruhe ein Server eingerichtet.

"Welcome to CSNET"

Am 3. August 1984 um 10:14 Uhr mitteleuropäischer Zeit war es dann soweit: Die erste direkte E-Mail aus dem ARPANET traf in Deutschland ein. Sie war die Erste, die von einem eigenständigen deutschen E-Mail-Server empfangen wurde. Mit den Worten “This is your official welcome to CSNET. We are glad to have you aboard“, begrüßte darin die US-Amerikanerin Laura Breeden, Mitarbeiterin des CSNET Koordinations- und Informationszentrums in Boston, die neuen deutschen Mitglieder des Netzwerks und erklärte damit offiziell die Betriebsbereitschaft des deutschen Servers. Damit war Deutschland nun mit einem ersten eigenen Knotenpunkt an dieses erste Internet angeschlossen.

Damals war es noch nicht abzuschätzen, wie rasant sich die E-Mail zu einem der wichtigsten Kommunikationsmedien entwickeln würde. Die wirtschaftliche Bedeutung habe damals niemand einschätzen können. "Wir haben das aus Entdeckerfreude gemacht und nicht an Geld gedacht", sagt Zorn, mittlerweile im Ruhestand und Mitglied der Internet Hall of Fame. „Zwar haben Zeitungen damals darüber berichtet, aber es lief eher unter dem Label Exotenwissenschaft.“ Israel und Deutschland waren die ersten Nationen, die bereits 1984 an das CSNET angeschlossen waren.

Verschickt am 2., abgeholt am 3.

Zum genauen Zeitpunkt der Übermittlung gab es in der Vergangenheit Missverständnisse: Laura Breeden versendete die E-Mail am 2. August um 12:35 Uhr US-Zeit. Sie wurde an den Server CSNET-SH weitergeleitet und landete schließlich im sogenannten CSNET-Relay, in dem die Mails zunächst gesammelt und von Karlsruhe aus abgeholt werden mussten. Deshalb trägt die erste E-Mail in Karlsruhe das Datum des Folgetags und die Uhrzeit 10:14 Uhr.

„Die erste E-Mail in Karlsruhe war der Vorbote einer enormen technologischen und gesellschaftlichen Veränderung“, sagt Holger Hanselka, Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). „Die schnelle Kommunikation hat unsere Welt zusammenwachsen lassen und den grenzüberschreitenden Austausch von Ideen und Perspektiven ermöglicht. Ein gelungenes Beispiel von Forschung und Technologietransfer, die unseren Alltag erreichen.“

Weiterführende Informationen zur Geschichte der ersten E-Mail:

http://www.informatik.kit.edu/ersteEmail